Adalbert Stifter und das Griechische

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Adalbert Stifter und das Griechische

Beitragvon consus » Fr 24. Jun 2011, 09:50

Adalbert Stifter und das Griechische*
Es ist eine Sünde, die zum Himmel schreit; ich will nicht sagen, daß nicht sogenannte Gebildete, sondern daß nicht einmal Schriftsteller, ja Dichter, im Stande sind, eine Zeile im alten Griechischen zu lesen - die einzige Sprache , in der die einzigsten Produkte geschrieben sind, die so weit über alles hinausgehen, was unsere Zeit produziert, welchen Produkten vergeblich alle späteren Jahrhunderte nacheiferten; - diese Sprache wird von so vielen bei uns als eine bloße Kuriosität betrachtet, die man dem pedantischen Gelehrten überlassen müsse. Dafür aber kann der Schriftsteller sein Französisch und leistet Dinge, die alles, nur keine Poesie, sein mögen.
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* Adalbert Stifter, Wiener Salonszenen, in: Wien und die Wiener in Bildern aus dem Leben, 1844.
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Re: Adalbert Stifter und das Griechische

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 24. Jun 2011, 18:52

Ja, und das hat er 1844 schon gesehen.
Vielleicht kommt es ja mal wieder zu einer Renaissance des Griechischen, was ich kurz- und mittelfristig nicht sehe, da es aus den Gymnasien immer mehr verdrängt wird und die Institute für Gräzistik auch nicht vor Studentenzahlen übergehen.
Also werden wir diese schöne Sprache und zeitlose Literatur auf jeden Fall hier hochhalten müssen.
:-D
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Re: Klassizismus

Beitragvon Prudentius » So 17. Jul 2011, 17:35

Hallo Consus,

das ist ja eine schöne Beschreibung des Humanismus und Klassizismus, aber wir heutigen Philhellenen können da nicht mehr folgen, die Klassische Philologie selbst hat sich gewandelt, wir stellen keine Rangfolgen von Kulturprodukten mehr auf, seit Wilamowitz haben sich die Philologen den "Realien" zugewandt.

Aus Stifters Worten spricht das Genie-Ideal der Klassik und dessen dunkle Rückseite, die Entwertung der Gegenwart; Stifter litt daran, in einer Epoche der Epigonen zu leben, er hoffte, der Wald könne die Wunde in seiner Seele heilen,

Gruß P.
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