von Prudentius » Mi 17. Dez 2014, 11:43
Das glaube ich auch, und das kann man auch untermauern; mir ist eingefallen, schon im 5. Jh. v. Chr. hat man die Wörter loimos Seuche, Pest, und limos Hungersnot verwechseln können, sie müssen also gleich ausgesprochen worden sein (können?), also eben Jotazismus; Thukydides erwähnt bei der berühmten Pestbeschreibung von Athen, 2:54, dass man sich auf ein uraltes Orakel besann, in dem von "Pest" oder von "Hunger" die Rede war, man habe zuerst Hunger angenommen, aber jetzt wurde ihnen klar, dass Pest gemeint war.
Im Gr. kann man ganz allgemein eine Vokalvereinfachung in der Geschichte feststellen; zuerst, bei Homer, gibt es ein Schwelgen in der Fülle wohlklingender Vokale; schon im 1. Vers der Ilias heißt es: "SInge, Göttin, den Zorn des Peleussohnes Achilles", dieser erscheint als (nach Silben abgetrennt) "Pe - le - i - a - deo", 5-silbig, später, Peleidu, nur noch 3-silbig.
Man kann noch die "Verba contracta" nennen, da werden immer zwei Vokale zu einem reduziert, z.B. "tima - omen" wird zu "timomen", aus Alpha-Omikron wird Omega, es ist also eine Tendenz zur Vereinfachung einer früheren Vokalvielfalt erkennbar,
Diese Tendenz beschränkt sich nicht auf die Vokale, in der späteren Sprache, der "Koine", ist ihr der Modus Optativ zum Opfer gefallen.