"Vorsicht Latein!"

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"Vorsicht Latein!"

Beitragvon ille ego qui » Di 2. Nov 2010, 10:20

salvete,
ich erlaube mir, an dieser stelle ein nachgerade genialisches büchlein zu empfehlen: http://www.amazon.de/Vorsicht-Latein-wi ... 3468281625
"Vorsicht Latein!", verbrochen vom Übersetzer des "Regulus" Alexander Winkler, der nicht nur die deutsche, sondern auch die lateinische jugendsprache perfekt zu beherrschen scheint. es ist eine art (sehr!) moderner Capellanus ("sprechen Sie lateinisch?"). das opusculum ist so nützlich - zumal für den neulateiner - wie amüsant :-) hier und da sind starke nerven von vorteil.
wer einzelnen wendungen nachgeht, wird feststellen, wie sorgfältig auf belegbarkeit geachtet wurde.
kennt es jemand von euch bereits? münchner vor! ;)
valete.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Laptop » Di 2. Nov 2010, 13:43

Das hatten wir doch schonmal hier als Thema. Vielleicht kann jemand den entsprechenden Thread finden.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon ille ego qui » Di 2. Nov 2010, 16:42

salve, computatrum gremiale!
hic mentio (a me) fit illius libelli: viewtopic.php?f=23&t=30659&view=previous
neque alius reperitur locus.
sed utut est: est opus etiam dublici laude dignum ^^

vale.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Medicus domesticus » Di 2. Nov 2010, 23:51

Ich muß zugeben, ich habe Regulus gelesen, aber dieses Buch noch nicht :wink:
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Laptop » Di 9. Nov 2010, 18:41

Longipes hat geschrieben:Die meisten anderen Bücher arbeiten völlig ohne Belegstellen, und gewisse Machwerke strotzen dermaßen vor unsäglichen Eigenkompositionen, dass man das Büchlein in die Ecke pfeffern will.

Sehe ich ähnlich, wobei mich nicht so sehr die Eigenkompositionen an sich stören, als die fehlende Kennzeichnung, ob es nun ein belegter oder fingierter Ausdruck ist. Fiktives mit mit Belegtem intransparent zu mischen ist das eigentliche Unding.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Nov 2010, 20:22

der empörte kunde stört sich ja an der jugenduntauglichkeit, nicht an der unreinheit des lateins. aber wie sagte doch mal ein dozent von mir: "tja, die römische literatur ist halt nix für kleine kinder!" ;-)
übrigens hat die latinität des buches das placet sowohl von prof. fritsch als auch von prof. stroh (der es in seinen im internet anhörbaren vorlesungen wärmstens empfiehlt ^^).

valete.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Laptop » Mi 10. Nov 2010, 04:32

übrigens hat die latinität des buches das placet sowohl von prof. fritsch als auch von prof. stroh (der es in seinen im internet anhörbaren vorlesungen wärmstens empfiehlt ^^).
Ich weiß nicht, wie genau Stroh es gelesen hat. Ich denke er begrüßt solche Versuche allgemein, Latein lebendig darzustellen, und der Versuch ist ja auch durchaus schon löblich. Doch wenn man genauer hinschaut kommt man nicht umhin eine gewisse lexikalische Sorgfalt zu vermissen. In „Vorsicht Latein!“ wird bspw. „vae mihi“ als „fuck“ angegeben. Derweis könnte man ein „age“ auch als „let’s rock“, oder ein „optime“ als „voll super“ auslegen. Es ist stilistisch daneben, wenn man lateinische Hochsprache deutscher Umgangs- oder Jugendsprache zuordnet. Der Lateinkenner, der alles durchblickt, mag bei derartig „freien Auslegungen“ vielleicht schmunzeln, doch wer Latein lernen möchte, wird bei solchen Ungenauigkeiten eher desinformiert statt informiert.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Merkur » Sa 13. Nov 2010, 00:36

Zu der durchaus berechtigten Kritik, die geäußert wurde, möchte ich, da ich für die lateinische Adaptation verantwortlich zeichne, kurz Stellung nehmen.

Die meisten anderen Bücher arbeiten völlig ohne Belegstellen, und gewisse Machwerke strotzen dermaßen vor unsäglichen Eigenkompositionen, dass man das Büchlein in die Ecke pfeffern will.

Da stimme ich zu. Für die lat. Bearbeitung habe ich versucht, nur Wendungen heranzuziehen, die sich bei antiken oder humanistischen Autoren finden. Das Format der Reihe bot leider keine Möglichkeit, Belegstellen einzufügen – es ist vom Verlag ja auch (leider?/zum Glück?) nicht als ein wissenschaftliches Büchlein, sondern wohl eher als ein Scherz-/Geschenkartikel konzipiert. Dennoch habe ich, so gut ich konnte, auf belegtes Latein geachtet.

Sehe ich ähnlich, wobei mich nicht so sehr die Eigenkompositionen an sich stören, als die fehlende Kennzeichnung, ob es nun ein belegter oder fingierter Ausdruck ist. Fiktives mit mit Belegtem intransparent zu mischen ist das eigentliche Unding.

Das gehört wohl auch in den eher wissenschaftlichen Bereich. Bei "Vorsicht Latein" darf aber davon ausgegangen werden (wenn ich mich richtig erinnere), dass so gut wie alle (potentiell belegbaren) Ausdrücke belegt sind.

Doch wenn man genauer hinschaut kommt man nicht umhin eine gewisse lexikalische Sorgfalt zu vermissen. In „Vorsicht Latein!“ wird bspw. „vae mihi“ als „fuck“ angegeben. Derweis könnte man ein „age“ auch als „let’s rock“, oder ein „optime“ als „voll super“ auslegen. Es ist stilistisch daneben, wenn man lateinische Hochsprache deutscher Umgangs- oder Jugendsprache zuordnet.

Berechtigter Einwand. Problem: Es sollte ein Jugendsprachführer entstehen, allein Vulgär-/Jugendsprache im Lateinischen ist arg schlecht belegt. Ich habe mich also der gängigen Umgangssprache (bei "age" und "optime" von "lateinischer Hochsprache" zu sprechen, scheint mir jetzt nicht wirklich passend) bedient. Die Übersetzungen sind zugeben eher flott formuliert und entsprechen den lateinischen Ausdrücken im Hinblick auf die Sprechsituation, nicht immer jedoch in stilistischer Hinsicht. Das ist ein Kompromiss, den ich eingehen musste. Die fehlende "lexikalische Sorgfalt" ist also nicht gänzlich meiner Nachlässigkeit geschuldet, sondern liegt auch, wie dargestellt, in Format und Gegenstand begründet.

Der Lateinkenner, der alles durchblickt, mag bei derartig „freien Auslegungen“ vielleicht schmunzeln, doch wer Latein lernen möchte, wird bei solchen Ungenauigkeiten eher desinformiert statt informiert.

Das klingt etwas hart und unberechtigt. Das Buch ist keine Anleitung zum lateinischen Stil, es ist ein Handbüchlein, das umgangssprachlichen dt. Floskeln möglichst (die Probleme habe ich ja bereits erwähnt) lateinische Entsprechungen zur Seite stellt. "Desinformation" würde ich das nicht unbedingt nennen.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon RM » Sa 13. Nov 2010, 01:15

Kurzer Zwischenruf, Mercuri: Ich glaube nicht, daß Du Dich hier und jetzt dafür rechtfertigen mußt. Wer die Vorsicht-Reihe kennt, weiß ja, wie sie gestaltet ist. Die anderen dürfen sich dann gerne über "unterste Schubladen" aufregen und sich ihre Belege selber suchen :wink:

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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Merkur » Sa 13. Nov 2010, 17:33

RM hat geschrieben:Kurzer Zwischenruf, Mercuri: Ich glaube nicht, daß Du Dich hier und jetzt dafür rechtfertigen mußt. Wer die Vorsicht-Reihe kennt, weiß ja, wie sie gestaltet ist. Die anderen dürfen sich dann gerne über "unterste Schubladen" aufregen und sich ihre Belege selber suchen :wink:


Danke, RM. Allerdings war meine Stellungnahme weniger als Rechtfertigung gedacht denn als Versuch einer Richtigstellung (an die Amazon-Rezension war zudem nicht gedacht, sondern lediglich an der fundierteren Kritik hier im Forum).

Ich bin nämlich der Meinung (und hoffe, dass das im Buch ansatzweise auch durchscheint), dass Vorsicht Latein sich intentionell und konzeptionell von Büchern à la "merda accidit" durchaus unterscheidet und sich (trotz aller Konzessionen an das Format) eher an Capellanus orientiert als an irgendwelchem Trash.
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Re: "Vorsicht Latein!"

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 13. Nov 2010, 18:30

Salve Mercuri,
Ich finde, so ein Buch hat seine Berechtigung (obwohl ich es noch nicht kenne), gerade für Freunde des "Sprechlateins", genauso wie "der Capellanus", wenn es gut gemacht und recherchiert ist.
Und dass du im Lateinischen sehr gut bist, habe ich selbst gelesen:
Nochmal Glückwunsch für die schöne Übersetzung des Regulus! :-D

Optime vale!

PS:
Was Griechisch betrifft, finde ich auch sehr interessant "Sprechen Sie attisch?" von E.Johnson.
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