Knast und Ast

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Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 14:02

sind nicht nur bezogen, sondern teilidentisch, indem der Knast der Teil des Astes im Stamm ist, und im Brett sichtbar wird.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon marcus03 » Di 19. Jan 2021, 14:10

Knast m. ‘Haftstrafe’. Der heute umgangssprachliche, vorher gaunersprachliche Ausdruck (Anfang 19. Jh.) stammt vermutlich aus jidd. knass, knast ‘Strafe, Gefängnis’, vgl. hebr. qānas ‘strafen’. Knast ‘Gefängnis, Arrest’ (im Knast sitzen) wird in der Soldatensprache des ersten Weltkriegs üblich. Knastologe m. ‘Strafgefangener’ (überwiegend nach der Haftentlassung), scherzhafte Bildung (19./20. Jh.) aus ↗Knast und ↗-loge (s. d.).


Ast m. ‘stärkerer Zweig eines Baumes, Strauches’, ahd. ast ‘Ast, Zweig’ (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. mnl. ast, got. asts und die dehnstufigen Formen mnd. aengl. ōst, nl. oest ‘Knorren, Baumstumpf’ sind (wie ähnlich gebildetes ↗Nest, s. d.) ihrem Ursprung nach Komposita. Sie führen mit griech. ózos (ὄζος), armen. ost ‘Ast, Zweig’ auf eine Form ie. *ō̌zdos (z = stimmhaftes s), die das Präfix ō̌- ‘nahe an’ und die Schwundstufe der Wurzel *sed- (s. ↗sitzen) enthält, also wörtlich ‘was (am Stamm) ansitzt’ bedeutet. An die Vorstellung des aus dem Stamm herauswachsenden Astes oder an die spezielle Bedeutung ‘Knorren, Auswuchs im Holz’ anknüpfend, findet sich Ast seit etwa 1800 auch in der Bedeutung ‘Buckel’, daher die Wendung sich einen Ast lachen ‘sich vor Lachen krümmen’ (Mitte 19. Jh.), vgl. sich bucklig lachen. asten Vb. ‘etw. Schweres (auf der Schulter, dem Rücken) tragen’ (Ende 19. Jh.), vgl. buckeln.


Damit dürfte der Knast-Ast abgesägt sein.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon Willimox » Di 19. Jan 2021, 14:24

Und den Holzkopf wenn's sehen, spucken die Holzwürmer schon von weitem.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon Zythophilus » Di 19. Jan 2021, 14:37

Man kann die lautliche Ähnlichkeit von Wörtern für Wortspiele nutzen und damit sogar originell wirken. Spekulationen über eine "Teilidentität" haben jedenfalls nichts in einem Latinforum zu suchen, nicht einmal unter "sonstige Diskussion". Wer durch Zufall auf e-latein stößt und diesen Bereich öffnet, wird sich mit "Hast" abwenden.
Das ist weder wissenschaftlich noch originell und gehört in keiner Weise hierher.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 15:40

Zythophilus hat geschrieben: Spekulationen über eine "Teilidentität" haben jedenfalls nichts in einem Latinforum zu suchen, ....


Lieber Bierfreund, bemühe mich doch einfach mal zu verstehen. Es geht bei dem Worte Teilidentität hier in diesem Zusammenhang weder um die Signifikanten, noch um die Worte, noch um Klänge, sondern damit ist zum Ausdruck gebracht, daß der Knast ganz real Teil eines Astes ist, und damit zum Teil mit diesem identisch ist.
Die Sprache belegt beide Signifikate mit ziemlich ähnlichen Worten, ob die nun einer Wurzel entstammen oder nicht, und unabhängig davon, wie die einzelnen Signifikanten zustandegekommen sind, ob nun onomatopoetisch oder arbiträr. Bei Knast liegt ja knarren nahe. Diese reale Teilidentität der Dinge ist die engste Form der Bezüglichkeit, die Worte zueinander haben können. Wir hatten das schon bei Katze und Tatze, bei Spritze und Spitze*, wo ja auch eine reale Teilidentität der Signifikate vorliegt. Die Klangähnlichkeit gibt Grund zur Vermutung, daß bei der Ausformung des Klangbildes der beiden Worte die assoziative Präsenz der beteiligten Signifikate eine Rolle spielt.
Für diese vorgrammatischen Prozesse der Wortbildung gibt es verständlicherweise keine morphologischen Regeln.

*Bei den heterorhizen Wörtern Dorn und Horn besteht z. B. keine Teilidentität der Signifikate, obwohl auch diese Klangbilder sich gegenseitig per assoziativer Präsenz beeinflusst haben.
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 19. Jan 2021, 19:35, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon marcus03 » Di 19. Jan 2021, 15:55

sinemetu hat geschrieben:Die Klangähnlichkeit gibt Grund zur Vermutung, daß bei der Ausformung des Klangbildes der beiden Worte die assoziative Präsenz der beteiligten Signifikate eine Rolle spielt.

Ich glaube, hier kommen wir auf keinen grünen Ast, sondern machen bald unfreiwillig Rast im
gummiverkleideten Psycho-Knast. ;-)
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Re: Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 16:27

Die häufigste Art übrigens, wie ein Ast tätig wird, ist ragen, danach abbrechen. Zwar ragen auch andere Dinge, aber Äste eben besonders markant. Ragen stelle ich zu regen, etwas das ragt, hat sich wortwörtlich aufgeregt. Quelle DWDS Wortprofil zu Ast.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon marcus03 » Di 19. Jan 2021, 17:28

Mancher lacht sich inzwischen ein Ast oder denkt verzweifelt darüber nach, sich an einem
solchen aufzuknüpfen. Es wird immer abstruser.
Ein hervorragendes Beispiel für eine etymologia phantastica omnique solo carens!
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Re: Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 18:38

marcus03 hat geschrieben:Ein hervorragendes Beispiel für eine etymologia phantastica omnique solo carens!


Hallo Marcus03, ich habe doch gar nichts über die Etymologie behauptet, .. sondern vielmehr geschrieben:
...ob die nun einer Wurzel entstammen oder nicht ....
:-o
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Re: Knast und Ast

Beitragvon medicus » Di 19. Jan 2021, 19:38

Ich kannte diese Bedeutung von Knast bisher nicht.
http://thesaurus.altervista.org/dict/de/Knast
gekrümmter Teil eines Astes; Baumstamm mit Verdickungen; Baumstumpf.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 20:51

Knast (Hunger) ist sicherlich sekundär von Knast (Gefängnis), welches aber heterorhiz zu Knast (Ast) ist.
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Re: Knast und Ast

Beitragvon medicus » Di 19. Jan 2021, 21:04

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Re: Knast und Ast

Beitragvon medicus » Di 19. Jan 2021, 21:07

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Re: Knast und Ast

Beitragvon sinemetu » Di 19. Jan 2021, 22:14

Danke Medikus, der Zusammenhang von Knast (Hunger) mit Knast (Gefängnis) war von mir auch nur vermutet worden, eine naheliegende Idee, weil Gefängnis zu Hunger bezogen ist. Überzeugend ist es nicht, die Einwände sind alle berechtigt, allerdings überzeugt mich die Anleitung zu Knastern und knuspern auch nicht. Es braucht einfach mehr Belege. Es ist auch nicht ausgemacht, daß die Wendung nur einen Ursprung hat. Auch müsse eine Motivation, Erklärung her, warum sich das u von Knast in ein a verwandelt haben sollte. Parallelen gibt es sicherlich, auch wenn mir grad nichts einfällt.

Danke Medicus noch für Stackexchange!
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Re: Knast und Ast

Beitragvon ClaudiaK » Mi 20. Jan 2021, 08:58

Bausteine und Assonanzen zu -ast hat ein Sprachschaffender der Trivialunterhaltung legendär verarbeitet:

https://musikguru.de/otto-waalkes/songt ... 65220.html

Zur Lesemotivation: Am Ende gibt es textliches Freibier.
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