Durch Bedeutungsänderung durch Betonungsänderung induziert Vokal-Längenänderung:
In meiner Umgebung kommt es vor, daß ein Nicht-Muttersprachler, der aber schon lange in D lebt, Deutsch Aufsätze verbessert. Er fragt mich manchmal um Rat. Diesmal hatte er folgende Formel:
Er (vorgelesen): "Man kann so mit Konflikte umgehen."
Ich: Da ist eine Fehler drin, es muß heißen: "mit Konflikten umgehen" - mit erfordert den Dativ.
Er: "etwas umgehen" ist Akkusativ.
Ich: Ahaaa, Du meinst "etwas umgehen" statt "mit etwas umgehen". Das betonen wir unterschiedlich.
A: Mit etwas umgehen (gebrauchen) - das u betonen und das e von gehen kurz.
B: etwas umgehen (ausweichen) dass initiale u unbetont und das 1. e von gehen gedehnt, also umgéhen.
Ist diese Betonungsdifferenz auch in Süddeutschland so?
Wir sehen hier in Aktion, wie die Semantik, also die Bedeutungen, auf die Betonung, und damit auf die Lautgestaltung wirkt. Auslöser dieser Lautdifferentiation (dieser differenten Aussprache) ist der Wille, die Bedeutungen zu unterscheiden. Ich bin auf diesen Fall nur aufmerksam geworden, weil der Fragesteller Nicht-Deutsch-Muttersprachler ist. Kennt Ihr mehr solche Verba, die man bedeutungsabhängig unterschiedlich betont. Gibt es schon eine solche Liste?
Noch wichtig: Führt, wenn eine Silbe den Ton erhält, das automatisch dazu, daß der Vokal lang wird?
DWDS erwähnt in seinem Korpus allerdings gar nicht die unterschiedliche Betonung bei den Bedeutungen.