Sapientius hat geschrieben:Wissenschaftler wissen, was Energie ist
Im Gegenteil, Claudia, sie verzichten auf diese Frage und überlassen sie den Platonikern; sie fragen stattdessen: wie funktioniert Energie? So geht es generell in der NZ: Freud fragte nicht: was ist die Seele, wie Platon gefragt hatte; sondern er untersuchte seelische Prozesse. Newton fragte nicht, was Kraft ist, sondern untersuchte ihre Wirkungen.
Das ist sehr gut gesagt, Sapientius, sie verzichten auf diese "letzten", d. h. eschatologischen Fragen", und damit einfach auf den Anspruch, das Wesen, bzw. Sein einer Sache in einem Begriff fassen zu wollen, gehen praktisch vor, im Prinzip, wie die positive Wissenschaft Medizin ....
Jetzt stell Dir vor, genau so machen es die Christen, d. h. nicht die Theologen, sondern die Christen, die nehmen Gott ganz praktisch und fragen, wie funktioniert er, und dann experimentieren sie rum. Und wenn es klappt, dann machen sie da weiter - begehen aber oft den Fehler und machen sich ein Bild von IHM, was eigentlich expressis verbis verboten, und was die Theologen auch wissen müssten, aber, solange es "klappt" machen sie weiter, und verhalten sich damit haargenau wie die andern Menschen, die auch alles weitermachen, solange es klappt, die Wissenschaft- Einstein soll man gefragt haben: "Warum wollen sie Physik studieren, wir wissen alles." - das war einer von denen, die nie das praktische "Klappt" hinterfragt haben. Und diejenigen, die "verstehen", sind auch die, die das "Klappt"
nicht hinterfragen. Um das Hinterfragen zu können, muss man die Wortgrenze durchbrechen und dass "Verständnis" foltern oder man hat die Gabe des Hörens.
Das experimentelle praktische Christentum funktioniert genau so: Standardsituation, jeder weiss, was jetzt passiert, der Akteur, tut aber das Nicht-Erwartete, sondern, er hält die andere Backe hin, und plötzlich bemerkt er, er, der noch nie auf dem Drahtseil gegangen ist, dass er hoch über einem tiefen Tal auf einen Drahtseil sich befindet und beobachtet seinen Körper, der darauf über das Tal hinweg läuft, als ob er diese Kunst 100 Jahre geübt hätte. Er erlebt, wie sich die Welt partiell nach dem richtet, was er praktisch "erglaubt" hat. Und Du kannst wissen, der Drahtseilläufer macht weiter auf seinem Weg. Irgendjemand hat's mal gesagt. Es kommt nicht darauf an, die Welt zu erklären, sondern sie zu verändern. Wenn man andauernd über Drahtseile läuft, ist natürlich logisch, dass man dann bald in ein anderes Land kommt, eine andere Sprache spricht etc. etc. und dass andere die Beschreibungen des Drahseilläufers dann für "Geschwafel" halten. Damit muss man leben. Gott hatte, nachdem er hier auf Erden hinabgekommen war, auch seine Schwierigkeiten, sich mitzuteilen und seine Taten hat man bis heute nur teilweise erfasst. Mehr, als das gute Beispiel vorleben, geht sowieso nicht. Und es ist auch verständlich, wenn man Leute Wasser predigen hört, und sie Wein saufen sieht, dass man dann die ganze Predigt für Geschwafel hält. Mein volles Verständnis.
Aber es ist müssig, sich über die Kirche aufzuregen, wie es müssig ist, sich über die Gesellschaft aufzuregen, weil beides nämlich dasselbe ist, dass sollte Marcus03 mal beherzigen. Abusus non tollit usum.
Ich wollte zu dem "Erglauben" noch etwas sagen. Es gilt leider, wie für den Glauben, auch für den Aberglauben, je älter, desto sicherer. Die Welt als Ganze ist eine Erglaubte. Das, was der Mensch glaubt, das wird! Glauben ist wirken, Wirklichkeit schaffende Kraft. Das ist das Konzept des Gottes Amun der Ägypter, die Amenopolis. Deswegen gibt es Zeitungen und Think-Design, um diesen Raum im Menschen zu besetzen. Wer diesen Raum besetzt, der lenkt den Menschen.