Hippolyt

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Re: Hippolyt

Beitragvon medicus » Mi 23. Mär 2022, 09:12

Odinus Thorus hat geschrieben:Διοτίμα!

Diotima
https://de.wikipedia.org/wiki/Diotima
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39

Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 23. Mär 2022, 17:18

medicus hat geschrieben:
Odinus Thorus hat geschrieben:Διοτίμα!

Diotima
https://de.wikipedia.org/wiki/Diotima


Zugegeben, die Frage war etwas versteckt, deswegen hier nochmal expressis verbis: Warum im griech: einmal Dios dann wieder Theos?
Odinus Thorus
Censor
 
Beiträge: 793
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 13:33

Re: Hippolyt

Beitragvon Tiberis » Mi 23. Mär 2022, 17:29

Διο- kommt von Ζευς (gen. Διός), θεό- von θεός
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11872
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Hippolyt

Beitragvon marcus03 » Mi 23. Mär 2022, 18:02

marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11474
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 23. Mär 2022, 18:27

Tiberis hat geschrieben: θεόφορος (von Gott getragen/begeistert), θεότιμος (von Gott geehrt), hingegen λυχνοφόρος (Lampenträger), οικονὀμος (Hausverwalter)

θεότιμος aber Timotheos (Name) - dass wir bei Zeus Z schreiben, und bei Theos Th ist das nicht nur jeweils eine orthografisch festgefahrene dialektale Variante?
Odinus Thorus
Censor
 
Beiträge: 793
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 13:33

Re: Hippolyt

Beitragvon Tiberis » Mi 23. Mär 2022, 23:36

Odinus Thorus hat geschrieben: ist das nicht nur jeweils eine orthografisch festgefahrene dialektale Variante?

sicher nicht. Zeus ist zwar ein Gott, aber sein Name ist sprachgeschichtlich mit lat. dies, Iuppiter, divus, deus u.ä. wesentlich enger verbunden als mit gr. θεός.
Ζευς aus dje:vs (vgl.lat. dies, Diespiter = Iupiter, aus *Dju:piter)
während der Nom. die Dehnstufe des Stammes ist, erscheinen die abh. Fälle in der Schwundstufe di-
(Δι-ός, Δι-ί usw, vgl. Iov - is, Iov-i etc)
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11872
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » Do 24. Mär 2022, 08:06

Tiberis hat geschrieben:Ζευς aus dje:vs (vgl.lat. dies, Diespiter = Iupiter, aus *Dju:piter) während der Nom. die Dehnstufe des Stammes ist, erscheinen die abh. Fälle in der Schwundstufe di- (Δι-ός, Δι-ί usw, vgl. Iov - is, Iov-i etc)


abh. Fälle
??

Es heissst dann auch Δι-ός - Δι-και-ός, parallel Iovis verkürzt zu Ius. Also dahinter könnte die urspr. Identität der Ideen von Gott und gerecht stecken, die ja wirklich nicht weit voneinander sind. Die Idee geht dem Klang voran!
Odinus Thorus
Censor
 
Beiträge: 793
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 13:33

Re: Hippolyt

Beitragvon Tiberis » Do 24. Mär 2022, 15:16

Odinus Thorus hat geschrieben:abh. Fälle
??


abhängige Fälle > alle Fälle außer Nominativ und Vokativ :prof2:

Odinus Thorus hat geschrieben:dahinter könnte die urspr. Identität der Ideen von Gott und gerecht stecken


Man könnte natürlich vermuten, dass ius etwas mit Iu-piter zu tun hat, was ich aber für unwahrscheinlich halte, da , wie ich schon sagte, die Silbe iu:- in Iupiter aus djev> dju:- entstanden ist, und
zunächst einmal "Tag" bedeutet (dies, diu, diurnus etc).
Auch im Griechischen sehe ich zwischen δι-ος (göttlich) und δίκ-η (Recht) keinen Zusammenhang, geschweige zwischen θεός und δίκη. Aber ich kann mich natürlich auch irren.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11872
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » Do 24. Mär 2022, 17:06

Tiberis hat geschrieben:
Odinus Thorus hat geschrieben:abh. Fälle
??

abhängige Fälle > alle Fälle außer Nominativ und Vokativ :prof2:

hatte man dafür früher nicht ein Fremdwort? Erinnere mich dunkel an oblique Fälle....


Tiberis hat geschrieben:
Odinus Thorus hat geschrieben:dahinter könnte die urspr. Identität der Ideen von Gott und gerecht stecken

Man könnte natürlich vermuten, dass ius etwas mit Iu-piter zu tun hat, was ich aber für unwahrscheinlich halte, da , wie ich schon sagte, die Silbe iu:- in Iupiter aus djev> dju:- entstanden ist, und
zunächst einmal "Tag" bedeutet (dies, diu, diurnus etc).
Auch im Griechischen sehe ich zwischen δι-ος (göttlich) und δίκ-η (Recht) keinen Zusammenhang, geschweige zwischen θεός und δίκη. Aber ich kann mich natürlich auch irren.

Ich denke, beideIdeen, Gott und Gerecht sind abstrakt. Die ersten Götter waren konkrete Dinge, erst danach erschienen die Bereichs"Götter", die dann in die Gestirngötter übergingen, und danach die Abstraktion vom höchsten Gott, der dann zum alleinigen Gotte wurde und dementsprechend alle "gottnahen" Ideen aufsaugte, von gut bis gerecht. Das war die Evolution Gottes die mit seiner Geburt ihren natürlichen Abschluss fand. Die Sprachlichen Relikte dieser Ideenhierarchie finden sich in den Etymologien und Präetymologien aller Sprachen, ich verweise auf Amen und Amun.
Odinus Thorus
Censor
 
Beiträge: 793
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 13:33

Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » So 10. Apr 2022, 10:19

Noch einen letzten Beitrag zu Hippolyth, heute an Palmarum.
dicens eis ite in castellum quod contra vos est et statim invenietis asinam alligatam et pullum cum ea solvite et adducite mihi
. Auf ung. hört sich das so an:
oldjátok el, és vezessétek hozzám.
Der Stamm old/áld ist einer der wenigen nichtslavischen Stämme im Ung. Er ist unter anderem durch die Bedeutungen, lösen, segnen, (Buch)Seite besetzt. Ich hab noch keine Brücke gefunden zwischen diesen Bedeutungen. Auf jeden Fall sehen wir hier den Asinolyth entstehen, oder soll ich besser sagen: Ἱππόλυτος -> ὄνολυτος Mir ist ὄνος als Esel bislang unbekannt gewesen (oder ich hatte es vergessen), es war bei mir unter Last(Mühe abgespeichert, aber als Lastentier, der er ja ist, ist die Bildung leicht verständlich. Das Duplikat Πόνος/όνος ist auch interessant. Einfach so ein P davorknallen und fertig ist das neue Wort! Onofri Humpfrey gehört nicht hierher. onofer = Lastenträger gehört nicht hierher - nachsehen!
Odinus Thorus
Censor
 
Beiträge: 793
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 13:33

Re: Hippolyt

Beitragvon medicus » So 10. Apr 2022, 12:32

Odinus Thorus hat geschrieben:Der Stamm old/áld ist einer der wenigen nichtslavischen Stämme im Ung.

Ich fand diese:
Kabaren (Κάβαροι)
Nyék (Νέκη)
Megyer (Μεγέρη)
Kürtgyarmat (Κουςτουγερμάτου)
Tarján (Ταριάνου)
Jenő (Γενάχ)
Kér (Καρή)
Keszi (Κασή)
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39

Re: Hippolyt

Beitragvon Sapientius » So 10. Apr 2022, 15:31

Tiberis hat geschrieben:abhängige Fälle > alle Fälle außer Nominativ und Vokativ :prof2:


Auch der Nominativ ist ein abhängiger Fall, die Nominativrektion steht neben der Akkusativrektion des Verbs; aber man sollte nicht von "abhängigen Fällen" sprechen, sondern von "abhängigen Satzteilen", Formenlehre und Syntax sollte man auseinanderhalten.
Sapientius
Censor
 
Beiträge: 915
Registriert: Mi 8. Jan 2020, 09:00

Re: Hippolyt

Beitragvon Tiberis » So 10. Apr 2022, 22:56

Sapientius hat geschrieben:Auch der Nominativ ist ein abhängiger Fall, die Nominativrektion steht neben der Akkusativrektion des Verbs; aber man sollte nicht von "abhängigen Fällen" sprechen, sondern von "abhängigen Satzteilen", Formenlehre und Syntax sollte man auseinanderhalten.


Das ist wohl eine Frage der Sichtweise, wobei ich im Zweifelsfall mich lieber an Menge (§§25ff) oder Kühner-Stegmann (II,1,255) halte als an deine Versuche, das Rad neu zu erfinden.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11872
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: Hippolyt

Beitragvon Sapientius » Mo 11. Apr 2022, 16:08

Meine Versuche kannst du vergessen, aber halte dich an Argumente, nicht an die Autorität von Namen!

Mir fällt auf, wie kurz das Kapitel "Nominativ" in den Grammatiken abgehandelt wird. Bei Kühner-Stegmann scheint es überhaupt zu fehlen, und Menge schreibt: " ... weil sie zu anderen Satzteilen nicht im Verhältnis der Unterordnung stehen", und das ist falsch: der Nominativ wird genauso vom Prädikat regiert wie der Akkusativ; man sieht es beim ACI, da tritt der Akkusativ für den Nominativ ein; und ebenso bei Aktiv-Passiv: der Akkusativ wird zum Nominativ.

Zum Nominativ müsste meiner Meinung nach gesagt werden: er tritt in zweierlei Funktionen auf, einmal aus dem Satz herausgelöst als "Nennform" (wie der Name sagt), er füllt die Vokabelhefte; und zum anderen: er bezeichnet das Subjekt im Satze.

Auch das Thema "Subjekt" kommt zu kurz; es sollte gesagt sein: "Das Subjekt ist der einzige Satzteil, der auch das Prädikat beeinflusst, nämlich durch die N- und P-Kongruenz. S und P bilden also ein Paar in wechselseitiger Bindung, sie bilden den kompakten Kern des Satzes.

Diese Zusammenhänge bieten für Interessierte viel Interessantes, aber ich weiß auch: kein Mensch interessiert sich dafür. :D
Sapientius
Censor
 
Beiträge: 915
Registriert: Mi 8. Jan 2020, 09:00

Re: Hippolyt

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 11. Apr 2022, 19:41

Ich wär da vorsichtig, Sapienti. Ich bin einer, der da lieber mal nachschaut, ganz unemotional, ob jemand schon etwas darüber publiziert hat. Das 19./20. Jahrhundert war das Produktivste. Heute ist eher mäßig…
Du befindest im Lateinischen, ein Studiengang, der nicht gerade sprüht vor Erinnerungen , sich nicht gerade hervortut aus antiker Zeit. Das hat mich immer fasziniert: Medizin, strotzt vor Neuerungen, ständig neue Errungenschaften. Dann Latein dümpelt vor sich hin, obwohl es hier viel zu entdecken gibt. Aber nicht nur in der Sprache, sondern im Zusammenhang mit Alter Geschichte und Archäologie. Dafür braucht es Vorreiter: Nicht nur die Sprache ist interessant, da sie sich heute totläuft(zu 90% ein reines Lehramtsstudium ohne Kompetenz) sondern der Zusammenhang ist interessant.t
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7272
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstige Diskussionen



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste