egal Komma?

[Odinus Thorus]

Bei Duden steht:

sie soll kommen, egal[,] wie sie das macht

Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/eg ... h_einerlei

Die eckigen Klammern deute ich so, dass die Dudenredaktion das Komma dort optional für möglich hält. Ich halte es für zwingen notwendig. Kann mir jemand erklären, warum dass nicht so sein soll? Also ich frage nach den Beweggründen, dort auf ein Komma zu verzichten.

[medicus]

Meine Deutung:
Wenn man ein Komma setzt, dann ersetzt das Wort "egal" einen ganzen Satz--> "Es ist egal, wie sie das macht"
Wenn man kein Komma setz, dann fungiert "egal" als Adjektiv oder Beifügung.

Aber der medicus ist freilich kein Sprachgelehrter. Sicher wirst du kompetentere Antworten erhalten.

[marcus03]

egal betont das wie. Wegen der engen Verbindung kann man es m.E. als Einheit betrachten.
vgl. so wie (So wie du das sagst, ist es ...)

[ille ego qui]

egal betont das wie.

Dann müsste man es aber weglassen können, wenn es eine reine Betonung wäre.
Nur ganz nebenbei: "betonen" ist aus linguistischer Sicht eine fast unzulässig schwammige Kategorie. Dort unterscheidet man Thema/Rhema, Fokus/Hintergrund und Topik/Kommentar. Leider bin ich da selbst nie wirklich eingestiegen
Im Bereich der Wortarten nimmt man manchmal Fokus- ("nur du") und Gradpartikel ("sehr gut") an, die zu Satzgliedern hinzutreten (beide syntaktisch weglassbar!).

[medicus]

Egal, das ist ein trefflich Thema für Sapientius

[ille ego qui]

Egal, das ist ein trefflich Thema für Sapientius

Das fürchte ich auch

Ich empfehle einen Blick in den Grammatik-Duden.
Marcus03 war mit seiner Erklärung sicher schon sehr nah dran!

[Odinus Thorus]

Marcus03, ich versteh nicht ganz, was Du meinst:

Mir ging es konkret um diese fragwürdige Äusserung:

"Sie wird abgeholt, entweder mit dem Streifenwagen, mit dem Krankenwagen in Jacke oder mit dem Leichenwagen, egal wie sie abgeholt wird".

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... g1120.html

Odinus würde - wenn er so lieblos wäre, so einen Satz zu denken, selbst objektlos -, und dann auch noch so blöd, ihn aufzuschreiben - nach dem "egal" ein Komma setzen. Nach Jacke würd er auch ein Komma setzen. Und nach Leichenwagen ein Punkt. Und dann Egal gross geschrieben.... So, wie er da steht, widerstrebt er meinen orthografischen und sonstigen Empfindungen.

[ille ego qui]

Odinus würde - wenn er so lieblos wäre, so einen Satz zu denken, selbst objektlos -, und dann auch noch so blöd, ihn aufzuschreiben - nach dem "egal" ein Komma setzen. Nach Jacke würd er auch ein Komma setzen. Und nach Leichenwagen ein Punkt. Und dann Egal gross geschrieben.... So, wie er da steht, widerstrebt er meinen orthografischen und sonstigen Empfindungen.

Den eigenen Empfindungen zu misstrauen ist oft eine gute Idee - nicht nur bei der etymologischen "Forschung"

Die von dir vorgeschlagene Zeichensetzung (von dem fakultativen "egal"-Komma abgesehen) ist zum Teil journalistisch flapsig (Punkt vor "egal")* und zum Teil falsch (Komma vor "oder").

_____
* Komma ist hier absolut in Ordnung. Alternativ könntest du einen Gedankenstrich setzen.

[Odinus Thorus]

Die von dir vorgeschlagene Zeichensetzung (von dem fakultativen "egal"-Komma abgesehen) ist zum Teil journalistisch flapsig (Punkt vor "egal")* und zum Teil falsch (Komma vor "oder")._____
* Komma ist hier absolut in Ordnung. Alternativ könntest du einen Gedankenstrich setzen.

Das falsche Komma entfernt, aber die Flapsigkeit geht mir nicht auf.

"Sie wird abgeholt, entweder mit dem Streifenwagen, mit dem Krankenwagen in Jacke oder mit dem Leichenwagen. Egal, wie sie abgeholt wird".

Die Aussage wird dadurch ja nicht abgeschwächt. Aber, sie offenbart eine dunkle subcerebrale Schicht totalitären Denkens. Die einfache Regel: Was ich nicht will, dass mit mir passiert, wünsch ich auch niemandem anders an den Hals. - scheint vergessen. Natürlich muss man fragen, wer sowas postet? Oder besser, wer hat ein Interesse daran, das sowas gepostet wird? Da sind natürlich zuerst diejenigen Kräfte gefragt, die Konfrontation und Zuspitzung wollen. Obwohl es erschreckend viele Menschen sind, die sich privat zu verbalen Gewaltäusserungen durch die unsägliche Koronapolitik der Regierung hinreissen lassen, gibt es auch Think Designer, die an einer Zuspitzung arbeiten. Es ist zumindest merkwürdig, dass in diesem Zusammenhang immer Telegramm genannt wird, ein Dienst, der nicht zensiert. Es kann also gut sein, dass Agent Provokateurs die Quelle dieser Undenklichkeiten sind. Ein Hinweis könnte sein, dass die Medien das pars pro toto aufgreifen, denn ich denke, davon gibt es vielmehr Unsäglichkeiten im Netz. Vllt ist das auch ein Action von What's app und den anderen Konkurrenten.

[ille ego qui]

"egal, wie/ob/..." ist kein eigener Satz.
Früher hat man da gerne auch "gleichviel" gesagt, heute noch "unabhängig davon" oder "ganz gleich".
Auch das sind keine eigenen Sätze.

[iurisconsultus]

Steht egal in Verbindung mit einer Konjunktion oder einem Adverb, ist oftmals unklar, wo das Komma zu stehen hat. Im Allgemeinen kann man egal als Ellipse ansehen; dann steht sowohl vor als auch nach egal ein Komma: Ich werde gehen, [es ist] egal, ob du mitkommst oder nicht. Man kann das Komma nach egal aber auch weglassen: Ich werde gehen, egal ob du mitkommst oder nicht. Genauso: Bitte schreib mir, egal[,] wo du bist. In anderer Reihenfolge: Egal[,] was du tust, ich werde es akzeptieren.

Duden, Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle - Richtiges und gutes Deutsch, 8. Auflage (2016)

Das ist auch nur bedingt erhellend („man kann das Komma nach egal aber auch weglassen“).

[Sapientius]

Das ist auch nur bedingt erhellend

Dann darf ich vllt. etwas absolut Erhellendes vorbringen, natürlich aus der Logik .

Bei "egal wie" modifiziert das "egal" das "wie", indem es das Fragepronomen in ein Indefinitum verwandelt, das "egal" entspricht also etwa dem Präfix "irgend-". So bilden diese beiden Wörter eine enge Einheit, und deshalb gehört kein Komma zwischen sie!

Aber ursprünglich bedeutet "egal wie" "Es ist egal, wie ...", also zwei Sätze, HS und NS, getrennt durch Komma.

Sätze können ihren Satzcharakter verlieren, denkt an ACI oder Abl. abs., es werden Satzteile aus ihnen.
So auch hier.

Ein Bsp. aus dem L., Horaz' "nescio quid meditans", indem ich an irgendwas dachte; "nescio" ist eigentlich Hauptverb und Prädikat, aber es ist hier heruntergestuft und macht das fragende quid zum Indefinitum; so auch bei "quidvis".

[ille ego qui]

Bei "egal wie" modifiziert das "egal" das "wie", indem es das Fragepronomen in ein Indefinitum verwandelt, das "egal" entspricht also etwa dem Präfix "irgend-".

Das ignoriert doch die komplette Syntax. An der Wortstellung des wie-Satzes wird deutlich, dass hier ein abhängiger Satz vorliegt. Und das ergibt ja auch Sinn, wenn man sich klar macht, dass hier wohl eine Ellipse vorliegt von „es ist egal, wie“ (gefälliger: „und dafür ist es egal, wie …“).

(Mit „irgendwie“ funktioniert der Satz gar nicht mehr, ohne ihn umzustellen. Und wenn man „egal, ob“ hat, gibt es gar keine „irgend“-Entsprechung.)

[Sapientius]

Mit „irgendwie“ funktioniert der Satz gar nicht mehr, ohne ihn umzustellen

Ille, du bist zu kleinlich, wir können Sätze umstellen, zu jedem Satz gibt es gleichwertige Umformungen:

Sie soll kommen, egal wie sie das macht,
sie soll irgendwie kommen,
sie soll jedenfalls kommen,
sie soll unbedingt kommen,
veniat, quomodocumque possit.

[ille ego qui]

Ich will nicht kleinlich sein, aber nach einer solchen "Logik" scheint mir die deutsche Interpunktion einfach nicht zu funktionieren
Nicht immer, wenn du zwei Wörter irgendwie kreativ durch ein einziges ausdrücken und mit etwas Umstellzauber einen ähnlichen Gesamtsinn erzeugen kannst, darf deshalb zwischen den beiden ursprünglichen Wörter kein Komma gesetzt werden.
Dieses Sapientius'sche Kommagesetz müsste erst noch erfunden werden