Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 15. Sep 2014, 12:40

In der Graustufe des Bildes sieht man BVRILLE und FILIE, es muß ja Dativ sein. Carissim(a)e müsstest du dann auch anpassen. Der Rest ist schon ganz o.k. Insbesondere das von Zythophilus vorgeschlagene faciendum curavit läßt sich gut sehen. curavit ist nur auf dem Bild halb abgeschnitten.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon RM » Mo 15. Sep 2014, 18:28

Also noch einmal:

PERPETVAE SECVRITATI
BVRILLE FILIE CARISSI
ME QVÆ VIXIT ANNIS VIII
MES V DIES XXVIIII ET BVRI
NIANO FILIO CARISSIMO
QVI VIXIT ANNVM VNVM
MES VI DIES XI BVRIVS RAT
IAR CIVIS TRACVS FACIEN
DVM ?????? CVRAVIT ??????????


"BVRILLE FILIE CARISSIME" ist klar, dann musste dort QVÆ stehen. Zwischen FACIENDVM und CVRAVIT ist aber anscheinend eine Lücke. Mich würde interessieren, was in der allerersten Zeile steht.

8) RM
Zuletzt geändert von RM am Mo 15. Sep 2014, 23:42, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon Zythophilus » Mo 15. Sep 2014, 22:32

Die erste Zeile ist ziemlich zerstört; es ist sogar möglich, dass etwas wie D M noch darüber stand.
Auf den beiden Bildern ist die letzte Zeile kaum zu erkennen. Könnte es sein, dass zwischen dem DVM oder VM von FACIENDVM und CVRAVIT wirklich eine Lücke ohne Buchstaben war? Diese stehende Formel wird normalerweise nicht durch andere Wörter getrennt.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon RM » Mo 15. Sep 2014, 23:41

Zwischen DVM und CVRAVIT sehe ich keine Buchstabenüberreste.
Aber zur ersten Zeile hätte ich was aus der epigraphischen Datenbank, nämlich
"PERPETVAE SECVRITAT<I>"
So was gibt's in zwei Grabinschriften in Germania Superior, wenn man nach "CARISS" und "RITAT" sucht, was am Ende der ersten Zeile zu stehen scheint. Eventuell könnte man am Anfang der ersten Zeile tatsächlich ein "PE" vermuten. Dann stünde irgendwo oben drüber vielleicht noch ein D(is) M(anibus).
Ich habe das mal in meiner letzten Version ergänzt.

Was haltet ihr davon?

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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon iurisconsultus » Di 16. Sep 2014, 11:57

Ich kenne zwar nur wenige Epigraphen, aber ich gehe stark davon aus, dass in der letzten Zeile nur DVM und CVRAVIT steht. Ich denke der lapidarius hat einfach das DVM zu weit links gemeißelt und musste dann einen größeren Abstand zu CVRAVIT lassen, damit die gesamte letzte Zeile zentriert bleibt. Schöner wäre es aber ohnehin gewesen, wenn er die Abschlussformel FACIENDVM CURAVIT nicht getrennt, sondern geschlossen in die letzte Zeile gemeißelt hätte. :lol:

D(is) M(anibus) / p(erpetuae) s(ecuritati) für die ersten beiden Zeilen scheint mir gut zu passen. Das ist eine gängige Einleitung (s. die Bsp unter http://db.edcs.eu/epigr/epi_de.php).
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon Zythophilus » Di 16. Sep 2014, 22:30

PERPETVUAE SECVRITATI passt sehr gut. Am Anfang der Zeile lässt sich ein P erahnen, ab etwa der Mitte werden die Buchstaben SECVRITAT immer deutlicher. Das fehlende I dürfte der Steinmetz, der sich wohl ein wenig verschätzt hatte, auf das T gesetzt haben, da dieses bei genauer Betrachtung eigentlich ein ist.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 17. Sep 2014, 18:20

Das ist eine sehr gute Lösung, RM :-D .Darüber steht auch auf dem Grabmal D M (Dis Manibus):
http://tinyurl.com/ogcbdqk
Da ist wieder mal die schöne Zusammenarbeit aller Beteiligten hier zu loben.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon iurisconsultus » Mi 8. Okt 2014, 17:19

Weiß jemand, ob der Text des Grabsteins bereits in einer (Online-)Datenbank erfasst ist. Mich würde interessieren, wie die beteiligten Altphilologen die letzte Zeile deuten.
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Re: Römisches Kindergrabmal in Augsburg entdeckt

Beitragvon Zythophilus » Do 9. Okt 2014, 22:51

Da dieser Stein doch ein besonderen Fund ist und außerdem die Funde nach einem Jahr groß der Öffentlichkeit präsentiert werden, kann man davon ausgehen, dass es schon eine Publikation darüber gibt. Wenn man das Original vor sich hat und zudem mit Inschriften vertraut ist, stellt dieses Exemplar eine eher kleine Herausforderung dar.
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