Epsilon-Iota.

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Epsilon-Iota.

Beitragvon Laptop » Sa 1. Nov 2014, 02:51

Chairete! Zwei Fragen zu der Kombination (Digraph) aus Epsilon und Iota ει:
1) Bis um welche Zeit war es ein Diphthong, und wann ereignete sich die Monophthongisierung?
2) Wenn die Monophthongisierung einen langen halboffenen Laut E ergab, wieso sagt man dann “Pi” und “Psi”? Müßte man das Wort nicht vielmehr “Päi” (Diphthong) oder “Pē” (Monophthong) sprechen?
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon RM » Sa 1. Nov 2014, 11:14

Auch das würde ich heute Abend im Adler in Ginnheim besprechen ... :wink:
Die historische Aussprache ist nämlich Herrn Schönbergers Steckenpferd. :smile:

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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Laptop » So 14. Dez 2014, 15:23

Was ich meine ist, die altgriechischen Bezeichnungen für Pi und Psi sind πεῖ und ψεῖ. Und nach der Lautlehre wurde das zu keiner Zeit /pi/ bzw. /psi/ ausgesprochen, richtig? Warum sagen wir dann heute zu den Buchstaben “Pi” und “Psi”?
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon RM » So 14. Dez 2014, 16:45

Vieles, wahrscheinlich sogar das meiste, was heute auf Griechisch gelesen wird, hat uns über Konstantinopel erreicht. Das erklärt so manches.
Warst Du eigentlich im Frankfurter Colloquium?

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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Laptop » So 14. Dez 2014, 17:28

Leider nicht. Kannst du etwas zu der Frage sagen?
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon cultor linguarum antiquarum » So 14. Dez 2014, 21:01

Laptop hat geschrieben:Was ich meine ist, die altgriechischen Bezeichnungen für Pi und Psi sind πεῖ und ψεῖ. Und nach der Lautlehre wurde das zu keiner Zeit /pi/ bzw. /psi/ ausgesprochen, richtig? Warum sagen wir dann heute zu den Buchstaben “Pi” und “Psi”?


Zu ergänzen ist noch Ph(e)i.
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Laptop » So 14. Dez 2014, 21:04

Danke für die Ergänzung, Altsprachenfreund.
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon RM » So 14. Dez 2014, 23:16

Laptop hat geschrieben:Kannst du etwas zu der Frage sagen?

Habe ich schon.

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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Prudentius » Mo 15. Dez 2014, 10:31

Das ist doch dieser "Jotazismus", so haben wir "Irene" aus eirene, "Ikone" aus eikon, Idylle aus eidyllion, usw.
Haben nicht schon die Römer aus Pheidias einen Phidias gemacht?
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Laptop » Mo 15. Dez 2014, 13:40

Hallo Prudentius, ja das wird es sein. Frage ist wann und von wem der Jotazismus einsetzte: von den Römern oder von den Byzantinern?
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon RM » Mo 15. Dez 2014, 19:58

Bitte, fahre endlich nach Frankfurt zum Colloquium und sprich mit den dortigen Experten! :wink:
Es gibt nämlich Stimmen, die sagen, dass dies alles früher stattgefunden hat als bisher vermutet.

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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon Prudentius » Mi 17. Dez 2014, 11:43

Das glaube ich auch, und das kann man auch untermauern; mir ist eingefallen, schon im 5. Jh. v. Chr. hat man die Wörter loimos Seuche, Pest, und limos Hungersnot verwechseln können, sie müssen also gleich ausgesprochen worden sein (können?), also eben Jotazismus; Thukydides erwähnt bei der berühmten Pestbeschreibung von Athen, 2:54, dass man sich auf ein uraltes Orakel besann, in dem von "Pest" oder von "Hunger" die Rede war, man habe zuerst Hunger angenommen, aber jetzt wurde ihnen klar, dass Pest gemeint war.

Im Gr. kann man ganz allgemein eine Vokalvereinfachung in der Geschichte feststellen; zuerst, bei Homer, gibt es ein Schwelgen in der Fülle wohlklingender Vokale; schon im 1. Vers der Ilias heißt es: "SInge, Göttin, den Zorn des Peleussohnes Achilles", dieser erscheint als (nach Silben abgetrennt) "Pe - le - i - a - deo", 5-silbig, später, Peleidu, nur noch 3-silbig.
Man kann noch die "Verba contracta" nennen, da werden immer zwei Vokale zu einem reduziert, z.B. "tima - omen" wird zu "timomen", aus Alpha-Omikron wird Omega, es ist also eine Tendenz zur Vereinfachung einer früheren Vokalvielfalt erkennbar,
Diese Tendenz beschränkt sich nicht auf die Vokale, in der späteren Sprache, der "Koine", ist ihr der Modus Optativ zum Opfer gefallen.
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Re: Epsilon-Iota.

Beitragvon RM » Mi 17. Dez 2014, 19:07

Wenn dem aber so ist, fragt sich natürlich auch, wie die altgermanischen Diphtonge der Wulfilabibel auszusprechen waren, da ja wohl die übliche lateinisch-griechische Schriftsprache als Vorbild für die Rechtschreibung diente. :wink:

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