Kreta und Kritik semantische Zusammenhänge

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Kreta und Kritik semantische Zusammenhänge

Beitragvon Odinus Thorus » Di 22. Mär 2022, 14:01

Unsere Kreide heisst auf ung. Kreta, lautlich genau so wie wir die griech. mittelmerische griech. hauptsächlich aus Kreide bestehende Insel heissen. Ist natürlich ein Fremdwort im Ung. Auf Kreta liegt Knossos, welches als Quelle von Linear B angesehen wird. Es ist eine Kritzelschrift, würden wir sagen, keine Kursive. Wenn man Sachen kritisiert, sagen wir Produkte aus einer Serie wegen schlechter Qualität aussondert, macht man sie oft kenntlich, z. B. mit einem Kreidestrich. Man bekrittelt und kreidet sie an. Könnte unser deutsches Kritzeln sich als steinzeitliches Hall-Relikt von Kritik, krinein sich deshalb gehalten haben, weil so eine Bedeutung schon immer in der Nähe der Bedeutung "Kreide" gelagert hat? (Bitte jetzt nicht damit kommen, daß das eine Epsilon, das andere Htha.) Wir sehen kritzeln heute als Intensiv zu kratzen. Aber die Sachen schliessen sich nicht aus. Ich möchte nur auf die semantische Bezogenheit hinweisen. Man wird garantiert eine Sprache finden, in der die Bedeutung Wasser lautlich ganz in der Nähe der Bedeutung Trinken parkt.
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Re: Kreta und Kritik semantische Zusammenhänge

Beitragvon marcus03 » Di 22. Mär 2022, 14:47

kritisch Adj. ‘entscheidend, bedrohlich, gefährlich’. Spätlat. diēs criticī bezeichnet in der Sprache der Ärzte ‘die entscheidenden Tage (im Ablauf einer Krankheit)’ als Nachbildung von gleichbed. griech. hēmérai kritiká͞i (ἡμέραι κριτικαί); vgl. spätlat. criticus, griech. kritikós (κριτικός) ‘entscheidend, zur Entscheidung gehörig’, zu griech. krī́nein (s. Krise). Die lat. Fügung wird zu Anfang des 16. Jhs. in dt. medizinische Texte aufgenommen und daraus (2. Hälfte 17. Jh.) das Adjektiv kritisch im Sinne von ‘entscheidend’ in bezug auf einen Zeitpunkt oder Zeitabschnitt entlehnt, das dann (Ende 18. Jh.) in ‘bedrohlich, gefährlich’ in bezug auf eine Situation oder Lage übergeht. In der im 17. Jh. aufkommenden Bedeutung ‘wertend, prüfend, streng feststellend’ im Sinne philologischer Textüberprüfung, dann (18. Jh.) zur Charakterisierung wissenschaftlicher Arbeiten (vgl. Critische Dichtkunst, Critische Beyträge) und schließlich allgemein für ‘genau, streng beurteilend’ knüpft kritisch unmittelbar an griech. kritikós ‘entscheidend, zur Entscheidung gehörig, zum (Be)urteilen gehörig’, substantiviert ‘Beurteiler der Sprache und der Schriftwerke, Kunstrichter’ an.


Kreide f. Die Bezeichnung für den feinkörnigen, weißfärbenden Kalkstein ahd. (11. Jh.), asächs. krīda, mhd. krīde ist über vlat. *crēda aus lat. crēta ‘Kreide und andere weiße Lehmarten’ entlehnt, das vielleicht aus lat. (terra) crēta ‘gesiebte Erde’, zu lat. cernere (crētum) ‘sichten, scheiden, sondern’, entstanden ist.
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Re: Kreta und Kritik semantische Zusammenhänge

Beitragvon Odinus Thorus » Di 22. Mär 2022, 15:43

concret ist ja im romanischen Raum auch für Beton im Umlauf...
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