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Beitragvon Odinus Thorus » Do 10. Mär 2022, 23:35

Gestern habe ich eine interessante Sache gehört.
Es gibt je die drei Städte im alten Königreich Ungarn:
1. Székesfehérvár (Stadt im Komitat fejer in Ung. Nähe Balaton, lat. Alba regia)
2. Gyulafehérvar (Rumänien unweit von Kolozsvár, lat. Apula, dt. Weissenburg)
3. Nándorfehérvar, Belgrad (Serbia)

Man muss dazu wissen, daß, als die Ungarn das Karpatenbecken eroberten, dort zuvor ein slav. das sog. grossmährischen Königreich bestand mit dem König svjatopolk. Es ist also nicht verwunderlich, daß 2/3 der ung. Worte ungarisierte slavische Stämme sind. So ist es auch nicht verwunderlich, daß der Fehérvár im Slavischen Belgrad/Beograd hiess und heisst. Alle drei Städte sind auf Kalkstein gebaut. Dies scheint das fehér (ung. für weiss) zu erklären.
Merkwürdigerweise heisst das Komitat (wohl von Comes), in dem Székesfehérvár aber liegt, aber fejér und nicht fehér! Fejer leitet sich von Kopf = ung. Fej ab. fejér ist das altungarische Wort für Leitungsfunktion eines Stammes und nicht mehr gebräuchlich. Dagegen fejedelem, der Fürst ist noch bekannt. Das Wort fejér wird durch das Wort slavischen Ursprungs für König Karl/Kerl -> sl. Kral/Krol - ung. Király verdrängt worden sein. Zwar sind alle drei Städte auf weissem Stein gebaut, der wohl die slv. Benennung motiviert, aber nicht zwangsläufig die ung. motivieren muss. Einem des Ungarischen Kundigen muss bei näherem Hinsehen auffallen, dass die Worte Stämme enthalten, die altungarische Ränge bezeichnen, fejér = Stammeshaupt, Gyula = Prinz, Nádor = Palatinus. Da die drei Städte ganze Regionen dominieren und weit genug voneinander entfernt sind, steht zu vermuten, dass hinter Nandorfehérvár (Anlehnung an Ferdinand = ung. Nandor) sich ein altung. Nádorfejervár verbirgt. Parallel dazu Székesfejérvár (Burg des Königssitzes) und Gyulafejérvar Burg des Kronprinzen. (Ich hoffe Zytophilus entschuldigt mir diesen Ausflug in die ung. Etymologie)

Habe heute noch einmal über das Problem nachgedacht, weil ich die Gründungsurkunde der Ben. Abtei auf der Halbinsel Tihány im Balaton gesehen habe. In der lat. geschriebenen Urkunde befindet sich eine kurze ung. Phrase, in der sich das Wort Fehervar befindet.
Bild

Es kann also sein, dass fehér (weiss) und fejér (Fürst) zu der Zeit schon getrennt waren. Das die Bedeutungen trotzdem bezogen sind, also nahe liegen, kann man sich an der Nähe von Weise und weiss (heterorhiz!) klar machen. Weise Menschen haben weisse Haare. Wissen und Weisheit.
Odinus Thorus
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