ecce fabella natalicia, quam Apollonius noster nobis convertendam dedit:
Weihnacht
Unsere Stadt ist besonders deshalb so schön, weil sie so nah am bewaldeten Berg liegt. Ich bin heute gegen den Abend rasch in den Wald hinaufgegangen, wo mir drei richtige Wald- und Weihnachtsmänner mit Tannenbäumen auf den Schultern begegneten. Ich möchte ihnen um keinen Preis nicht begegnet sein. Schon von weitem hörte ich ihre Stimmen durch den abendlichen winterlichen Wald hallen. Wie urtümlich sahen sie mit ihren Bärten und schwärzlichen Gesichtern aus.
Ich kam dann in die Stadt hinunter, die so eng am Berg liegt, daß man sie fast eine Wald- und Bergstadt nennen möchte. So aus dem stillen, dunklen, weiten Naturwald herauszukommen, auf abstürzendem, felsigem Weg, und nachher über die Treppen hinab, gleich in die Stadt hinein, so warm, so nah, so unvermittelt, wie ist das schön, wie ist das so herzerfrischend. Ich kann mir Natur und Stadt nirgends so lieblich verknüpft und verbunden vorstellen, wie sie es bei uns sind. Und ist man dann in der Stadt, wie wird man von den Häusern gleich so heimelig umschlossen. Man geht wie in einer Burg, wo alles eng und nah beieinander ist, das Rathaus mit dem Rathausplatz, die Ober- und Untergasse und die hochaufragende gute alte Kirche, und rings herum kleinere Nebengassen mit dunkleren Ecken und Winkeln. Und dann so die netten, freundlichen Gestalten, die ruhigen Gesichter. Hellere und dunklere Gestalten, helle und dunkle Stellen. Da gehst du über einen altertümlichen Platz, ehemaligen Festungsgraben, der ganz traumhaft still und schön und ruhig ist, da und dort ein Dach, ein kühner Giebel, eine Laterne oder ein uralter Festungsturm.
Und die Winternacht dazu so sanft, mit so dunkeln, guten, stillen, ehrlichen Augen. Und dazu der alte, ewig schöne Gedanke, daß jetzt bald Weihnacht sein wird und sein soll in diesen Mauern, wo auf alle Gemüter und in alle Menschenherzen ein so eigentümlich-süßes, schwer und leichtes Gewicht fällt, wo jedes Auge seinen Weihnachtsbaum und seine Weihnachtskerze sieht, wo es in allen engen und breiten Straßen nach Frieden, nach lieblichem Verzeihen und nach allen schönen, innigen Versöhungen tönt und duftet. O wie schön, wie großäugig-sanft und wie weich ist unsere Stadt um diese stille Winterszeit, um die stille Abendzeit, um diese süße, stille, liebe Weihnachtszeit. Alle Schaufenster sind voll der hübschesten Sachen. Man sieht von der Straße her den Metzger im Metzgerladen, den Bäcker im Bäckerladen, den Milchhändler im Milchladen stehen. Alle Läden strahlen, ganz besonders die Spielwarenläden, die den Kindern in die Herzen reden. Ich kam heute abend, wie gesagt, aus dem Walde in die Stadt herab und war ganz verliebt in sie, ganz entzückt von ihr.
feliciter!