Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

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Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Do 14. Okt 2021, 14:23

Sapientius:

Vergesst nicht, wir sind hier nicht in "Latine loquendi" :) , wir wollen ja nicht die verdrängen, die nicht so flüssig im L. sind.
[quote]Cosmi evolutio paene omnino explicata Deo bono et benevolenti contradicit.
Vita ex evolutione crudelissima nata est, cuius crudelitas adhuc non desiit.
[quote]

"paene omnino explicata": wie man es nimmt, die Wissenschaft überschaut nur 15 Mrd. Jahre, und was war vor 16, 17, 20, 100 Mrd. Jahren? "Kosmos" bezeichnet eine Ganzheit, die liegt ganz außerhalb der Wissenschaft.
Der gnädige Gott ist nur ein Aspekt, die Grausamkeit ist durchaus im Blick der Glaubenssicht: Vertreibung aus dem Paradies, Heulen und Zähneknirschen, De profundis ...

Marce, du machst dich zum Sprecher der Aufklärung, wagst du es auch auszusprechen, was sie mit uns Lateinern vorhat, welchen Stellenwert sie uns im Bildungssystem zubilligt?
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Do 14. Okt 2021, 14:24

marcus03:

Sapientius hat geschrieben:und was war vor 16, 17, 20, 100 Mrd. Jahren? "Kosmos" bezeichnet eine Ganzheit

Die Frage isi sinnfrei, weil die Zeit erst mit dem Urknall entstand. Zeit ist an Materie gebunden.

Sapientius hat geschrieben:die Grausamkeit ist durchaus im Blick der Glaubenssicht: Vertreibung aus dem Paradies, Heulen und Zähneknirschen, De profundis ...

Diese Bilder, die jeder historischen Faktizität entbehren, sind wenig hilfreich.
Sie verharmlosen eher den brutalen Verlauf der Evolution mit mehreren
holokaustischen Massenaussterben.

Sapientius hat geschrieben:Der gnädige Gott ist nur ein Aspekt,

Das ist eine anthropomorphe Wunschvorstellung, der der Realität widerspricht.
Gott greift nirgends ein um Leid zu mildern. Das kann nur der Mensch.
Die Kirchen benutzen sie, weil sie einem menschl. Bedürfnis entspricht, und um damit
fragwürdige Geschäfte zu machen. Man schmiert den Leuten Erlösungshonig ums Maul
im Wissen um dessen psychologische Wirkung und macht sie abhängig wie von einer Droge.
Der jämmerliche Zustand der Kirchen beweist, dass man defacto am Ende ist.
Statt die simple Botschaft des Nazareners konkret umzusetzen hat man gewaltige Theoriegebäude errichtet,die mit der menschlichen Wirklichkeit nichts zu haben und nur der Profilierung ihrer Erbauer dienen.
Immer mehr Menschen verzichten auf diesen Honig, weil er kein einziges Problem im real life löst,
in dem immer noch gilt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott oder auch nicht. Wenns nicht klappt,
lags am unerforschlichen = dubiosen Willen Gottes oder der Gnadenverweigerung,
weil du ihm nicht sympathisch bist. Selber schuld, wer zur massa damnata gehört
(modern: wer die Arschkarte aufgrund seiner Genetik und Sozialisierung gezogen hat).
Diese "Erfahrung" machte schon Kain und wurde deswegen zum Mörder.
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon ClaudiaK » Do 14. Okt 2021, 17:51

Sapientius hat geschrieben:
Marce, du machst dich zum Sprecher der Aufklärung, wagst du es auch auszusprechen, was sie mit uns Lateinern vorhat, welchen Stellenwert sie uns im Bildungssystem zubilligt?


Sapientius, lass mich nicht im Dunkeln!! Kläre mich auf!! Was hat man mit uns Lateinern vor? :-o
Zähle ich als Frau auch als Lateiner und wenn ja, komme ich als Frau mit Versprechungen aus dem klassischen Repertoire aus der Nummer raus? :wink:
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon Sapientius » Fr 15. Okt 2021, 07:58

Was hat man mit uns Lateinern vor? :-o
Zähle ich als Frau auch als Lateiner


Ob ich dein Dunkel aufklären kann, weiß ich nicht; aber als Frau zählst du auch zu den lateinern, denn im D. haben wir im Plural gar keine Genus-Unterscheidung; Singular: der die das, Plural nur "die": da tritt das feminine "die" für alle Geschlechter ein.
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Fr 15. Okt 2021, 08:07

Sapientius hat geschrieben:aber als Frau zählst du auch zu den lateinern

Heute heißt das korrekt: LateinerInnen/ Lateiner:innen/ Lateiner*innen! ;-)
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon Sapientius » So 17. Okt 2021, 08:15

Aus der Gender-Debatte können wir für unsere Grammatik eine nützliche Einsicht ableiten: es gibt ein "genus commune", das erscheint zwar nicht in der Deklinationstabelle, aber in der Bedeutung: ein Genus kann auch das andere einschließen, "Der Bürger muss Steuern bezahlen", "Der Radfahrer muss absteigen". Das Maskulinum fungiert als genus commune, kann man sagen; auch dieser Begriff des Fungierens ist grammatisch interessant: da wirkt etwas als etwas anderes als es ist: beim Infinitiv fungiert ein Verb als Substantiv, beim Gerundiv als Adjektiv; beim Nebensatz fungiert ein Satz als Satzteil; beim ACI fungiert ein Akkusativ als Subjekt.
So kann unser Grammatikzirkus neue Attraktionen herausbringen.
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » So 17. Okt 2021, 13:34

Der kollektive Singular wird sicher auch noch dem Genderwahnsinn zum Opfer fallen.
Wart's nur ab! ;-)
So ist nunmal der:die Gender-Mensch:in :lol:
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon medicus » So 17. Okt 2021, 18:01

marcus03 hat geschrieben:Genderwahnsinn
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Mo 18. Okt 2021, 08:28

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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon Veterinaria » Mo 18. Okt 2021, 20:29

marcus03 hat geschrieben:vgl:
https://www.heute.at/s/bayern-will-das- ... -100164394


Guten Abend,

wo er recht hat, der Söder, da hat er recht: Bei uns hat die Bundesverwaltung ihren Angestellten das
Genderisieren in ihren Schriftstücken verboten. Mit der Begründung, dass Menschen, die eh schon Mühe mit der deutschen Sprache hätten, noch weniger von den (meist im "Juristendeutsch" abgefassten) Mitteilungen verstehen würden. Dieser Erlass hat zur Folge, dass die meisten kantonalen Verwaltungen und Gerichte nachziehen werden.
Persönlich finde ich diese Zwängerei - nach dem fortlaufenden Einführen von Anglizismen und der letzten, unglücklichen Dudenreform - als weitere Verschandelung unserer Sprache. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit irgendeiner anderen Sprache gemacht wird.

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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Di 19. Okt 2021, 07:00

Bald wird man nur noch "Corona:us-Virus" sagen dürfen.
Sonst zieht das Virus vor den:die EuGH:in. ;-)
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon Sapientius » Di 19. Okt 2021, 16:45

Es lohnt sich, sich einmal zu überlegen, wie man diese Gender-Bewegung in einen größeren Zusammenhang einordnen kann, welche Verbindungslinien und Entwicklungen mit hineinspielen, wie sie sich um allgemeinen Mainstream verhält.
Da fällt mir zuerst ein, sie gehört zu der allgemeinen neuzeitlichen Bewegung der Individualisierung, der Auflösung der kompakten Einheiten, des Relativismus, des Freiheitsbewusstseins des Einzelnen. Mit Descartes rückt der Focus des Denkens vom Seienden, Objektiven zur Seele des Einzelnen, das Subjektive tritt ins Rampenlicht; mit Luther tritt das Ringen des Einzelnen mit den theologischen Fragen in den Vordergrund; der Kontrast ist Kaiser Karl V., da gilt noch: Ein Gott - eine Sonne - ein Reich - ein Kaiser - eine Religion; noch später gilt: Cuius regio, eius religio: der Landesherr bestimmt die Religion der Untertanen. Die Entwicklung ging weiter, bis zur Aufklärung des 18. Jh., Religion ist Privatsache.

Der Relativismus setzt mächtig ein mit Heraklit, die Entwicklung markiert unsere ganze Geistesgeschichte, man denke daran, Antike und Christentum bis ins Mittelalter hatten das Weltbild mit absolutem Raum und Richtungen, man wusste, was oben und was unten ist; seit Newton ist uns das alles verlorengegangen, es gibt keinen Himmel mehr, keine absolute Zeit, keinen absoluten Raum.
Alles wird kleingehackt, man sieht es bei der Gesteinserosion, oben die ragenden Felsen der Dolomiten, unten Schutthalden.

Nicht zu vergessen ist die Erfahrung des Scheiterns, die ganz wesentlich zu den Resultaten der Entwicklung gehört: mit dem Sieg der Freiheit bei der Französischen Revolution war der Sieg der Guilloutine verbunden.

Die Genderbewegung leitet sich vom Marxismus ab, von der Maxime "ungerechte Verhältnisse muss man umstürzen", und "die Philosophie hat die Welt nur interpretiert, man muss sie aber verändern".
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Mi 20. Okt 2021, 07:17

Sapientius hat geschrieben:Nicht zu vergessen ist die Erfahrung des Scheiterns, die ganz wesentlich zu den Resultaten der Entwicklung gehört: mit dem Sieg der Freiheit bei der Französischen Revolution war der Sieg der Guilloutine verbunden.

Und was ist mit den Opfern der skrupellosen Regime und deren Herrscher vor der Revolution
,die auf Kosten des armen Volkes lebten und es ausbeuteten?
(" Wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen.")
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon mystica » Mi 20. Okt 2021, 13:05

.
Zuletzt geändert von mystica am Do 14. Jul 2022, 11:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Urknall, Gott, Aufklärung (Themaauslagerung)

Beitragvon marcus03 » Mi 20. Okt 2021, 14:16

Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." - das Zitat geht zurück auf Jean-Jacques Rousseau, Bekenntnisse, Band VI. verfasst 1765–1770 und veröffentlicht 1782 ('Brioche' ist eine französische Backware, die dem deutschen Stuten ähnlich ist. Die Übersetzung mit 'Kuchen' ist also nicht ganz korrekt. Dennoch wird sie gerne genutzt, um den vermeintlich negativen Charakter der Marie Antoinette zu unterstreichen.)

(Original franz.: "S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche.")


Vlt. hat sie aber in diese Richtung gedacht. Wer weiß?

Marie Antoinette zog das Unheil auf sich, nicht an allem war sie unschuldig. Ihr Aufwand, was Kleider und Frisuren betraf, war enorm, ein Fashion-Victim sondergleichen. Sie taktierte ungeschickt und scheiterte im Versuch, Politik zu betreiben. Erst vor Gericht zeigte sie öffentlich die Würde, die ihr im Nachhinein zugeschrieben wird. Da erschien sie weder jung noch frivol oder unklug. Ihre letzen Worte am 16. Oktober 1793 waren "Pardon, Monsieur". Marie Antoinette war versehentlich auf den Fuß des Henkers getreten.

https://www.welt.de/print/wams/vermisch ... nette.html
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