ΧαίÏειν.
Ich habe wieder einmal - siehe schon die interessanten Antworten, die ich hier bekam
viewtopic.php?f=23&t=27331 -
eine Frage zur Prosodie. Sie betrifft die unterschiedliche Messung von Diphthongen in gebundener und ungebundener Rede.
Für die Quantität der Diphthonge gilt:
1) Diphthonge sind grundsätzlich lang.
2) Jedoch werden αι und οι in Flexionsendungen kurz gemessen (vgl. ἄνθÏωποι, ἵστασθαι usw.).
3) Die Ausnahmeregel zu 2) gilt nicht für οι und αι in der 2. und 3. Pers. Singular des Optativs im Aktiv (vgl. z.B. παιδεÏοι, παιδεÏσοι, παιδεÏσαι, πεπαιδεÏκοις). Hier gilt wieder die Grundregel zu 1).
4) In der Dichtung dagegen sind die Diphthonge natürlich grundsätzlich zwar ebenfalls lang (Grundregel zu 1). Zugleich gilt hier aber die Ausnahmeregel zu 2) nicht, und zwar regelmäßig in allen poetischen Gattungen von Homer bis Nonnos.
Beispiel: die ersten beiden Wörter des 5. Hymnus des Kallimachos
á½ÏƒÏƒÎ±Î¹ λωτÏοχόοι τᾶς Παλλάδος ἔξιτε πᾶσαι,
wo man es sehr schön sieht.
Meine Frage:
a) Was ist der Grund für die Ausnahmeregel zu 2)?
b) Und warum gilt diese offensichtlich nur in ungebundener Rede?
Wohlgemerkt, damit wir nicht aneinander vorbeireden: Ich weiß, daß in der Dichtung aus Verszwang Diphthonge gelegentlich kurz gemessen werden. Auch meine ich nicht das sattsam bekannte Phänomen der Hiatkürzung (correptio epica). Auch der Unterschied zwischen Lang- und Kurzdiphthongen, der die Quantität des ersten Bestandteiles des Diphthonges betrifft, ist nicht gemeint, sondern nur der oben bezeichnete - eigentlich ganz einfache - Regeltatbestand.
Kann jemand helfen? Oder auch nur vielleicht einen Literaturhinweis geben?
Εá½Ï„υχεῖτε.