Longipes hat geschrieben:dass wir uns jenes nervigste und platteste Argument -
Wäre es aber in Zeiten von Globalisierung und zunehmender länderübergreifender Mobilität nicht sinnvoller, über einen Ausbau des modernen Fremdsprachen-Unterrichts nachzudenken, als über eine verstärkte Förderung von "toten" Sprachen wie Latein und Alt-Griechisch?
- in Zukunft nicht mehr werden anhören müssen.
Das werden wir uns - wie ich befürchte - in Zukunft wohl noch häufiger anhören müssen. "Wir" wären daher gut beraten, dem eine fundierte Antwort entgegen zu halten.
Ich würde dabei gar nicht auf die angeblichen Vorteile zum Deutsch-Lernen unter Migrantenkindern verweisen, sondern versuchen, mit demjenigen, der eine solche Frage stellt, die eigentlichen Ziele von Bildung (mäeutisch
) zu erörtern.
Meines Erachtens geht es bei Bildung um die Vermittlung eines ganzen Fundaments an Bildungsgut, das keineswegs nur darauf beschränkt sein darf, "in Zeiten von Globalisierung" der Wirtschaft dienliches Humankapital zu liefern. Das Vertrauen in die heilige (Markt)Wirtschaft beginnt schon leicht zu bröckeln, wenn nun immer noch Leute mit der Ansicht durch die Welt gehen, Ziel der Bildung sei es, die Leute möglichst speziell auf die wirtschaftlichen Anforderungen vorzubereiten, steigt mir die Zornesröte ins Gesicht.
Aber wie kann man einer großen Menschenmasse aus allen Bildungsschichten diese Frage so einfach wie möglich beantworten?
Sollte man wie der Herr im Interview auf Studien auf den positiven Einfluss beim Fremdsprachenerwerb generell, das korrekte Erlernen der deutschen Sprache/Grammatik oder die angeblichen Vorteilen bei Migrantenkindern verweisen? Mag sein dass dies für ökonomistisch-denkende Menschen eher ein Grund zur Überredung ist, also dass sie sich denken "Wenn ich Latein kann, erlerne ich die anderen romanischen Sprachen in der halben Zeit -> Das rentiert sich.."
Ich denke aber dass dies nur nebensächliche Vorteile sind und dies niemals der Hauptgrund, alte Sprachen zu lernen, sein sollte.
Wenn wir vom Kennenlernen der Philosophie, Ethik, Geschichte und Kultur des Abendlandes sprechen, kommen wir dem Primärziel meines Erachtens schon näher.
Da die Wurzeln Europas in diesen Sprachen zu finden sind, ermöglicht und Griechisch und Latein, Schlüsseltexte der europäischen Geistesgeschichte exemplarisch zu behandeln und anhand dieser jeden einzelnen Schüler im kritischen, philosophischen Denken, im Analysieren von Bedeutungsnuancen und Untertönen, im Ausformulieren von deutschen Übersetzungen, im Verstehen von grundlegenden Prozessen, die sich in der Geschichte regelmäßig wiederholen (seien es Kriege oder andere politische Konflikte) und vielem anderen zu schulen.
Hat jemand noch eine Idee, wie man das "noch eingängiger" und noch "mitreißender" formulieren könnte? Oder fällt jemandem noch ein "Primärargument" ein, warum man alte Sprachen lernen sollte?