Der erste (eigene) Vers

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Der erste (eigene) Vers

Beitragvon publiovidius » Mo 13. Jun 2011, 22:23

Hallo,
neulich beim Hinübersetzen (= in das Griechische) fand ich folgende Lösung vor:
Τὸν τῶν θεῶν φθόνον φοβοῦ.
Irgendwie erinnerte mich der Klang schon an einen iambischen Trimeter und habe mir mal überlegt, diesen Satz ein bisschen abzuändern:
λέγω ἒγωγε: τῶν θεῶν φθόνον φοβοῦ
Ich áber ságe fúérchte dú der Góétter Néíd
Ich musste den Artikel zu "φθόνον" streichen, wäre das verkraftbar?
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin noch Welten davon entfernt, Verse im Griechischen zu komponieren. Aber ich denke, dass solche erste Versuche (auch wenn sie stark an andere Texte angelegt sind) das Gespür für den "Groove" (wie mein Dozent sagt) eines Versmaßes zu schulen.
Trotzdem würde ich mich über Rückmeldungen freuen, ob das ein korrekter jambischer Trimeter geworden ist.
Vielen Dank schon einmal im Voraus
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Der erste (eigene) Vers

Beitragvon publiovidius » Fr 17. Jun 2011, 18:18

:help:
Lg, publiovidius

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Re: Der erste (eigene) Vers

Beitragvon consus » Mo 20. Jun 2011, 21:48

Salve, amice!
Hier das Grundschema des jamb. Trimeters:
u - u - u / - u \ - u - u x
Statt 1., 3. und 5. Kürze kann eine Länge eintreten, so dass der 1., 3. und 5. Fuß ein Spondeus werden kann. 6. Kürze immer beizubehalten.
Außer im 6. Fuß kann eine Länge in 2 Kürzen aufgelöst werden.
Letzte Silbe anceps.
Zäsuren: / Penthemimeres, \ Hephthemimeres.
τῶν θεῶν φθόνον φοβοῦ] klingt wie ein Trimeterbestandteil nach der Penthemimeres.
λέγω ἒγωγε] geht nicht, Hiat vermeiden! Vielleicht etwa: λέγω δὲ τοῦτο·…
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Re: Der erste (eigene) Vers

Beitragvon publiovidius » Di 21. Jun 2011, 02:26

Salve conse,
vielen Dank für deine Mühen. Theoretisch war mir das Schema durchaus bewusst, aber in der Praxis habe ich dann den Hiat übersehen :cry:.
Hätte auch noch eine Idee:
"ἒγωγε φημί..."
Und der Artikel zu "φθόνον" dürfte einfach so wegfallen?
Lg, publiovidius

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Re: Der erste (eigene) Vers

Beitragvon consus » Di 21. Jun 2011, 15:30

publiovidius hat geschrieben:
...Und der Artikel zu "φθόνον" dürfte einfach so wegfallen?
Ich denke schon, da es sich um einen abstrakten Begriff handelt, wie z. B. Zorn in Menanders Monostichon Ὀργὴ φιλούντων ὀλίγον ἰσχύει χρόνον.
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Re: Der erste (eigene) Vers

Beitragvon publiovidius » Di 21. Jun 2011, 18:54

Vielen Dank auch für diesenHinweis. Ich hätte es jetzt mit "dichterischer Freiheit" versucht, aber ein Verweis auf den Menge §6 wirkt natürlich souveräner :prof:
Lg, publiovidius

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