Stilübungen - Vorbilder

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Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Ioscius » Fr 24. Mai 2013, 20:11

Χαίρετε,

nach welchen Autoren kann man sich im griechischen Stil denn halten?

also so weit ich es weiß, sind es Platon, Xenophon und die attischen Redner.

Gibt es sonst noch Personen, an die man sich halten kann? Was ist mit Aristoteles?

Im Gegensatz zum Lateinischen, wo man überall von einer strengen Richtschnur nach Cicero, Caesar bzw. den Autoren in der sogenannten goldenen Latiität lesen kann, gibt es für das Griechische nichts Vergleichbares!

ich denke, (ehemalige) Stildozenten wissen das sicher. .

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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Prudentius » Sa 25. Mai 2013, 15:41

Im Gegensatz zum Lateinischen, wo man überall von einer strengen Richtschnur nach Cicero, Caesar bzw. den Autoren in der sogenannten goldenen Latiität lesen kann, gibt es für das Griechische nichts Vergleichbares!


Das ist kein Zufall, das römische Reich hatte nur ein Zentrum, nach dem sich alle richteten, Griechenland war immer polyzentrisch, selbst das perikleische Athen hatte nur partiellen Einfluss, politisch und sprachlich war Griechenland uneinheitlich, es gab keinen Gesamtstaat. Das gilt ja in der Kirchengeschichte bis heute: die lateinische Kirche hat ein Weltoberhaupt, die griechische viele autokephale Patriarchate.

Mit den drei genannten Autoren hast du ja vorerst genug zu tun, Aristoteles ist nicht geeignet, die überlieferten Schriften sind nicht redigiert, es sind Vorlesungsskripten. man könnte noch Epikur nennen, Theophrast, auch die späteren Attizisten.

Χαίρε, P. :)
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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 25. Mai 2013, 16:15

Χαῖρε,
Platon, Xenophon, Thukydides, attische Redner. Das sind häufig die Hauptquellen. Aber informiere dich doch direkt bei deinen Stildozenten an der Uni, auf was sie besonders wertlegen.
Dann gibt es von Görgemanns et al., Griechische Stilübungen in 2 Bänden. Für Fortgeschrittene, denn gar nicht so einfach, ist das Menge Repetitorium der griechischen Syntax mit Deutsch-Griechischen Satzübungen, grammatikalischer Besprechung und Lösungen.
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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Sokrates » Sa 25. Mai 2013, 16:55

χαίρετε,

@Prudentius: so sehe ich das auch, aber man wird sich auf die üblichen Verdächtigen beschränken, außer natürlich man will ernsthaft im Ionischen wie Herodot schreiben oder äolische Lyrik produzieren... :-o
Allein schon wegen der enormen Zeiträume und Dialekte ist das im Griechischen nicht so einfach, auch wenn Attika schon die Spitze in Prosa ist, meine ich wenigstens.

@Medicus: ja, der Görgemanns ist deshalb überragend, weil man Vokabeln nochmal genannt bekommt, wenn man etwas nicht weiß, und vor allem, dass jeder Satz differenziert und explizit besprochen wird (warum Aorsit, was soll das Medium, wieso Eventualis...) und auch die Anklänge an eine Synonymik sind sehr hilfreich!
Im Menge ist alles leider nicht so schön aufbereitet, wobei die lehrbuchmäßigen (keinesfalls ernsthaft realistische eine Antwort auf die oft kurzen Fragen darstellen dürften) Grammatikteile auch wirklich gut sind.

@Ioscius: Mit was für einem Werk arbeitet ihr denn?


LG
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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Ioscius » Sa 25. Mai 2013, 20:54

Danke euch allen!

@Sokrates: Mit den Görgemanns-Büchern. Aber es ist ja dennoch hilfreich zu wissen, ob man sich nun die Phrasen bei der Lektüre eines bestimmten Autors zu Eigen machen darf oder nicht.

@Prudenti: Wie meinst du, die Schriften des Aristoteles wurden nicht redigiert? Ich verstehe, dass man sagen kann, Aristoteles lebte in einer zu späten Zeit, um als Vorbild genommen werden zu können. Aber ich denke doch auch bei den Werken des Aristoteles gab es die gleiche Arbeit, Archetypen usw... Bemühung um Herstellung des Originaltextes. Der Umstand der Nicht-Redigierung hört sich so an, als wäre es falsches Griechisch - dann könnte man es ja gleich auf Deutsch lesen und könnte den Originaltext ignieren.

Lg
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Re: Aristoteles

Beitragvon Prudentius » Di 28. Mai 2013, 17:47

Platon gehört der Literatur an, Aristoteles nicht, P. ist ein begabter Schriftsteller, ein Sprachkünstler u.a., A. überhaupt nicht; er ist philosophischer Fachschriftsteller, er analysiert Probleme, er hat Vorlesungen ausgearbeitet, aber keine Bücher herausgebracht (etwas pauschal gesagt); er ist nicht in den Lesekanon aufgenommen worden wie Platon; er war kein athenischer Bürger wie Platon, er konnte sich nicht in Athen halten, seine Schule hatte keinen langen Bestand; sein Werk war bald verschollen; die Überlieferungsgeschichte ist abenteuerlich, 86 v.Chr. eroberte der Römer Sulla Athen, und bei der Plünderung fiel ihm auch ein Packen Handschriften in die Hände, das waren die Werke des A., in Rom wurden diese dann ediert, also Jahrhunderte nach seinem Tode. Und seine stärkste Wirkung entfaltete er noch mehr als tausend Jahre später, im 12. Jh. in der Hochscholastik, als an der Pariser Universität, die damals führend war, der Aristotelismus den bis dahin herrschenden Augustinismus/Platonismus verdrängte.

lgr P. :)
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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Ioscius » Do 30. Mai 2013, 21:26

Vielen Dank, Prudenti!

Ohh, da habe ich noch viel zu lernen.. :O
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Re: Stilübungen - Vorbilder

Beitragvon Moritz588 » Mi 4. Dez 2013, 10:43

Oha,

ich erst,da hab ich einiges nachzuholen :chefren:

Carpe diem! :klatsch:
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