littera illa Pythagorica.

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littera illa Pythagorica.

Beitragvon Laptop » Di 29. Okt 2013, 04:12

Chairete! Folgende Überlegung zu unserer modernen Bezeichnung Ypsilon, gesprochen /üpsilon/. W. S. Allen schreibt «The name ypsilon (y psilon) is mediaeval, to distinguish (in Greek) y (pronounced [i]) from other ways of writing the sound [i]» So wie ich ihn verstehe wurde der Buchstabe klassisch nicht nur /ü/ gesprochen, sondern auch /ü/ benamst, mittelalterlich dann /ipsilon/ benamst. Wenn wir den Namen heute /üpsilon/ aussprechen ist das eine Kontamination aus beidem und weder klassisch noch mittelalterlich, sondern einfach nur Unfug, richtig? Es wurde schließlich auch nicht “y Graeca” oder “ü Graeca” geschrieben bzw. gesagt. Denn wenn es keine Zweideutigkeit gäbe, bräuchte man den Zusatz “Graeca” respektive “-psilon” nicht.
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Re: littera illa Pythagorica.

Beitragvon Prudentius » Mi 30. Okt 2013, 18:40

"Unfug" kann man es nicht nennen, alle Benennungen sind ja ungefähr so entstanden, sie sind Konventionen, willkürliche Setzungen, y-psilon ist besser als i-psilon, denn der Buchstabe selbst muss in dem Namen vorkommen, sonst wüsste man ja nicht, was gemeint sein sollte.
Die Zeichen sind willkürlich, "L'arbitraire du signe" ist ein Schlagwort der Linguisten, da ist was dran, die Frage gehört in unseren Kernbereich, Platon hat sie im Kratylos behandelt, sind die Namen von Natur aus (physei) oder durch Konvention (thesei) entstanden?
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Re: littera illa Pythagorica.

Beitragvon Laptop » Do 31. Okt 2013, 05:43

Prudenti gratissime, die Wege auf denen unsere Bezeichnungen entstanden sind, sind keineswegs willkürlich, höchstens dunkel und wirr, gesäumt von Mißverständnissen und Unkenntnis. Und solche sprachgeschichtlichen Entwicklungen zu bewerten ist sinnvoll, um zu gewichten: was beruht auf Mißverständnis? was nicht?
denn der Buchstabe selbst muss in dem Namen vorkommen, sonst wüsste man ja nicht, was gemeint sein sollte
Das Beispiel mit “i Græca” zeigt, daß der Buchstabe im Namen nicht vorkommen muß, vielmehr ist es umgekehrt: ein Namenszusatz wie “Græca” zu “i Græca” oder “-psilon” zu “Ypsilon” ist nur dann nötig ist, wenn man genauer spezifizieren muß, was sonst zu unspezifisch wäre oder unbekannt oder schwer auszusprechen ist. Ein hypothetisches Beispiel: nehmen wir an, ein US-Amerikaner bezeichnet das ihm unbekannte Eszett colloquial als “the german s”. Der Zusatz “german” muß her, um zu spezifizieren, denn er kennt den dt. Namen nicht bzw. kann ihn schwer aussprechen.
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