Naja, als Herr Weeber erklärte, daß tŏga mit kurzem o, und sex mit scharfem s zu sprechen sei, war ich zuerst positiv überrascht, habe aufgehorcht und mal näher hingehört was er sonst so spricht. Und es hat nicht lang gedauert dann war es enttäuschenderweise nicht mehr korrekt.
er spricht: gymnāsium (mit langem a und weichem s), richtig: gymnăsium (mit kurzem a und stimmlosem s, sowohl im Lat. als auch im Gr.).
er spricht: Tācitus (mit langem a und weichem c), richtig: Tăcitus (mit kurzem a und hartem c)
er spricht: căseus, richtig: cāseus
er spricht: fŏrmāticum, richtig: fōrmāticum
...
Und auf der einen Seite kritisiert er den übertriebenen Gebrauch von Fremwörtern, auf der anderen Seite gebraucht er z. B. das Wort "idealiter", was es klass. m. E. gar nicht gibt. Also mehr als nur überflüssig ist.
Alles in allem ein stocksteifer Auftritt, von einem Professor, der Aussprache erklärt, aber nicht richtig beherrscht. Weiters hat mich irritiert mich welch vorsintflutlichen Argumenten er Latein bewirbt. Er bewirbt Latein als tote Sprache, die man
nicht sprechen (sic!) sollte (Zitat: «
... im Lateinischen ist es nicht besonders sinnvoll Ausdrucksfähigkeit zu erlenen, einer Sprache die keiner mehr spricht ...»), die man stattdessen wie einen Tierkadaver (sic!) optimal sezieren (sic!) kann, um grammatische Grundbegriffe zu verstehen. Na super. Latein, die tote Maus als klinisches Grammatik-Modell. Und ich dachte dieses Gedankengut sei längst überwunden.
Herr Weeber, eine Bitte: beschäftigen sie sich einmal mit den sprachdidaktischen Konzepten eines Comenius, eines Locke, eines Orberg, und selbst von einer ganz "laienhaften" Birkenbihl kann die Wissenschaft noch einiges lernen. Und zeigen Sie damit, daß sie den allgemeinen Verdacht nicht noch bestätigen altphilologische Sprachdidaktik sei hinterwäldlerisch und verweigere sich mit der Zeit zu gehen!
Am Rande: wenn ich Latein als Schulfach bewerben wollte, würde ich anders argumentieren. Ich würde Latein als Teilbereich des Faches "Geschichte" bezeichnen, nämlich als das, was man "Sprachgeschichte" nennen könnte, freilich nur gültig für die Länder, deren Muttersprache wesentlich vom Lateinischen beeinflußt ist. Zur "Sprachgeschichte" in Deutschland sollte dann auch Ahd. und Mhd. gehören. Es sollte zu denken geben, daß für letztere beiden Sprachen niemand wirbt.