Domingo hat geschrieben:Dann müsste man besser die Interpunktion ändern: Kein Punkt nach philous. So wäre der Satz auch bei Akk.-Interpretation verständlich.
Ja, da hast du schon recht, aber ich habe die Interpunktion so übernommen, wie sie mir vorliegt.
consus hat geschrieben:Servus, Clemens.
Sehe es auch so; βοήθεια Ï€Ïός τινα ist eine übliche Wortverbindung, und eine Brachylogie wie hier die Fortsetzung des AcI des vorangehenden Satzes ist in Aristoteles‘ Skripten nichts Ungewöhnliches.
Der gewandte Übersetzer und Kommentator Franz Dirlmeyer (Aristoteles, Nikomachische Ethik, 3. Aufl. Berlin 1964, S. 170) geht mit der Brachylogie folgendermaßen um:
Und in Armut und sonstigem Mißgeschick gelten Freunde als die einzige Zuflucht. Freundschaft ist Hilfe: den Jüngling bewahrt sie vor Irrtum, dem Alter bietet sie Pflege und Ersatz für die aus der Schwäche abnehmende Leistung, den Mann auf der Höhe des Lebens spornt sie zu edlen Taten. „Zwei miteinander voran“: dann gewinnt das Erkennen wie das Handeln an Kraft.
Der Codex Parisiensis 1854 bietet die Lesart καὶ νÎοις δεῖ … βοηθείας: δεῖ τινί τινος. Damit wäre der Genetiv „gerettet“.
Schönen Sonntag!
Danke auch dir, die varia lectio ist interessant - ich habe leider keinen Apparat hier. Dass eine solche verkürzte Ausdrucksweise bei Aristoteles häufiger ist, ist auch recht wertvoll zu wissen, da ich vorher noch nie mit ihm zu tun hatte.