Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon RM » Di 10. Mär 2009, 22:47

Ich auch! :klatsch:
Aber noch mal zur Generation Doof:
Ich würde mir da mal keine Sorgen machen, denn das war schon immer so und früher noch um Größenordnungen schlimmer - es hat nur niemand gemerkt. Es gibt heute (wie damals) natürlich nur sehr wenige Leute, die die Ilias oder die Aeneis auswendig kennen, aber dafür haben wir ja jetzt den ein Netbook oder Kindle immer unter dem Arm. Die Wissenschaft hat sich genau in diesem Sinne gewandelt: Früher wollte man möglichst viel wissen, heute verwendet man das gespeicherte Wissen, um damit kreativ zu arbeiten. Alles nicht beunruhigend, im Gegenteil.
Beunruhigend finde ich vielmehr, daß die Menschheit in den letzten 100 Jahren geschafft hat, so unglaublich viel zu ruinieren, während sie kaum noch bleibende Werte schafft, da der Zeithorizont, für den man vorausdenkt, immer kürzer wird. Man baut ja auch keine Häuser mehr, die darauf ausgelegt sind, 500 Jahre zu halten.

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon Medicus domesticus » Di 10. Mär 2009, 23:25

Zum Kölner Stadtarchiv:
Natürlich ist "Verlust" von KULTUR nicht vergleichbar mit anderen Katastrophen, aber wie weit hat uns der Verlust der antiken Bibliothek von Alexandria zurückgeworfen? :(
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon RM » Di 10. Mär 2009, 23:30

Die Wirren der Völkerwanderung und der Dreißigjährige Krieg waren wahrscheinlich schlimmer als der Brand in Alessandria. Auf der anderen Seite: Hätte es das alles nicht gegeben, wo wären wir dann? :?
Und eine ebenfalls entscheidende Frage: Wie schützen wir uns in Zukunft vor solchen Verlusten?

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon DaisyGirl95 » Mi 11. Mär 2009, 15:22

RM hat geschrieben:Die Wirren der Völkerwanderung und der Dreißigjährige Krieg waren wahrscheinlich schlimmer als der Brand in Alessandria. Auf der anderen Seite: Hätte es das alles nicht gegeben, wo wären wir dann? :?
Und eine ebenfalls entscheidende Frage: Wie schützen wir uns in Zukunft vor solchen Verlusten?

8) RM



Na vielleicht dadurch, dass wir auf alle einzelheiten achten und vorzeitig handeln!!!! :grouphug:
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon chefren » Fr 13. Mär 2009, 19:53

DaisyGirl95 hat geschrieben:
Apollonios hat geschrieben:Nur um mal was über die Generation Gescheit und Engagiert zu sagen: Focus meldet
Hilfe bei der Rettung der verschütteten Archivalien kam am Montag aus Marburg. Rund 50 Studierende, Dozenten und Mitarbeiter der dortigen Archivschule wollen drei Tage lang helfen, das Archivgut zu bergen, zu erfassen und nach Schadensgruppen zu klassifizieren, wie das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mitteilte.
Ehre, wem Ehre gebührt. :klatsch:



Find ich klasse!!! :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:



so etwas ist echt eine klasse sache ... wuerd mich selbst auch auf der stelle dazu melden (in grossen teilen des archivarischen bestandes hab ich eh schon mehrfach rumgewuehlt, kenn mich alos bestens aus :D); bin aber noch ein weilchen damit beschaeftigt knochen zu bestimmen :pillepalle:
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon DaisyGirl95 » Sa 14. Mär 2009, 13:55

chefren hat geschrieben:
DaisyGirl95 hat geschrieben:
Apollonios hat geschrieben:Nur um mal was über die Generation Gescheit und Engagiert zu sagen: Focus meldet
Hilfe bei der Rettung der verschütteten Archivalien kam am Montag aus Marburg. Rund 50 Studierende, Dozenten und Mitarbeiter der dortigen Archivschule wollen drei Tage lang helfen, das Archivgut zu bergen, zu erfassen und nach Schadensgruppen zu klassifizieren, wie das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mitteilte.
Ehre, wem Ehre gebührt. :klatsch:



Find ich klasse!!! :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:



so etwas ist echt eine klasse sache ... wuerd mich selbst auch auf der stelle dazu melden (in grossen teilen des archivarischen bestandes hab ich eh schon mehrfach rumgewuehlt, kenn mich alos bestens aus :D); bin aber noch ein weilchen damit
beschaeftigt knochen zu bestimmen :pillepalle:


Ja, klar. Ich glaube aber das würde jeder machen. Es gibt aber auch leider Menschen, die es nicht machen würden. :hammer: Das finde ich schade.
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon Noctua » So 15. Mär 2009, 23:11

RM hat geschrieben:Ich auch! :klatsch:
Aber noch mal zur Generation Doof:
Ich würde mir da mal keine Sorgen machen, denn das war schon immer so und früher noch um Größenordnungen schlimmer - es hat nur niemand gemerkt. Es gibt heute (wie damals) natürlich nur sehr wenige Leute, die die Ilias oder die Aeneis auswendig kennen, aber dafür haben wir ja jetzt den ein Netbook oder Kindle immer unter dem Arm. Die Wissenschaft hat sich genau in diesem Sinne gewandelt: Früher wollte man möglichst viel wissen, heute verwendet man das gespeicherte Wissen, um damit kreativ zu arbeiten. Alles nicht beunruhigend, im Gegenteil...

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Mhh... ja, das stimmt. Und natürlich gebe ich Euch Recht, es ist schön zu sehen, dass es engagierte Menschen gibt.

RM hat geschrieben:Und eine ebenfalls entscheidende Frage: Wie schützen wir uns in Zukunft vor solchen Verlusten?


Digitalisierung war schon ein mehrfach genanntes Stichwort - hat wie schon angemerkt Vor- und Nachteile. Was mir noch einfallen würde: es gibt doch noch leerstehende Bunker... :wink:

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon chefren » So 15. Mär 2009, 23:24

Noctua hat geschrieben:Digitalisierung war schon ein mehrfach genanntes Stichwort - hat wie schon angemerkt Vor- und Nachteile. Was mir noch einfallen würde: es gibt doch noch leerstehende Bunker... :wink:

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Die werden doch groesstenteils abgerissen weil sie die Instandhaltung nicht mehr rentiert, wie zB vor noch gar nicht all zu langer Zeit der ehemalige Regierungsbunker bei Bonn.

Auch das ist Teil des Kulturerbes, aber das interessiert scheinbar die wenigsten :-/
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon RM » So 15. Mär 2009, 23:36

Auch digitalisierte Dinge müssen für Langzeitarchivierung entsprechend vorbereitet werden. Festplatten aufheben hilft nicht, weil die nach ca. 20 Jahren hinüber sind, wenn sie eingeschaltet bleiben, noch früher. Papier würde ja 500 Jahre halten, Stein noch länger, Siliziumscheiben wären ideal, wenn sie nicht so zerbrechlich wären. Am besten ist natürlich, die Originale in Sicherheit zu bringen und nicht alles an derselben Stelle aufzuheben.

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon Clemens » Mo 16. Mär 2009, 00:13

Gerade digitale Datensicherheit dürfte ein großes Problem für die Überlieferung darstellen. Wenn man ein Buch in einer Bibliothek Jahrhunderte stehen lässt, kann mans dann noch lesen. Sollte eine Katastrophe unsere Zivilisation davon abhalten unser jetziges digitales Datenmaterial ständig auf neue Datenträger zu kopieren, würde das vermutlich einen unwiederbringlichen Verlust bedeuten.
(Und selbst ohne Katastrophe ist Datensicherheit ein ziemliches Problem auf lange Sicht.)

Alles auf Iridiumplatten zu gravieren wäre eine gute Alternative ... ;-)
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon RM » Mo 16. Mär 2009, 00:14

So viel Iridium gibt's, glaube ich, gar nicht. :sad:

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 16. Mär 2009, 00:19

@RM: Zur Bestätigung:

Zitat:
Iridium ist seltener als Gold oder Platin. Es ist nach Rhenium zusammen mit Rhodium und Ruthenium das seltenste nicht radioaktive Metall. Sein Anteil in der kontinentalen Erdkruste beträgt nur 1 ppb[2]...... :sad:
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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon Noctua » Mo 16. Mär 2009, 17:54

chefren hat geschrieben:
Noctua hat geschrieben:Digitalisierung war schon ein mehrfach genanntes Stichwort - hat wie schon angemerkt Vor- und Nachteile. Was mir noch einfallen würde: es gibt doch noch leerstehende Bunker... :wink:

Noctua


Die werden doch groesstenteils abgerissen weil sie die Instandhaltung nicht mehr rentiert, wie zB vor noch gar nicht all zu langer Zeit der ehemalige Regierungsbunker bei Bonn.

Auch das ist Teil des Kulturerbes, aber das interessiert scheinbar die wenigsten :-/


:-o Da kann man nur noch entsetzt drein schauen. Es gibt bestimmt viele Dinge, die man damit anfangen könnte...

RM hat geschrieben: Am besten ist natürlich, die Originale in Sicherheit zu bringen und nicht alles an derselben Stelle aufzuheben.

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Die Frage ist, wo ist die beste und sicherte Verwahrungsmöglichkeit?

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon RM » Di 17. Mär 2009, 01:49

... die weniger wertvollen Stücke (also z.B. gedruckte Bücher ab dem 16.Jhdt.) einfach an die Bevölkerung zu verteilen, wäre natürlich ein ganz besonders frecher Vorschlag, aber bei der momentanen Kulturvernichtungsrate würde so wahrscheinlich auch nicht mehr verloren gehen. Die besonders wertvollen Stücke wie z.B. die Goldene Bulle oder die Gutenbergbibel würde ich natürlich weiterhin in speziellen Tresoren aufbewahren.

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Re: Das Kölner Stadtarchiv ist eingestürzt!

Beitragvon DaisyGirl95 » Sa 21. Mär 2009, 14:02

Heute morgen im Radio hörte ich, dass bereits im September letzten Jahres, Bewegungen im Boden, in der Nähe der Baustelle, festgestellt worden waren. Man erklärte auch, dass so, hätte man rechtzeitig gehandelt, das Unglück hätte verhindert werden können. Zumindestens hätte man dann das Archiv leer räumen und irgendwo unterbringen werden können.

Das schockt! :hairy: :hairy: :hairy: :hairy:
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