Schwere Stelle

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Schwere Stelle

Beitragvon Sokrates » Fr 8. Jul 2011, 15:56

Folgender Satz gestaltet sich problematisch:
Platon, Apol. 27e Ende (auf das Wesentliche beschränkt):

οὐ τοῦ αὐτοῦ (sc. ἀνδρὸς , vgl die Angeben zur Textktitik in der Gesamtausgabe von Eigler) ἔστιν δαιμόνια καὶ θεῖα ἡγεῖσθαι καὶ αὖ τοῦ αυτοῦ μήτε δαίμονας καὶ θεούς.

Der Satz ist ja leicht zu durchblicken, aber der Genitiv stört, denn das Verb steht orthotoniert und ist verb. subst., jedoch lässt sich der Genitiv doch am besten als genitivus possessivus übersetzen (= es ist Zeichen, Aufgabe, oder wie hier Art desselben Mannes...). Dann wäre er aber Prädikatsnomen zu eine enklitischen Kopula, warum dann dieser Akzent?
Wenn ἔστιν richtig ist, dann könnte man den Gen. vielleicht eher als Herkunfts-/Richtungsangabe deuten, etwa: es ist vom selben Mann aus gesehen nicht möglich, an Dämonsiches und Göttliches zu glauben und von genau demselben her weder an D. noch an G. zu glauben.

Ich hoffe auf Ratschläge eurerseits, Griechisch ist manchmal zu komisch :help:

Gruß
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Re: Schwere Stelle

Beitragvon Sokrates » Fr 8. Jul 2011, 18:17

Erstmal danke, gute Beispielerklärung!
Das Problem besteht jedoch darin, dass ein gen. poss./pert. bei εἶναι die synt. Funktion des Prädikatsnomens hat, und dazu muss εἶναι dann die Kopula sein. Wenn sein aber Vollverb ist, dann kann es kein Prädnom. bei sich haben, also auch keinen gen pertin. Und das alles nur wegen dem Akut!

de[n] bewegliche[n] Gest des Griechen"- ohja, dem kann ich nur zustimmen :huepf:
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Re: Schwere Stelle

Beitragvon Sokrates » Fr 15. Jul 2011, 20:00

so, 's ist wohl wie novuscolonus sagt, anders komm ich auch auf keinen Nenner...

p.s. wo ist eigentlich platon, lebt der noch?
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Re: Schwere Stelle

Beitragvon publiovidius » Fr 22. Jul 2011, 19:35

Vielfach wird der Genetivus pertinentiae ja mit dem Genetivus possessoris gleichgesetzt (sowohl im lat. als auch im gr.), wenn es sich um Aufgabe, Eigentümlichkeit, ... handelt. Ich befürchte aber, dass dies nicht korrekt ist. Gibt es dazu eine dezidierte Stellungnahme eines Philologen?
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
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