von Laptop » So 10. Okt 2010, 00:20
Zur Beurteilung der Qualität des Comenius und seiner Zeit: Das Latein der Renaissance, des Barock und danach war – nach dem dunklen Zeitalter – wieder an strenge Regeln gebunden, wobei nicht alle ein so reines, an der Antiker orientiertes Latein verfaßten wie Erasmus, der als herausragender Autor dieser Zeit genannt werden muß. In Comenius’ Latein floßen auch Ecclesiastizismen ein (hypostasis), teils Neubildungen (harpagium), teils einige Hyperkorrekturen, wo Comenius Vokabeln altgriechischer machte als nötig (lacryma, coelus). Da müßte man mal eine eigene Abhandlung draus machen, insbesondere zu dem Nebeneinander der Schreibungen mit oe, ae, e. Es gibt auch ein paar “Ungereimtheiten†bei ihm, die ich mir nicht erklären kann, aber im großen und ganzen ist sein Latein von hoher Tiefenkenntnis und von hoher Qualität, aber progressiver als Erasmus. Er wollte wohl bisweilen neue grammatikalische und lexikalische Wege begehen, die nicht immer so übernommen wurden, und so heute wie Sackgassen erscheinen mögen.
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)