Transliteration.

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Transliteration.

Beitragvon Laptop » Di 28. Okt 2014, 07:08

Chairete! Ich habe folgendes Problem. Die griechischen und lateinischen Buchstaben A, B, I, E, T, O, u. a. sehen bekanntermaßen exakt gleich aus. Woher soll ich wissen, welcher gemeint ist? In Scaligers Werk De caussis linguae Latinae ist davon die Rede, wie sich solche Laute vom Griechischen ins Lateinische gewandelt haben. Manchmal meint der Autor den gr. Buchstaben, manchmal den lateinischen, manchmal ist es unbestimmbar, und manchmal ist es auch unerheblich, weil es keinen Unterschied in der Aussage macht, fiktives Beispiel:
Der Buchstabe A ist sowohl bei den Römern als auch bei den Griechen der erste des Alphabets.

Ich kann mich hier nicht festlegen, ob der lateinische oder griechische Buchstabe gemeint ist! Wie kann ich nun so einen Text wie den Scaligers transliterieren, der nunmal häufig keinen Unterschied macht zw. den griechischen und lateinischen Lettern? Gemäß Unicode muß ich mich entscheiden wie ich diese Homographen kodiere, bpsw.:
“T” (LATIN CAPITAL LETTER T)
oder
“Τ” (GREEK CAPITAL LETTER TAU)
Quid ergo in hoc indissolubili nodo faciam? :?
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Re: Transliteration.

Beitragvon RM » Di 28. Okt 2014, 09:55

Im Zweifelsfall würde ich den lateinischen Buchstaben verwenden.

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Re: Transliteration.

Beitragvon Laptop » Di 28. Okt 2014, 16:01

Hallo RM. “Zweifelsfall: ja oder nein?” bedeuetet, daß man den Text ständig interpretieren muß, was ich ungern tun möchte, da es aufhält. Die Drucksetzer hatten das Problem damals nicht. Sie setzten einfach ein lateinisches “H” für Eta, oder ein “P” für Rho. So könnte man es auch machen. Aber Konsequent _alle_ Homographen lateinisch zu kodieren empfinde ich als schiefe Lösung.
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Re: Transliteration.

Beitragvon RM » Di 28. Okt 2014, 19:59

Laptop hat geschrieben:Hallo RM. “Zweifelsfall: ja oder nein?” bedeuetet, daß man den Text ständig interpretieren muß, ...

Ja, ist leider so, aber kaum zu ändern - damals hat man i. d. R. dieselben Lettern für großes Alpha und lateinisches A verwendet.

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Re: Transliteration.

Beitragvon Laptop » Mi 29. Okt 2014, 02:40

Ich verstehe den Text zu vielleicht 70%, denn der Text ist anspruchsvoll. Bei den restlichen 30% gibt es dann eine Menge Zweifelsfälle. Die müssen wieder extra markiert und kommentiert werden. Ein immenser Aufwand.
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Re: Transliteration.

Beitragvon RM » Mi 29. Okt 2014, 20:04

Du hast Dir diese Lebensaufgabe ja selbst ausgesucht. :P Und sag bitte nicht, es hätte Dich niemand gewarnt ... :wink:

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Re: Transliteration.

Beitragvon Laptop » Do 30. Okt 2014, 02:51

Du hast recht, ich bin selbst dran schuld. :)
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Re: Transliteration.

Beitragvon Bussinatrix » So 18. Jan 2015, 05:00

Du könntest in diesen Fällen ja beide Grapheme einfügen, z.B. mit Schrägstrich dazwischen, also
A / A (lat. a / gr. alpha). Sehr schwerfällig zwar, aber dann kann sich der Leser aussuchen, was ihm besser gefällt... :smile:
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Re: Transliteration.

Beitragvon RM » So 18. Jan 2015, 13:19

Bussinatrix hat geschrieben:Du könntest in diesen Fällen ja beide Grapheme einfügen, z.B. mit Schrägstrich dazwischen, also
A / A (lat. a / gr. alpha). Sehr schwerfällig zwar, aber dann kann sich der Leser aussuchen, was ihm besser gefällt... :smile:

Das ist wohl nicht besonders praktikabel. Möglich wäre, im Zweifel erst einmal die griechische Variante einzusetzen und evtl. farblich zu markieren und diese nach und nach zu überprüfen.

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Re: Transliteration.

Beitragvon Laptop » Mo 19. Jan 2015, 12:47

RM hat geschrieben:
Bussinatrix hat geschrieben:Du könntest in diesen Fällen ja beide Grapheme einfügen, z.B. mit Schrägstrich dazwischen, also
A / A (lat. a / gr. alpha). Sehr schwerfällig zwar, aber dann kann sich der Leser aussuchen, was ihm besser gefällt... :smile:

Das ist wohl nicht besonders praktikabel. Möglich wäre, im Zweifel erst einmal die griechische Variante einzusetzen und evtl. farblich zu markieren und diese nach und nach zu überprüfen.


So verfahre ich nun tatsächlich. Ich markiere vorsorglich, ob ich die Markierung später nutze oder wieder fallenlasse. Fallenlassen kann man eine Markierung hinterher ganz leicht mit Suchen&Ersetzen. Aber Versäumte später nachzuholen ist vom Aufwand her zu hoch und unpraktikabel.

Wie gesagt, damals setzte der Setzer für gr. Eta einfach ein Antiqua-H, welches soz. doppelte Funktion hatte. Die Buchstabenform war das Maß der Dinge. Heute zwingt einen Unicode mit unterschiedlichen Codepoints für “Η” (Eta) und “H” (Antiqua-H) zu differenzieren. Manchmal kann man aber inhaltlich nicht differenzieren, weil der Autor in einem gewissen Kontext beide Buchstaben zugleich meinte. Dafür hat Unicode keine Lösung, sie zwingen einen immer auf die semantische Ebene herunter.
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Re: Transliteration.

Beitragvon Prudentius » Di 20. Jan 2015, 17:27

...herunter.


oder "...hinauf" :-D .

"Doppelfunktion":
Alte Schreibmaschinen hatten keine Null, dafür wurde das O genommen.
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Re: Transliteration.

Beitragvon Laptop » Di 20. Jan 2015, 19:47

Prudentius hat geschrieben:"Doppelfunktion": Alte Schreibmaschinen hatten keine Null, dafür wurde das O genommen.


Hallo Prudentius! Das ist ein durchaus analoger Fall zu der von mir angesprochenen Thematik. Wobei das Schreibmaschinen-O damals als Notbehelf für die Null wahrgenommen wurde. Was meinen Fall des 16. Jhd. (in Person des Druckers Seb. Gryphius) betrifft, war das glaube ich etwas anders. Man sah die Form als der Funktion übergeordnet. “H” konnte die Funktion des lat. Buchstabens haben, als auch die des gr. Etas. Heute will Unicode uns auf die Funktions-Ebene zwingen: es gibt nur Entweder-Oder. Man muß wählen zw. lateinischem H oder griechischem Eta, aber man kann nicht eine Form für beides haben.
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