Antike Thermenkultur in Badenweiler

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Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 16. Jan 2010, 13:44

Salvete,

Da ich mich neben der Arbeit momentan mit den antiken römischen Thermen und der römischen Badekultur beschäftige, möchte ich noch einen Tipp loswerden: Man braucht gar nicht nach Rom zu fahren, sondern kann sich mal in Deutschland (Badenweiler) einen Eindruck verschaffen: Die in der Grundstruktur gut erhaltenen Soldatenbäder von Badenweiler mit Ausstellung über römische Badekultur: http://www.badenweiler.de/de/in_und_um_ ... adruine__1
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Valete
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Quintus » So 17. Jan 2010, 00:09

Hallo Medicus,

wenn Du dich mit römischen Thermen beschäftigst, habe ich vielleicht - falls du diese Bücher nicht schon kennst - einige Literaturtipps für Dich:

2 Standardwerke dazu:
Brödner, E.: Die römischen Thermen und das antike Badewesen. Darmstadt 1992.
Heinz, Werner: Römische Thermen. München 1983.

Auch gibt es in Deutschland in Zülpich (NRW) Römerthermen, die man besichtigen kann.
Literatur dazu:
Horn, Heinz-Günter: So badeten die Römer. Rund um die Thermen von Zülpich. 2008.

Vielleicht hab ich dir mit Literatur weiterhelfen können :-).

Viele Grüße,
Quintus
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Medicus domesticus » So 17. Jan 2010, 00:22

Danke Quintus für die zusätzlichen Tipps! :)
Ich lese nämlich gerade im Begleitbuch der Ausstellung Luxus und Dekadenz (zuletzt in München) das Kapitel von Nathalie de Haan über Luxus Wasser, Privatbäder in der Vesuvregion:
Darin ein Querverweis zur Luxuskritik der Badekultur durch Seneca [*], als er die Villa des Scipio besuchte, die eine kleine Badeanlage hatte...im krassen Gegensatz zu den luxuriösen Bädern seiner eigenen Zeit.

[*] Seneca, Epistulae morales ad Lucilium 86
:book:

Gruß, Medicus
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Quintus » So 17. Jan 2010, 00:47

Hallo Medicus,

falls du irgendwann mal den Werner Heinz: Römische Thermen liest, würde ich dann gerne wissen, was du als Medicus :-) zum darin enthaltenen "Exkurs 2: Medizinisch-hygienische Fragestellungen" sagst.
Heinz kommt in Eingeständnis seines medizinischen laienhaften Wissens zu folgender Einschätzung:

"Die römischen Bäder und Thermen entwickeln sich aus griechischen Vorstufen. Die griechischen Bäder sind aber nicht hauptsächlich auf Hydrotherapie ausgerichtet, obwohl die tonisierende Wirkung einer plötzlichen Abkühlung nach dem Schwitzen nicht unterschätzt werden soll; sie dienen mehr der Reinigung. Im 1. Jh. v. Chr. nimmt dann in einer gewissen Abwendung von der hippokratischen Schule die physikalische Medizin einen großen Aufschwung. Anwendungen im therapeutischen Sinne finden sich nicht nur in Heilbädern; auch im alltäglichen römischen Bad kann man in der gegenüber dem griechischen Bad vergrößerten Wasserfläche einen Hinweis sehen, dass die Römer weit besser als die Griechen von den wechselnden Wirkungen des Wassers auf den Körper wussten. So betrachtet, war die Anlage eines römischen Bades ganz entscheidend von balneologischen und balneotherapeutischen Vorstellungen getragen, also eben nicht im Grunde nur am Rande und in der Nebenwirkung medizinischer Natur."

Obwohl dieser Exkurs nur 2 Seiten insgesamt umfasst ;-), hab ich dir dieses Buch vielleicht schmackhaft gemacht^^.

Viele Grüße,
Quintus
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Medicus domesticus » So 17. Jan 2010, 01:18

Ja, das Buch werde ich mir ausleihen (Universität Salzburg ist ja in der Nähe :chefren: )
Im Grunde sieht man in der römischen Badekultur als extreme Ausbaustufe des griechischen Badewesens schon viele Parallelen zur medizinischen Anwendung der heutigen Balneologie (Kneipp-Therapie, Wechselbäder, Sauna, usw.) und ihre anregenden positiven Eigenschaften:
frigidarium, tepidarium, caldarium, sudatorium und natatio zeigen schon ein gewisses Verständnis der positiven Eigenschaften der balneophysikalischen Maßnahmen, die auch heute noch in den Naturheilverfahren und Rehakliniken zur Anwendung kommen.
Die Antike macht es uns vor ! :chefren:
Wobei man sagen muß, dass das öffentliche Bad auch bei vielen nur zur Reinigung, aber auch zur Entspannung, Betreiben von Geschäften und Kontakten diente, die privaten Bäder auch ein gewisses Statussymbol der Besitzer waren.....Bad und Gesellschaft war sehr wichtig damals...
....und das macht dieses Thema so interessant :book:
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Medicus domesticus » So 17. Jan 2010, 14:08

Eine ganz gut erhaltene Thermenanlage befindet sich auch in Weißenburg/Bayern am Limes:
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon consus » So 17. Jan 2010, 14:59

Salvete, amici.
Als Lokalpatriot möchte ich auch auf die Thermen der Colonia Ulpia Traiana hinweisen. Vgl. u. a.
http://www.xanten.de/de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/grosse_thermen_xanten_gtx/ und
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/17365176.
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Medicus domesticus » So 17. Jan 2010, 17:09

Dank an consus!
Die Sammlung der Bäder wird ja immer größer. Das sind in Deutschland zwar nicht die Thermen des Caracalla oder Diokletian, aber sie vermitteln die Wichtigkeit der Badekultur auch in den Provinzen.
Schöne Anschauungsobjekte! :chefren:
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Re: Antike Thermenkultur in Badenweiler

Beitragvon Quintus » So 17. Jan 2010, 18:36

Salvete amici,

wenn wir schon beim "Sammeln" von römischen Thermen in Deutschland sind :) , dürfen die Constantinsthermen in Trier nicht vergessen werden. Immerhin ist diese Thermenanlage des Kaisertypus die gewaltigste römische Ruine innerhalb Deutschlands. Mit einer Ausdehnung von etwa 260 Metern bei einer Breite von knapp 150 Metern muss Trier den Vergleich mit den großen Thermen Roms nicht scheuen, wenn der Bau auch nie als Badeanlage Verwendung fand, da die Innenausstattung nicht fertiggestellt wurde.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0205175737

Viele Grüße,
Quintus
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