Vergils Geburtstag

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Vergils Geburtstag

Beitragvon RM » Mi 15. Okt 2014, 08:14

Daran möchte ich mit folgenden Versen Martials erinnern:

Maiae Mercurium creastis Idus,
Augustis redit Idibus Diana,
Octobres Maro consecravit Idus.
Idus saepe colas et has et illas,
Qui magni celebras Maronis Idus.

(Mart, Ep, 12, 67)

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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 15. Okt 2014, 11:54

Interessant zu lesen auch Sueton´s Vita Vergili (De Poetis):
Suetonius hat geschrieben:Natus est Gn. Pompeio Magno M. Licinio Crasso primum conss. Iduum Octobrium die in pago qui Andes dicitur et abest a Mantua non procul.


http://thelatinlibrary.com/suetonius/suet.virgil.html
:book:
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon ille ego qui » Mi 15. Okt 2014, 14:49

Medicus domesticus hat geschrieben:Interessant zu lesen auch Sueton´s Vita Vergili (De Poetis):
Suetonius hat geschrieben:Natus est Gn. Pompeio Magno M. Licinio Crasso primum conss. Iduum Octobrium die in pago qui Andes dicitur et abest a Mantua non procul.


http://thelatinlibrary.com/suetonius/suet.virgil.html
:book:


obiter: hätte Sueton auch schreiben können: quae Andes dicuntur
?
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon consus » Mi 15. Okt 2014, 17:41

in pago qui Andes dicitur: hätte Sueton auch schreiben können: quae Andes dicuntur?
Christiano sal.
Videntur multum inter se differre (1) Andes, gens Galliae (Caes. Gall. 2, 35, 3), et pagus qui (2) Andes dicitur: (1) Andes, ium m; (2) Andes, is m.
Et Donatus et Hieronymus sine ulla dubitatione iisdem verbis utuntur atque Suetonius.
Vale. Id. Oct. quo die non modo vates Andinus natus est, sed etiam "October equus in campo Martio immolatur quotannis Marti"*.
_____________
* Fest. p. 178 M.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon Zythophilus » Mi 15. Okt 2014, 18:07

Octobres uatem genuerunt Andibus Idus:
Non erit his maior – Musa fatere! – dies.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon consus » Mi 15. Okt 2014, 18:32

Wahrlich ein herrliches Distichon, Zythophile, aber m. E. lässt sich die so trefflich im Hexameter verwendbare Form Andibus wohl schwerlich halten; denn der Flecken, in dem Vergil geboren ward, heißt zwar Andes, aber es ist ein Singular Andes, is m., wenn man der obgenannten Angabe im Lewis&Short (s.v. Andes) folgt. Insofern ist das Lemma Andes im Georges mit einem dicken Fragezeichen zu versehen*. Die Suetonstelle zeigt eindeutig, dass die Ortangabe Andes ein Sg. m. ist.
____________________________________________________________________________________________
* Der im Georges (s.v. Andes, ium f.) genannte Ablativ Plural Andibus in der Vergilvita des Probus geht auf eine Konjektur von Reifferscheid zurück. Überliefert ist an der Stelle vico Andino bzw. vico Andico (cf. app. crit. in: Vitae Vergilianae antiquae, ed. Colinus Hardie, ed. altera, Oxonii 1960, p.22).
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon RM » Mi 15. Okt 2014, 18:47

Wenn man in Mantova Sud von der Autobahn und dann nach Mantua fährt, kommt man an diesem kleinen Ort vorbei, der heute Virgilio heißt. Sich Mantua und die Umgebung anzusehen, lohnt sich auf jeden Fall.

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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon consus » Mi 15. Okt 2014, 20:38

Wenn von Vergil die Rede ist, denkt man auch an Dante*:
E quell' ombra gentil per cui si noma
Pietola più che villa mantovana

In der heutigen Comune di Virgilio gibt es einen Ortsteil ("frazione") namens Pietole, der allerdings ein wenig zu unterscheiden ist von Pietola Vecchia. Dazu lese ich in meinem Dantekommentar**:
Pietola, ora Pietole, è un villaggio sulla riva destra del Mincio vicino a Mantova; secondo i più, l’Andes degli antichi ...


_________________________________________________________________________________________
* Div. comm. purg 18, 82s.: quell' ombra gentil, d. h. Vergil.
** Dante Alighieri, La Divina Commedia, Purgatorio, testo critico della Società Dantesca Italiana, col commento scartazziniano, rif. da Gius. Vandelli, Milano 1972, p. 459.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon Zythophilus » Mi 15. Okt 2014, 20:38

Ne quis crederet Vergilium Nouo in Mundo, ubi Andes sunt montes, natum esse, te, optime Conse, hortato distichon mutaui:
Octobres uates genitus sacrauerat Idus:
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon ille ego qui » Mi 15. Okt 2014, 23:07

consus hat geschrieben:Wahrlich ein herrliches Distichon, Zythophile, aber m. E. lässt sich die so trefflich im Hexameter verwendbare Form Andibus wohl schwerlich halten; denn der Flecken, in dem Vergil geboren ward, heißt zwar Andes, aber es ist ein Singular Andes, is m., wenn man der obgenannten Angabe im Lewis&Short (s.v. Andes) folgt. Insofern ist das Lemma Andes im Georges mit einem dicken Fragezeichen zu versehen*. Die Suetonstelle zeigt eindeutig, dass die Ortangabe Andes ein Sg. m. ist.
____________________________________________________________________________________________
* Der im Georges (s.v. Andes, ium f.) genannte Ablativ Plural Andibus in der Vergilvita des Probus geht auf eine Konjektur von Reifferscheid zurück. Überliefert ist an der Stelle vico Andino bzw. vico Andico (cf. app. crit. in: Vitae Vergilianae antiquae, ed. Colinus Hardie, ed. altera, Oxonii 1960, p.22).


Salve, meinst du, die sueton-Stelle zeigt das eindeutig? Die Kongruenz mit dem prädikativum (von relativum und Verb) ist zwar klassisch und schön, aber es finden sich meines Wissens Ausnahmen.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon RM » Mi 15. Okt 2014, 23:58

Andes ist Plural. Georges gibt dazu eine Belegstelle (Andibus) an. "qui dicitur" bezieht sich auf pagus. Bzgl. Sg.+Pl. vgl. z. B. Livius fragm. 21: "Ibi hibernaculis secundum oppidum, quod Castra Aelia vocatur ..."

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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon consus » Do 16. Okt 2014, 13:27

RM hat geschrieben:Andes ist Plural...
Diese mit einem durch keinen exakten Beleg gesicherten Anspruch auf Unumstößlichkeit vorgetragene Behauptung ist in einem halbwegs wissenschaftlichen Disput, wie er hier doch stattfindet, so nicht zu akzeptieren. Daran ändert auch nichts die im nächsten Satz erfolgende Angabe
Georges gibt dazu eine Belegstelle (Andibus) an.
Wie ich gestern schon mit Hinweis auf den textkritischen Apparat der Probusvita in der Oxford-Ausgabe der Vitae Vergilianae von Colin Hardie zeigte, handelt es sich bei "Andibus" um eine Konjektur Reifferscheids. Die hs. Überlieferung bietet "vico Andico" bzw. "vico Andino". Ob man dann in Bezug auf dieses "Andibus" von einer wirklichen Belegstelle reden kann, wage ich doch zu bezweifeln. Wie dem auch sei, man sollte jedenfalls mit Behauptungen, wie sie hier erfolgten, doch etwas zurückhaltender sein.
ille ego qui hat geschrieben:... meinst du, die sueton-Stelle zeigt das eindeutig? Die Kongruenz mit dem prädikativum (von relativum und Verb) ist zwar klassisch und schön, aber es finden sich meines Wissens Ausnahmen.
Was die Beweiskraft der Suetonstelle "in pago qui Andes dicitur" angeht, ist dieser Einwand sehr berechtigt und bedenkenswert. Doch bleibe ich, obwohl auch ich mir nicht völlig sicher bin, rebus sic stantibus bei der gestern von mir erwähnten Unterscheidung, wie sie im Lewis&Short erfolgt: Andes, ium m. (gallischer Volkstamm), Andes, is m.* (Geburtsort Vergils). Wenn meine Hypothese sich erwiesenermaßen als falsch erweist, werde ich von meiner Position selbstverständlich abrücken.
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* Wie groß die Unsicherheit in Bezug auf Andes ist, zeigt z. B. auch das schon alio loco erwähnte Werk von Kirsch. Dort wird Andes als fem. sg. gedeutet.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon ille ego qui » Do 16. Okt 2014, 13:37

gratias ago pro argumentis summa diligentia explicatis :)
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon Medicus domesticus » Do 16. Okt 2014, 13:55

Interessante Diskussion. Consus hat das gut aufgeschlüsselt. Ich habe nur mal die gängigen Lexika konsultiert und es besteht wenig Übereinstimmung. OLD erwähnt Andes, -is auch nicht, ich denke es mangelt einfach an eindeutigen Belegstellen.
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Re: Vergils Geburtstag

Beitragvon RM » Do 16. Okt 2014, 18:50

Schlage vor, wir lesen uns das hier mal durch: http://www.metalogicon.org/rivista/1992gg/nardoni92gg.pdf

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