Januarius

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Januarius

Beitragvon Odinus Thorus » Mo 20. Dez 2021, 21:49

Was, Marcus03, ist eigentlich dazu zu sagen:
https://www.youtube.com/watch?v=mj37MsdM8nw
Mein Bruder würde sagen: "Geschäftemacherei" oder "vom Teufel"....
Ich würde sagen: Was beweist bergauf fliessendes Wasser?
Aber was sagst Du dazu?
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Re: Januarius

Beitragvon marcus03 » Di 21. Dez 2021, 09:34

https://www.gwup.org/infos/themen/65-re ... von-neapel

Das Wunder ist bekanntlich des Glaubens liebstes Kind.
Man sollte hinzufügen: und gefährlichstes Kind. Es lenkt vom Wesentlichen ab.
Jesus selbst verweigerte Wunder.
Sie sind ein weiteres, höchst fragwürdiges Geschäftsmodell, mit dem kräftig abgezockt wird.
Wer nur glauben kann, weil er an Wunder glaubt, ist bedauernswert.
vgl:
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.


PS:
Es ist viel einfacher und bequemer dem Wunderglauben anzuhängen als die Bergpredigt zu leben.
Mit schweren Enttäuschungen muss man jedoch in beiden Fällen rechnen.

Es gibt nur ein wahres Wunder, wenn man es so nennen kann: Dass etwas ist und nicht Nichts.
Wie lange das noch gültig sein wird, hängt wohl nur noch davon ab, was die Quantenmechanik
in der Zukunft noch an Erkenntnissen liefern wird, vlt. sogar überprüfbaren.
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Re: Januarius

Beitragvon ille ego qui » Di 21. Dez 2021, 10:25

Jesus selbst verweigerte Wunder.


Wirklich? Gibt es da Bibelstellen?
Wie ist es mit Vermehrung von Speisen, Heilung von Kranken u.Ä.?
Ich bin (leider) nicht allzu bibelfest.
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
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Re: Januarius

Beitragvon marcus03 » Di 21. Dez 2021, 10:35

. Werden von ihm Demonstrationswunder, durch die er sich selber als Mann Gottes beglaubigen soll, gefordert, so verweigert er sie (Mk 8, 11f.; Mt 4, 5,7; 12, 38,40). Jesus demonstriert nicht sich selbst.


https://www.nzz.ch/folio/weil-es-ihn-ja ... ld.1616429

ille ego qui hat geschrieben:Wie ist es mit Vermehrung von Speisen, Heilung von Kranken u.Ä.?

Auch dafür hat die moderne Exegese Erklärungen, psychologische, theologische oder metaphorische
oder ganz banale:
Brotvermehrung: die, die was dabei hatten, teilten es mit den anderen Iesu hortante.
vgl:
https://dewiki.de/Lexikon/Wundersame_Br ... s%C3%A4tze
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Re: Januarius

Beitragvon ille ego qui » Di 21. Dez 2021, 10:50

Nach der Historizität hatte ich tatsächlich gar nicht fragen wollen ... ;-)
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
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Re: Januarius

Beitragvon marcus03 » Di 21. Dez 2021, 11:19

Der historische Jesus ist in summa unbekannt.
vgl:
"Albert Schweitzer, Geschichte der Leben-Jesu-Forschung".

Die ipsissimae voces kann man an beiden Händen abzählen, mit den res gestae dürfte es ähnlich sein. :)
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Re: Januarius

Beitragvon Odinus Thorus » Di 21. Dez 2021, 13:45

marcus03 hat geschrieben:Das Wunder ist bekanntlich des Glaubens liebstes Kind.
Man sollte hinzufügen: und gefährlichstes Kind. Es lenkt vom Wesentlichen ab.
Jesus selbst verweigerte Wunder.
Sie sind ein weiteres, höchst fragwürdiges Geschäftsmodell, mit dem kräftig abgezockt wird.
Wer nur glauben kann, weil er an Wunder glaubt, ist bedauernswert.

Das alles sagt mein Bruder auch so ungefähr. Und ich gebe ihm teilweise recht. Pia Fraus ist seit alters her die Ausrede der Protestanten. Aber alle diese Antworten werden dem Phänomen nicht gerecht. Denke Dir die altertümlichen Anzüge der Betrachter weg. Was übrig bleibt, sind staunende Gesichter. Und jetzt denke dir das aus dem Kath. weg, z. B. nach Japan hin ... Oder hast du schon mal Steine gesehen, die zu bestimmten Daten flüssig werden?


vgl:
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Das Wort hat gehört voll hierher. Denn, sie sehen ja nicht, die das Wunder bestaunen. Wenn sie sehn würden, würden sie nicht staunen.

marcus03 hat geschrieben:Es ist viel einfacher und bequemer dem Wunderglauben anzuhängen als die Bergpredigt zu leben.
Mit schweren Enttäuschungen muss man jedoch in beiden Fällen rechnen.

es scheint so...
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Re: Januarius

Beitragvon marcus03 » Di 21. Dez 2021, 17:09

Wer auf Wunder hofft, darf sich nicht wundern, wenn er auf Godot warten muss.
Denn der christliche Gott hat nur unsere Hände um das eine oder andere kleine Wunder zu
wirken, deren größten schon immer war ist bleibt: die Menschlichkeit des Menschen zu retten
und zu vollenden in einer weitgehend kalten, grausamen Welt, die das Telos des
homo vere humanus als eigentliche Christogenese als das mMn größter aller denkbaren
Wunder endgültig ad absurdum zu führen droht.

"Dort, wo der Mensch wirklich sich selber loslässt und seinen Nächsten in Selbstlosigkeit liebt,
ist er wirklich schon an das schweigende, unsagbare Geheimnis Gottes geraten".
(Karl Rahner)
Darüber nachzudenken könnte sinnvoller sein als sich mit Wundern zu befassen, mit denen man
eines sicher nicht kann: die Menschheit und den Planeten zu retten.
Auch der Heideggersche Gott, der allein uns noch retten könne, hat nur unsere Hände und
nostram bonam voluntatem.
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Re: Januarius

Beitragvon Sapientius » Mi 22. Dez 2021, 16:17

... höchst fragwürdiges Geschäftsmodell, mit dem kräftig abgezockt wird.


Marce, erfolgreiches Haushalten und Wirtschaften ist positiv zu bewerten.

Zu den Wundern: Der Hintergrund ist das dualistische Weltbild, wie es aus Asien oder der Gnosis bekannt ist: es gibt eine obere Welt, in der alles heil und vollkommen ist, und aus der unsere Seele stammt, und eine untere Welt, in die wir verschlagen sind und aus der wir herauswollen. Für das vormoderne Denken war die obere Welt sehr nahe; Regenbogen, Blitz und Donner waren Theophanien; was wir als Sonnensystem ansehen, war eine Reihe von konzentrischen Sphären, die in harmonischen Verhältnissen zueinander standen. "Vom Mond aufwärts ist alles ewig", hieß es. Die Engel hatten Flügel, sie brauchten nicht aus der Luftschicht hinaus. Es war also glaubhaft und plausibel, dass Wunder, also Offenbarungen des Übernatürlichen in unserer Welt möglich waren.
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Re: Januarius

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 22. Dez 2021, 19:15

@Marcus03,

Di bist nicht auf das Problem eingegangen, sondern bist an einem anderen hängengeblieben. Kannst Du jetzt noch auf das Problem eingehen. Das Problem ist ein Stein, der zu bestimmten Zeiten flüssig wird. Mit der Religion verbunden hast Du das, nicht ich.
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Re: Januarius

Beitragvon medicus » Mi 22. Dez 2021, 20:26

Im Dom von Neapel wird als Reliquie getrocknetes Blut des Heiligen Januarius (San Gennaro) gezeigt.
Legas haec:
https://www.gwup.org/infos/themen/65-re ... von-neapel
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Re: Januarius

Beitragvon Sapientius » Do 23. Dez 2021, 18:27

Der historische Jesus ist in summa unbekannt.


Das macht auch nichts, denn wirksam geworden ist Jeshu'a erst hellenisiert als Jesus und nach den dogmatischen Streitigkeiten als Christus.
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Re: Januarius

Beitragvon ille ego qui » Fr 24. Dez 2021, 00:22

Wenn man nur an Wirkungsgeschichte interessiert ist, hast du recht. Den Eindruck hatte ich bisher aber nicht ...?
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
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Re: Januarius

Beitragvon marcus03 » Fr 24. Dez 2021, 10:22

Sapientius hat geschrieben:Das macht auch nichts,

Das macht mMn sehr viel angesichts des 2 Jahrtausende langen Missbrauchs seiner Person
und des Sündenfalls seiner Dogmatisierung zwecks Errichtung eines Glaubensgebäudes, das
wesentlich zur Pervertierung der Absichten des Nazareners beigetragen und zur grausamen Ermordung
unzähliger, unschuldiger Menschen geführt hat.
Die z.B.von Ratzinger u.a. geschätzten, an der griechischen Philosophie orientierten,
hochspekulativen, Wunschdenken-basierten Gedankenkonstrukte abgespaceter, realitätsferner
Theologen zum Zwecke der Verwandlung des Rachegottes des AT in den bedingunglos
liebenden Gott Jesu haben zur Schaffung einer mit Angst und Unterdrückung operierenden Amtkirche geführt,
die die Absichten ihres angeblichen Gründers regelmäßig konterkariert und verraten hat
zum Zwecke des Machterhalts und der maßlosen Bereicherung unter Zerstörung nicht
nur des Lebens, sondern auch der Psyche von abermillionen, mit vagen Heilsversprechen
verführter, leicht manipulierbarer Fideles, die die egoistischen Eigeninteressen vieler,
nachweislich pschotischer Priester und Funktonäre dieses autokratischen Herrschaftssystems
nicht durchschaut haben oder aus Angst nicht zu hinterfragen wagten noch es heute wagen.
Inzwischen mehrt sich die Zahl derer, die diese Institution, die so genannte Sekten verfolgt und
brutal unterdrückt hat, für die größte christliche Sekte halten, die vor nichts zurückschreckt,
wenn es darum geht, ihre Macht, ihren Einfluss und v.a.ihre Privilegien zu erhalten.
Kaum anderswo wird mehr Wasser gepredigt und Wein getrunken als bei den angeblichen
Nachfolgern jenes Mannes aus Nazareth, dem sein Kampf gerade gegen solche Machtstrukturen
das Leben gekostet und dessen Tod mit schwülstiger, teils perverser Theologie zum Heilstod
hochstilisiert wurde, obwohl dieser Tod letztlich nichts weiter war als ein Justizmord
aus niederen Gründen an einem missliebigen Systemkritiker.
PS:
In Nebensätzen oder am Rande geben sogar Theologen wie Ratzinger zu, dass Jesus auch eines
natürlichen Todes hätte sterben können oder nicht von einer Jungfrau hätte geboren werden müssen.
Kein Wunder: Beides ist für das Anliegen der Bergpredigt irrelevant, nach der zu leben zwar
unmöglich ist, die aber dennoch eine Orientierung für Gestaltung einer menschlicheren Welt
sein kann. Die bona voluntas erlöst die Welt nicht, macht sie aber vlt. wenigstens ein bisschen besser
und menschlicher trotz totaler Durchökonomisierung.
FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN!
marcus03
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