Unglück in Pompei: Domus Gladiatorum eingestürzt!

[consus]

His nuntiis infaustis cunctorum lumina solvis in lacrimis. Non modo Italicis, sed etiam omnibus nobis Europae incolis antiquitatis monumenta conservanda esse censeo.

[Laptop]

Die FAZ spricht heute von Inkompetenz im Denkmalschutz, Tourismus mit Grobreizen, Geldgier und Camorra. Es wäre wohl am besten, man hätte Pompeji gar noch nicht entdeckt. So zerfällt ein Weltkulturerbe seither und man schaut zu.

[chefren]

nunja, das ist eben das von mir angesprochene problem das dem denkmalschutz das geld letztendlich auch fehlt weil der staat die kasse nicht oeffnet und die letztendlich die buh maenner sind wenn was net so laeuft wie es laufen sollte.

was ist mit aegypten zb? alles hab und gut wird retour beordert (nofretete wollen sie ja auch) um es letztendlich in irgendwelchen kellern "verschimmeln" zu lassen, weil sie auch nicht alles in stand halten koennen oder ausstellen koennen oder wwi; die grossen museen dort sind voll, also werden kleinere neu gebaut, wo dann mit sicherheit irgendwann das geld fehlt fuer ne renovierung, wie lang hat es bei den grossen gedauert bis sich da mal was getan hat? ... oder wie ist es zb mit den museen in der levante? In jordanien zerfallen beispielsweise ganze museen, weil nur das geld da ist um die großen renomierten zu erhalten und genauso sieht es eben auch bei uns nicht all zu selten aus. ... ich weiss aus eigener quelle zb das gebaeude die untet denkmalschutz einfach so lange absichtlich verkommen lassen werden, bis es irgendwann gar nicht anders geht als es abzureissen ... weil eine instandhaltung oder komplett renovierung oft teurer ist als ein neubau ... natuerlich verhaelt es sich da mit antiken sachen noch einwenig anders, das man eben drauf bedacht ist das ganze zu erhalten aber die noetigen mittel einfach fehlen.

[Laptop]

Das Geld ist anscheinend da, es wird nur in die falschen Wege geleitet, i.e. in die Tourismus-Kirmesbude statt in Sicherungsmaßnahmen wie Statik oder Erosionsschutz. Denn die Tourimuswesen dort steht mit der Camorra im Bunde. Es ist als eine Frage der Priorität: Die Bewahrungsmaßnahmen des Weltkulturerbes sind den Ausbeutungsmaßnahmen nachgestellt.

[Zythophilus]

Mons, qui flammatus cineres et saxa uomebat,

exitiale in agros tristeque fudit onus.

Condita uita uetus pumicis sub tegmine densi,

omnis cum subito uita sepulta foret.

Rastrum post studiumque latentia moenia reddunt

stultitiaque iterum – uae! – male culta ruunt.

[RM]

Das Geld ist anscheinend da, ...

Italien hat zwar eine sehr starke Wirtschaft, aber das kulturelle Erbe, das es dort zu bewahren gilt, kostet ein Vielfaches dessen, was der Tourismus dem Staat einbringt. In Deutschland haben wir solche Probleme aus bekannten Gründen ja nicht. Mafiöse Strukturen spielen in Italien zwar eine große Rolle, aber selbst wenn alles mit rechten Dingen zuginge, ist die zu bewältigende Aufgabe enorm. Es gibt ja nicht nur Antikes wie Pompei, Herculaneum, Neapel, das Forum in Rom, Ostia und Siracusa usw.. Daneben gibt es Florenz, Caserta, Siena, Assisi, die ganzen Bibliotheken und Museen mit ihren schier unglaublichen Schätzen und vieles mehr. Da schlage ich mal einen Blick auf die Homepage des Ministero per i Beni e le Attività Culturali vor: http://www.beniculturali.it/. Unter "Grandi restauri" -> "Restauri in corso" kann man sich einen ersten Überblick verschaffen, was da gerade läuft. Natürlich könnte man argumentieren, daß sich die EU hier noch stärker engagieren sollte, damit auch die anderen europäischen Steuerzahler Gelegenheit bekommen, sich am Erhalt all dessen zu beteiligen.

RM

[Medicus domesticus]

Eine Idee wäre vielleicht eine Art Kulturfond, in den auch Privatleute, die Wirtschaft usw. einzahlen. Aber die Kosten sind einfach enorm, um das alles zu erhalten.
Ich war vor einigen Jahren in Pompei, genauer gesagt 1987, und war damals schon betroffen, in welchen Zustand die Bauten, Mosaiken und Wandgemälde waren. Es bröckelte schon überall und die Pflanzen wuchsen aus den Gemäuern. Man konnte noch viel mehr Häuser besuchen. Aber wenn seitdem nichts mehr getan wurde, ist der Einsturz kein Wunder. Die Umwelteinflüsse spielen eine grosse Rolle, siehe auch in Rom, der Autoverkehr...wenn man da das Gemäuer des Colosseums aus der Nähe betrachtet....
Unheimlich schade halt für die antike Forschung und für uns Antikeliebhaber......

[RM]

Wir könnten ja einen Verein gründen, "Amici Italiae" oder - um es noch europäischer zu machen - "Amici Imperii Romani", der den Erhalt kultureller Güter in ganz Europa fördert. Es wird dann wahrscheinlich eine ganze Weile dauern, bis wir die erste Million an Spenden zusammenbekommen, um davon die Restaurierung von 3-4 Häusern in Pompei zu finanzieren ...

Wie wäre das?

RM

[RM]

Paßt zum Thema Finanzen im Kulturbereich: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,728832,00.html

RM

[Medicus domesticus]

Das spricht Bände
Nächstes Jahr im Sommer bin ich im Languedoc-Roussillon Frankreichs, mal schauen, wie es mit den antiken Denkmälern dort aussieht, insbesondere auch in Nîmes (Amphitheater usw.).

[chefren]

http://www.handelsblatt.com/magazin/kul ... ub;2691850

"Für den Erhalt seiner antiken Schätze gibt Italien nur einen verschwindend geringen Teil seines Geldes aus. Das Budget des Kultusministeriums, das unter anderem für den Erhalt der antiken Stätten zuständig ist, beläuft sich gerade einmal auf 0,18 Prozent der Staatsausgaben. Zum Vergleich: In Frankreich sind es ein Prozent. "

[Zythophilus]

Quae non obliuio nec tellus inuida celat,

moenia maiorum telaque opesque placent.

Stultitia pereunt et deficiente crumina:

Delet opes ueterum tempus et aura nocens.

[Medicus domesticus]

Trotz der Ereignisse in Pompei möchte ich ein Buch empfehlen, das ich mir für heute abend aus dem Bücherregal geholt habe:
Aus der Reihe "Geschichte erzählt":
Holger Sonnabend
Unter dem Vesuv
Alltag in Pompeji
WBG/Primus Verlag
http://www.wbg-wissenverbindet.de/WBGSh ... .html#1993
Das Buch erzählt anschaulich den Alltag und das Leben in Pompeji vom Erdbeben 62 n.Chr. bis zum Ausbruch des Vesuvs 79 n.Chr.