Ich weiß. dass ich nichts weiß...

Diskussionen zu den antiken Philosophen, ihren Ideen und ihrer Rezeption

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Ich weiß. dass ich nichts weiß...

Beitragvon suetonius » Do 11. Mär 2004, 20:00

tach!

Ich liebe diesen satz...aber was haltet ihr von dieser these, dass menschen die wissen, was sie nicht wissen schlauer sind als menschen die vorgeben etwas zu wissen, die aber garnicht tun.
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Beitragvon RM » Do 11. Mär 2004, 20:40

Was ist Wissen? 8) RM
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Beitragvon Neni » Do 11. Mär 2004, 20:45

angesammelte Infos *g*
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Beitragvon suetonius » Do 11. Mär 2004, 21:04

hier ist m.E. mit wissen angesammelte infos auf einem bestimmten wissensgebiet gemeint...
Meinetwegen fragte sokrates einen fischer über das fischen aus. im gesprächsverlauf zeigte er ihm dann, dass er eigentlich garnicht so viel darüber weis, dies aber vorgab. So war sokrates schlauer als dieser fischer...
(damit machte er sich die vielen feinde)
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Beitragvon Neni » Do 11. Mär 2004, 21:05

Hm. Naja, wieso schlauer. Socrates wusste übers Fischen sicher auch nicht mehr als er, er zeigte ihm nur, dass er entweder gelogen oder aber n falschen Bezug zur Wahrheit hat *g* Im Grunde kann das doch irgendwie jeder...den andren in Verlegenheit bringen ohne selbst darüber Bescheid zu wissen.
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Beitragvon suetonius » Do 11. Mär 2004, 21:11

ja, aber genau das ist der punkt.
sokrates sagt ja das er schlauer (auf dem gebiet) wär, weil er wenigstens weiß was er nicht weiß. im gegensatz zum fischer...

achja, zu wissen was man nicht weiß zeichnet einen philosophen aus, meinte er weiterhin...!
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Beitragvon Platon » Do 11. Mär 2004, 21:14

sokrates sagt ja das er schlauer (auf dem gebiet) wär, weil er wenigstens weiß was er nicht weiß.


wo? du solltest deine eigene Interpretation nicht mit der sokratisch-platonischen Philosophie verwechseln...
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Beitragvon Neni » Do 11. Mär 2004, 21:15

Schlauer würd ich das nicht nennen. Ich würde das zugeben, dass man nix weiß, nennen. Das ist dann ja eher ne Stärke....quasi zuzgeben, dass man das nicht weiß. Keine Ahnung, mich kann man nicht davon überzeugen, dass er schlauer ist, er gesteht es sich nur ein und hat wohl weniger Angst vor den IchbineinLoser-Konsequenzen. Ich halte Seneca auf dem Gebiet fürn angeberischen Spinner.
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Beitragvon vir ol » Di 16. Mär 2004, 14:47

Neni: Es geht nicht darum zu wissen, dass man nicht wiess, sondern im ersten Beitrag steht, zu wissen WAS man nciht weiss.

"Ich liebe diesen satz...aber was haltet ihr von dieser these, dass menschen die wissen, WAS sie nicht wissen schlauer sind als menschen die vorgeben etwas zu wissen, die aber garnicht tun."

Da es im Universum selbstverstaendlich wesentlich mehr Dinge gibt, die der Mensch nicht weiss, weiss man mehr, wenn man weiss was man ncith weiss. Man weiss aber nur von einem Bruchteil der Dinge, dass man sie nciht weiss, von vielen ahnt man ncihts.
Es geht dabei zum grossen Teil um Bezeichnugn udn Bedeutungsgebung:
Wenn man eine Variable kennt, aber nicht den Wetr der ihr zugewiesen wird, so weiss man, dass man nicht weiss.
Wenn man aber nicht weiss, dass es die Variable gibt, dann weiss man auch nciht, dass man ihren Wert nicht weiss.
DIeses Netzwerk von Bezeichnung und Bedeutung kann man beliebig erweitern, Oberbegriff und Untereinheiten etc.
Beispiel:
Jura...
Man weiss dass es Jura gibt, weiss aber nicht seine Teilgebiete. Man weiss aber was man ncith weiss.
Ode rmehr im Detail: Man weiss vom Steuerrecht, weiss aber nichts von seinem Inhalt.
ODer man weiss von eienm bestimmten Abschnitt davon, kennt aber einen bestimmten Paragraphe nicht etc.

Um es mal allgemein anschlaulicehr darzustellen was ich meine:
Es geht um eine Verschachtelung, die sich gut darstellen laesst mit Dose und Inhalt:
Wenn man eine fremde, geschlossene Dose sieht, dann weiss man dass man nciht weiss was sich in ihr befindet.
Man weiss also was man ncith weiss.
Wenn man aber die Dose nie gesehen hat weiss man nciths von ihr. Folglich weiss man auch nicht was man nciht weiss.

Um also auf die urspruengliche Frage zurueckzukehren, am Beispiel des Fischers:
Der Fischer weiss genauso viel wie der Philosoph (auf untenstehendem Gebiet). Der Fischer weiss was er nicht weiss, auf dem Gebiet der Fischerei, hat jedoch auch ein gewisses Fachwissen.
Der Philosoph weiss dafuer von mehr (um so viel mehr, wie der Fischer mehr von der Fischerei weiss) dass er es nicht weiss.
Natuerlich Muss man auch differenzieren und kann sagen, der Fischer hat mehr Ahnung.
Ich wuerde das wie eine komplexe Zahl darstellen, wobei wissen etwas nicht zu wissen imaginaer ist.
vir ol
 

Beitragvon Juergen » Di 16. Mär 2004, 14:55

Hier die Stelle aus der Apologia
Im Gespräch mit ihm schien mir dieser Mann zwar vielen andern Menschen auch, am meisten aber sich selbst sehr weise vorzukommen, es zu sein aber gar nicht. Darauf nun versuchte ich ihm zu zeigen, er glaubte zwar weise zu sein, wäre es aber nicht; wodurch ich dann ihm selbst verhaßt ward und vielen der Anwesenden. Indem ich also fortging, gedachte ich bei mir selbst, als dieser Mann bin ich nun freilich weiser. Denn es mag wohl eben keiner von uns beiden etwas Tüchtiges oder Sonderliches wissen; allein dieser doch meint zu wissen, da er nicht weiß, ich aber, wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht. Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen. Hierauf ging ich dann zu einem andern von den für noch weiser als jener Geltenden, und es dünkte mich eben dasselbe, und ich wurde dadurch ihm selbst sowohl als vielen andern verhaßt. Nach diesem nun ging ich schon nach der Reihe, bemerkend freilich und bedauernd, und auch in Furcht darüber, daß ich mich verhaßt machte; doch aber dünkte es mich notwendig, des Gottes Sache über alles andere zu setzen; und so mußte ich denn gehen immer dem Orakel nachdenkend, was es wohl meine, zu allen, welche dafür galten, etwas zu wissen. Und beim Hunde, ihr ||S22|| Athener, denn ich muß die Wahrheit zu euch reden, wahrlich es erging mir so. Die Berühmtesten dünkten mich beinahe die Armseligsten zu sein, wenn ich es dem Gott zufolge untersuchte, andere minder Geachtete aber noch eher für vernünftig gelten zu können. Ich muß euch wohl mein ganzes Abenteuer berichten, mit was für Arbeiten gleichsam ich mich gequält habe, damit das Orakel mir ja ungetadelt bliebe. Nach den Staatsmännern nämlich ging ich zu den Dichtern, den tragischen sowohl als den dithyrambischen und den übrigen, um dort mich selbst auf der //II15// Tat zu ergreifen als unwissender denn sie. Von ihren Gedichten also diejenigen vornehmend, welche sie mir am vorzüglichsten schienen ausgearbeitet zu haben, fragte ich sie aus, was sie wohl damit meinten, auf daß ich auch zugleich etwas lernte von ihnen. Schämen muß ich mich nun freilich, ihr Männer, euch die Wahrheit zu sagen: dennoch soll sie gesagt werden. Um es nämlich gerade heraus zu sagen, fast sprachen alle Anwesenden besser als sie selbst über das, was sie gedichtet hatten. Ich erfuhr also auch von den Dichtern in kurzem dieses, daß sie nicht durch Weisheit dichteten, was sie dichten, sondern durch eine Naturgabe in der Begeisterung, eben wie die Wahrsager und Orakelsänger. Denn auch diese sagen viel Schönes, wissen aber nichts von dem, was sie sagen; ebenso nun ward mir deutlich, daß es auch den Dichtern erginge. Und zugleich merkte ich, daß sie glaubten, um ihrer Dichtung willen auch in allem übrigen sehr weise Männer zu sein, worin sie es nicht waren. Fort ging ich also auch von ihnen mit dem Glauben, sie um das Nämliche zu übertreffen wie auch die Staatsmänner. Zum Schluß nun ging ich auch zu den Handarbeitern. Denn von mir selbst wußte ich, daß ich gar nichts weiß, um es gerade herauszusagen, von diesen aber wußte ich doch, daß ich sie vielerlei Schönes wissend finden würde. Und darin betrog ich mich nun auch nicht; sondern sie wußten wirklich, was ich nicht wußte, und waren insofern weiser.
Juergen
 

Beitragvon vir ol » Di 16. Mär 2004, 15:13

Wenn sich der Fischer von dem weiter oben gesprochen wurde selbst sehr weise vorkam, also in anderen Worten dachte er wisse sehr viel bzw. alles, so weiss er doch weniger als der Philosoph, da er dann doch ncith den Horizont all dessen vor sich sieht, was er nciht weiss.
vir ol
 

Beitragvon Juergen » Di 16. Mär 2004, 15:27

vir ol hat geschrieben:Wenn sich der Fischer von dem weiter oben gesprochen wurde ...

Ich frage mich gerade, wo bei Plato ein solcher Fischer vorkommt :?
Juergen
 

Beitragvon vir ol » Di 16. Mär 2004, 15:29

Frag nicht mich...
War Plato der einzige bei dem wir von Sokrates lesen?
vir ol
 

Beitragvon Clemens » Di 16. Mär 2004, 15:31

Meines Erachtens ist schon die Einsicht, dass man nichts respektive sehr wenig weiß, entscheidend. Schließlich geht es darum, nicht der Hybris zu verfallen.
Zuletzt geändert von Clemens am Di 16. Mär 2004, 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon vir ol » Di 16. Mär 2004, 15:37

Wenn man weiss, dass man ncith sehr viel weiss, weiss man trotzdem ncith viel sondenr nur etwas wichtiges.
Wenn man aber weiss was man ncith weiss, weiss man etwas.
Biologische gesehen ist auch dass Wissen etwas nicht zu wissen eine Information, die ungefaehr genauso viel wiegt wie eine faktische Information, soll heissen, eine solche die Wissen sich selbst ncith zu wissen ausschliesst.
Wenn man aber weiss dass man nichts weiss ist dass nur eine Information vom GEwicht her der gleichwertig, dass man nicht weiss welches Klopapier den groessten Komfort bietet...
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