Kommentar und Übersetzung zu Platons Phaidon

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Kommentar und Übersetzung zu Platons Phaidon

Beitragvon publiovidius » Do 20. Okt 2011, 00:51

Hallo,
ich bin auf der Suche nach einem guten Kommentar und einer guten deutschen Übersetzung (die einen nicht irreleitet) zum Phaidon. Der neu erschienene Kommentar von Theodor Ebert reizt mich eigentlich sehr, aber der hohe Preis schreckt mich doch ab. Ja ich weiß, man soll in diesen Dingen keine Kosten scheuen (man denke an Marc Aurel in seinen Selbstbetrachtungen), aber wenn andere Kommentare (fast) genauso gut oder womöglich besser sind, würde ich ich für den Preis noch andere Literatur bestellen können :book:. Empfehlenswert nach dem, was ich so gehört und gesehen habe, ist wohl der Kommentar von Dorothea Frede. Kennt oder hat den jemand hier? Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich manch einem User hier mehr Vertrauen schenke als vielen meiner Kommilitonen.
Zu den Übersetzungen habe ich verschiedenes gehört. Manche rühmen die Übersetzung von Schleiermachen als "zwar antiquiert, aber sehr textnah" und manche wiederum raten zu einer Übersetzung jüngeren Datums.
Unschlagbar vom Preis-Leistungsverhältnis scheint mir die Übersetzung und der Kommentar von Apelt zu sein (wird sie doch immerhin im Hilfsbuch für klassische Philologie gelistet), da würde ich fast zuschlagen.
Auf eure Meinungen bin ich gespannt und danke euch für eure Mühen wieder einmal im Voraus
PS: Bitte haltet mich nicht für einen Pfennigfuchser
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
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Re: Kommentar und Übersetzung zu Platons Phaidon

Beitragvon Medicus domesticus » Do 20. Okt 2011, 18:10

Χαῖρε publiovidi,
-- Der Ebert Kommentar und Übersetzung ist schon ein umfangreicher und bedeutender Kommentar (und Übersetzung), aber wie du sagst, sehr teuer (über 80€), aber in der UniBib ja sicher einsehbar oder ausleihbar. In Google Books sind weite Teile veröffentlicht zum ersten Reinschnuppern:
http://books.google.de/books?id=JrklCYG ... &q&f=false
-- Frede wird als Standard und Hilfe zur Werkinterpretation häufig empfohlen. Laut befreundeten Prof. auch durchaus ausreichend.
Als WBG-Mitglied bekommst du diese als Sonderausgabe noch günstiger. http://www.wbg-wissenverbindet.de/WBGSh ... html#16667
-- Apelt wirst du nur noch antiquarisch bekommen, so viel ich weiß.
-- Schleiermacher ist halt antiquiert im Ausdruck (vergleiche nur mal mit der Ebert-Version), aber trotzdem noch gut (gibt es als Reclam günstig). Alternativ die Griechisch - Deutsch Ausgabe von B. Zehnpfennig (2008).

Gruß.
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Re: Kommentar und Übersetzung zu Platons Phaidon

Beitragvon publiovidius » Mo 7. Nov 2011, 01:41

Carissime Medice Domestice,
ich war fest davon überzeugt, dir hier bereits geantwortet zu haben, aber das habe ich wohl geträumt :nixweiss: :cry: . Bitte entschuldige, dass ich nicht früher hier meinen Dankefür deine - wie immer - ausführliche und überaus nützliche Antwort hier zum Ausdruck gebracht habe.
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Der metaphysische Platon

Beitragvon Prudentius » Mi 7. Dez 2011, 18:41

Hallo,

die genannten Kommentatoren sind der analytischen Philosophie zuzurechnen, die die Metaphysik aus der Philosophie eliminiert, und so bekommen wir von ihnen einen metaphysikfreien Platon präsentiert.
Vielleicht könnte man als Gegengewicht die "Tübinger Schule" empfehlen, ihr Großmeister ist Thomas Szlezak mit seinem Bestseller "Platon lesen"; diese Schule betont den esoterischen Platon und zeigt Platon aus einer neuplatonischen Perspektive.

Gruß P.
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Re: Kommentar und Übersetzung zu Platons Phaidon

Beitragvon publiovidius » Mi 7. Dez 2011, 20:00

Ich danke auch dir für deine Antwort. Kenne mich leider mit Platon leider noch viel zu wenig aus... Ich brauche womöglich noch eine generelle Einführung zu Platon. Ich habe viel Positives über "Die Moderne und Platon" von Arbogast Schmitt gehört. Den Kommentar zu Aristoteles' Physik von selbigem Verfasser habe ich einige Male in den Händen gehabt und hatte das Geühl, wirklich vor einem Opus magnum zu stehen. Zu welcher Schule zählt denn Schmitt?
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Dreierlei Platon

Beitragvon Prudentius » Fr 16. Dez 2011, 16:49

Chaire,

Übersetzung (die einen nicht irreleitet


du solltest vorsichtshalber einige Irrwege einkalkulieren, denn "Errare humanum est" sowie "Der Weg zur Einsicht ist mit Irrtümern gepflastert".

Du musst dreierlei Platon unterscheiden: :-D

- den Philologen-Platon; die Philologen teilen das Leben Platons in drei Abschnitte ein, sie fragen nach der Rolle des Dialogs, der Ironie und der Aporie; sie lesen die Dialoge u.zw. in der Ursprache;

- den Philosophen-Platon, der ist ein Erkenntnistheoretiker, der Schöpfer der Ideenlehre: alle Begriffe haben über sich eine Art Glaskörper, ewig und unveränderlich, genannt Ideen;

- den Humanisten-Platon: der Mensch strebt den ewigen Werten des Guten und Schönen zu und sucht seine Vollendung im überirdischen Ideenreich.

Gruß P.
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