Interessante Vorträge

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Beitragvon marcus03 » So 6. Dez 2020, 09:28

Ich bin auf 2 sehr interessante Vorträge zum Thema BILDUNG und HUMANISMUS gestoßen:

https://www.3sat.de/wissen/tele-akademi ... e-100.html
https://www.ardmediathek.de/swr/video/t ... EzNTk0Njg/
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon mystica » Fr 11. Dez 2020, 11:59

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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Tiberis » Fr 11. Dez 2020, 22:29

marcus03 hat geschrieben:Vorträge zum Thema BILDUNG


Ich gestehe, dass ich Herrn Kaube zunächst in vielem zustimmen konnte, insbesondere seinen Ausführungen zu den grundlegenden Kulturtechniken. Leider nur "zunächst", denn spätestens ab Minute 33.10 , als es darum ging, dass die Schüler ja auch anhand eines Kochbuchs (!) denken lernen könnten und der Vortragende diesbezügliche Freiheiten verlangte, denen jedoch die "unsinnigen Lehrpläne" entgegenstünden - als Beispiele nannte er explizit die Fächer Latein und Griechisch (!) - , musste ich meine Meinung über Herrn Kaube gründlich revidieren. :sad:
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Sapientius » So 13. Dez 2020, 10:05

... die Schüler ja auch anhand eines Kochbuchs (!) denken lernen könnten


Vgl. Robert Fulgham, "All I really need to know I learned in kindergarten", 1986.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon marcus03 » So 13. Dez 2020, 12:02

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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon mystica » Mo 14. Dez 2020, 10:39

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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Tiberis » Mo 14. Dez 2020, 15:34

Dieser Precht erinnert mich an die Sophisten. Er ist zweifellos intelligent, äußerst eloquent, versehen mit einem gewissen jugendlich-revolutionären Impetus, und versteht es bestens, das unbedarfte und völlig unkritische Publikum für seine Ansichten zu vereinnahmen. Mit seinem Seitenhieb auf die klassischen Sprachen hat er, ein Bildungspopulist reinsten Wassers, die Lacher seiner Zuhörer allemal auf seiner Seite.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon iurisconsultus » Mo 14. Dez 2020, 19:58

Ich bin jetzt kein Kenner oder Anhänger irgendwelcher lebender Philosophen, aber ich kenne etwas Konrad Paul Liessmanns Ausführungen zur Bildung. Sie sind jedenfalls gehaltvoller als das.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon sinemetu » Mo 14. Dez 2020, 22:33

Wenn es strukturellen Rassismus durch von Weißen geschaffene Strukturen gibt, warum profitieren dann besonders Ostasiaten davon?
https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna

habe bei Vorträge Kaube und Precht angehört: Wir befinden uns offenbar mitten in einer 50-jährigen Kulturrevolution, aber einer, die weiter gehen wird, als die Chinesische. In China, ist dank der Schrift, eine Kulturrevolution unmöglich, weil das Rebusprinzip, das, was wir Etymologie nennen, implizite mitbringt. Damit ist die Rückbindung (Religio) immer gegeben.
Unsere Kulturrevolution begann nicht von ungefähr mit einer Gegnerschaft zu den alten Sprachen. Dies hatte jedoch weniger mit der "Denkbefähigung" zu tun, als mit der Historie und der Kirchenfeindschaft. Links will den "neuen Menschen", und der soll unbelastet sein von allem Alten.
Warum sind die alten Sprache wichtig, im Gegensatz zu den Neuen? Man lernt am besten eine Sprache, nie im Unterricht, sondern immer vor Ort, weil die Situation spricht. Man kann jede moderne Sprache agrammatisch lernen. Das geht mit den A. S. nicht, weil die Situation weitgehend schweigt. Man braucht die Grammatik. Wer die Grammatik nicht versteht, wird die Konstruktion nie verstehen und erkennen. Das ist dasselbe, wie mit der Algebra in Mathe. Bildung ist direkt messbar an der Anzahl der Wörter, die jemand kennt. Stil wächst erst mit den Möglichkeiten des Ausdrucks, diese Wiederrum hängen an der Anzahl der Worte, die beherrscht werden. Eine lebende europäische Sprache von den alten Sprachen abschneiden, heißt sie vernichten. Es ist gut daß es Menschen gibt, die Arrangement und Engagement, Präzision und Präzession, dediziert und dezidiert nicht unterscheiden können, und ebensogut ist es, daß es andere gibt, die dies noch können.
Schön ist und bleibt, daß es Dinge gibt, die man nicht kaufen kann: Um diese zu besitzen, muß man sich immer selber auf den Weg machen. Noch schöner ist, daß der Weg immer steiler und steiniger wird. Ich würde aus dem Bildungskanon überhaupt die Naturwissenschaften rausschmeißen, Mathe verstärken, Kunst und Laber ebenfalls vollkommen weg, dafür Chinesisch und Ägyptologie obligatorisch rein und noch irgendwas Exotisches (Afrika ist in), irgendein Bantudialekt. Damit die Leute wissen, wie schön es in der Steinzeit war. Deutsch würde ich nur von Ausländern unterrichten lassen, und Germanistik an den Universitäten schließen. Wenn unsere Kulturrevolution zu Ende ist, wird es auch keine Deutschen mehr geben, zum einen, weil es niemandem mehr einfallen wird, sich zu seinem Deutsch-Sein zu bekennen, zum andern, weil die Sprache so entgrätet und versprechblast worden sein wird, wie sie zwangsläufig dem new-speaksierten Argot einer vor sich hin dämmernden Politkaste entsprechen muß.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Tiberis » Mo 14. Dez 2020, 23:58

sinemetu hat geschrieben:Schön ist und bleibt, daß es Dinge gibt, die man nicht kaufen kann: Um diese zu besitzen, muß man sich immer selber auf den Weg machen. Noch schöner ist, daß der Weg immer steiler und steiniger wird.

...und am schönsten ist, dass du in Sachen Bildungspolitik zum Glück nichts zu reden hast.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Sapientius » Di 15. Dez 2020, 17:50

Tiberis hat geschrieben:Dieser Precht erinnert mich an die Sophisten.


Die Sophisten musst du höher einstufen, sie lösen ja die ganze gr. Klassik aus, sie inspirieren Sophokles zu seinen Tragödien, Sokrates steht gegen sie, gehört aber auch dazu; Platon baut seine ganze Lehre von den Ideen auf im Kampf gegen den von den Sophisten vertretenen Relativismus, und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende.
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon marcus03 » Di 15. Dez 2020, 19:01

Sapientius hat geschrieben:und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende.

Der Relativismus hat mMn schon gewonnen. Überall sind Auflösungsprozess im Gang.
Auch der Wert des Lebens ist relativ, wenn die Kapazitäten erschöpft sind, es zu retten (Triage).
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon mystica » Mi 16. Dez 2020, 10:47

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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon marcus03 » Mi 16. Dez 2020, 11:49

Man muss den Sophismus differenziert sehen. Pauschalurteile werden ihm nicht gerecht.
Schon in der Antike erkannte man seine Bedeutung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sophisten#Rezeption
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Re: Interessante Vorträge

Beitragvon Sapientius » Mi 16. Dez 2020, 17:08

Liebe Mystica, in der zeitgenössischen Beurteilung hat man ihn zu den Sophisten gerechnet; in der Komödie des Aristophanes, "Die Wolken", betreibt S. ein "Phrontisterion", Denkinstitut, und sinnt gerade der Frage nach, ob die Grillen ihr Gezirpe durch die obere oder untere Körperöffnung von sich geben. Und die Anklage im Prozess gegen S. geht auch in die Richtung "sophistische Religionskritik". Unser Bild von den Sophisten ist von der Polemik Platons her geprägt.
Wenn wir die ganz große Perspektive suchen: bei den Sophisten meldet sich der Geist der Moderne zum ersten Mal zu Wort.
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