Griechische Schrift(en) - Linear B

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Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon VulpiusHerbipolensis » Sa 6. Feb 2010, 19:51

Chairete!

Eine Frage zur schriftlichen Überlieferung des Alt-, v. a. Mykenischen Griechisch: Kann mir jemand sagen,
1. wann genau die Schriftlichkeit einsetzt (wahrscheinlich so 16. Jhd., oder?),
2. ob es vielleicht irgendwelche schriftlichen Zeugnisse zwischen dem 12. und dem 8. Jhd. gibt/geben könnte?
Wäre sehr dankbar für nähere Erläuterungen!

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Re: Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon Platon » Sa 6. Feb 2010, 21:58

1. wann genau die Schriftlichkeit einsetzt (wahrscheinlich so 16. Jhd., oder?)


Die meisten Tontafeldokumente (> 5000 Stück) stammen mit einiger Sicherheit aus der Zeit von 1300 bis 1200 v. Chr., viele Forscher nehmen aber eine etwas längere Zeitspanne der Entstehung in Anspruch - so etwa von 1380 bzw. 1350 bis 1200.
Die Entstehung der Linear-B-Schrift selbst reicht recht weit vor das 14. Jh. zurück, der älteste Beleg ist der sog. Kieselstein von Olympia, der nach Godart auf das ausgehende 17. Jh. datiert wird. Ob es sich bei der Inschrift um Griechisch handelt, ist m.W. noch nicht geklärt.

2. ob es vielleicht irgendwelche schriftlichen Zeugnisse zwischen dem 12. und dem 8. Jhd. gibt/geben könnte?


Griechische sind leider nicht bekannt.
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Re: Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon VulpiusHerbipolensis » Sa 6. Feb 2010, 23:06

Vielen Dank für die Antwort!
Der älteste Beleg ist der sog. Kieselstein von Olympia, der nach Godart auf das ausgehende 17. Jh. datiert wird. Ob es sich bei der Inschrift um Griechisch handelt, ist m.W. noch nicht geklärt.

Wie habe ich mir das denn vorzustellen: Man hat eine Inschrift in einer entzifferten Schrift und möglicherweise einer bekannten Sprache, kann aber nicht feststellen, ob es sich wirklich um diese Sprache handelt?
Griechische sind leider nicht bekannt.

Also weder in Griechenland selbst, noch in Kleinasien, noch auf Zypern oder sonstwo? :sad:

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Re: Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon Platon » Sa 6. Feb 2010, 23:43

Wie habe ich mir das denn vorzustellen: Man hat eine Inschrift in einer entzifferten Schrift und möglicherweise einer bekannten Sprache, kann aber nicht feststellen, ob es sich wirklich um diese Sprache handelt?


Ganz genau. Bei 8-10 Zeichen ohne zeitnahes Vergleichsmaterial und brauchbaren Kontext ist das anscheinend gar nicht so einfach... :)

Also weder in Griechenland selbst, noch in Kleinasien, noch auf Zypern oder sonstwo?


Es gibt natürlich z.B. auf Zypern Material in der sog. kyprominoischen Schrift, dabei handelt es sich aber nach E. Masson um zwei Sprachen, die nicht-griechisch sind - wohl eine indigene kyprische sowie eine protohattische oder hurritische - andere hingegen interpretieren die Funde als hethitisch, luwisch oder einer anderen semitischen Sprache angehörend.
Platon
 

Re: Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon VulpiusHerbipolensis » So 7. Feb 2010, 12:01

8 - 10 Zeichen ... puh! Das erklärt einiges! :shock:

... dabei handelt es sich aber nach E. Masson um zwei Sprachen, die nicht-griechisch sind ...

:cry: :sad:
... wohl eine indigene kyprische sowie eine protohattische oder hurritische - andere hingegen interpretieren die Funde als hethitisch, luwisch oder einer anderen semitischen Sprache angehörend.

Wenn man noch nicht einmal sagen kann, ob es sich um eine indogermanische Sprache handelt oder nicht, hoffe ich erst einmal weiter, dass es Griechisch ist. :D

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Re: Griechische Schrift(en) - Linear B

Beitragvon Laptop » So 7. Feb 2010, 15:51

Wir tun immer so als sei Sprache ein Produktpaket. Je weiter man zurückgeht, desto weniger standardisiert ist aber dieses Paket, und nicht nur von Region zu Region gibt es Dialekte, sondern von Dorf zu Dorf, und der eine schreibt Pferd "ferd", der andere "vert", der dritte "fett", usw. Selbst ein deutscher Satz könnte auf diese Weise geschrieben, wie eine Fremdsprache anmuten.
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