spectate et ridete
https://www.youtube.com/watch?v=bj5fPuw51bQ
inde a 4:08 de rebus nostris iocose agitur
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salve, Christiane!
der einfachheit diesmal auf deutsch - quod oro ignoscas.
bekanntlich nehmen die sog. Römeroden, die Horaz selbst als "carmina non prius audita" bezeichnet, innerhalb des opus Horatianum eine besondere rolle ein. in ihnen zeigt sich Horaz gleichsam von einer anderen seite, in ihnen ist er ganz der "staatsdichter", der die restaurationsbestrebungen des Augustus vorbehaltlos unterstützt: rückkehr zu den virtutes, die Rom einst auszeichneten, rückbesinnung auf die moralischen und religiösen prinzipien usw.
wenn ich also - möglichweise etwas mißverständlich - schrieb "invitus, ut opinor" ,
habe ich mich zunächst und unmittelbar auf jenes berühmt-berüchtigte "dulce et decorum" bezogen, also auf das lob des heldentodes auf dem schlachtfeld, das so gar nicht zum unmilitärischen charakter eines mannes passen will, der immerhin bei Philippi die "schmähliche" flucht dem angeblich süßen tod vorgezogen hat.
mit "invitus" meinte ich also , dass diese aussage nicht seinem wahren wollen, seiner wahren natur entspricht. was aber ist die "wahre natur" des Horaz?
in vielen seinen carmina vermittelt er ein fast barockes "lebensgefühl" : genuß des lebens im bewusstsein der vergänglichkeit des daseins. allerdings ist dieser genuß nie ausufernd: temperantia und modestia sind zweifellos typische Horazische tugenden. ein weiterer charakterzug ist auch die insbesondere Maecenas entgegengebrachte dankbarkeit: die privilegierte stellung eines hofdichters , das war Horaz immer bewußt, ist für den sohn eines freigelassenen alles andere als selbstverständlich. und aus dieser dankbarkeit resultiert wohl auch die absolute loyalität dem princeps gegenüber, der dem dichter die politische gegnerschaft von einst keineswegs nachträgt.
ob Horaz mit den Römeroden einem wunsch des Augustus entsprochen hat oder nicht, sei dahingestellt. um sie zu verfassen, musste Horaz wohl auch nichtüber seinen eigenen schatten springen bzw. seine eigenen prinzipien verleugnen, insbesondere was seine religiöse einstellung betrifft, die schon lange nicht mehr "epikureisch geprägt" war (vgl. c.1,34).
nicht die Römeroden als ganzes hatte ich also im sinn, als ich "invitus" schrieb, sondern ich bezog mich , wie gesagt, auf III,2 , und im besonderen auf die stelle, in der Horaz gleichsam den Tyrtaios zitiert.
ich sehe also diesen bedenklichen preis soldatischer tugenden nicht als eine sache, die Horaz aus innerer überzeugung vertrat, sondern primär als der loyalität dem herrscher gegenüber geschuldet, mit dessen zielsetzungen Horaz dennoch im allgemeinen sympathisieren mochte.
gewissermaßen ein zugeständnis also, ein kompromiß, den einzugehen Horaz angesichts der vorteile, die ihm seine position verschaffte, durchaus bereit war.
"lenit albescens animos capillus", schreibt er an anderer stelle - ausgerechnet in einem gedicht, in dem er die siegreiche rückkehr des Augustus aus Spanien preist (III,14) - , um hinzuzufügen: "non ego hoc ferrem calidus iuventa consule Planco."
das gedicht beginnt also mit laudes Augusti und endet mit dem hinweis ausgerechnet auf das jahr 42 und der immanenten botschaft "damals wäre ich solche kompromisse nicht eingegangen".
aber vielleicht ist es ja auch nur zufall, dass gerade dieses jahr genannt wird. so wie ja auch die allitterationen nur zufall sind.
vale!
und guten rutsch ins neue jahr !!
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