Verbum Solonis

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Verbum Solonis

Beitragvon sinemetu » Mo 31. Okt 2016, 19:20

Hallo, hab das Bild aus dem Vatican mitgebracht.
Bild


Ich kann das untere grade noch so entziffern, frage mich aber, warum dort ein Theta anstelle eine gewöhnlichen Deltas zu entdecken ist. (μηδὲν ἄγαν)

Auch die zweite Zeile e?ekestidoi - was soll das bedeuten? Sieht nach einem Imperfekt aus .... Der Zweite Buchstbe, ob nun Zeta oder Sigma, hat scheinbar in seinem Inneren eine äg. Hieroglyphe das sog. U-Zeichen (Faulmann s. S. 33)
siehe hier:
Bild

Ich frage mich auch, warum dies Wort hier Solon zugeschrieben wird. Waren seine Gesetze mäßig d. h. maßvoll?
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Re: Verbum Solonis

Beitragvon Sokrates » Di 1. Nov 2016, 01:42

Χαῖρε,

Es handelt sich um den Genitiv des Eigennamens des Vaters von Solon, Exekestidou. Solon, (ein) Sohn des E., aus Athen.

Die Hieroglyphe vermag ich nicht zu deuten, die Ersetzung des Delta durch Theta ist schon eine klassisch belegte Verwechslung, sie deutet auf eine Aspiration (nicht zwingend auch auf den Verlust der Sonorität!) hin, also /d/ + Hauch -> /dh/ -> "Theta.
Gerade in den Formen οὐθείς, μηθείς belegt, cf. Christus Karvounis, Aussprache und Phonologe im Altgriechischen, S. 83f

LG
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Re: Verbum Solonis

Beitragvon sinemetu » Di 1. Nov 2016, 09:49

Sokrates hat geschrieben:
Die Hieroglyphe vermag ich nicht zu deuten,
LG
Sokrates


Danke

sieht ja auch nur so aus. Zumindest ist das Xi denkbar echt schlecht gelungen. (allerdings, wenn man das Xi mit der Lupe ansieht, kommt man nicht zu der Ansicht, daß hier ein Fehler im Stein vorliegt, oder der Meißel abgerutscht ist. Entweder wurde ein schon mit dem Zeichen versehener oder importierter Stein genutzt, wobei man dann davon ausgehen müßte, daß der Bildhauer diese Seite nach hinten gesetzt hätte, oder das wurde absichtlich so gemacht, wonach es eher aussieht.) Dann bleibt aber das Warum.

Da der Vatersname mit Ex beginnt, kann darin ein ägyptischer OrtsName versteckt sein. Die Athener behaupten ja von sich, eine ägyptische Gründung zu sein? Ex häkestidos müßte dann "aus Hekestidos" bedeuten. Das wäre eine noch heute typische Namensgebung (Mannheimer, Ermländer etc.). Ex steht ja offensichtlich + Gen. und ein Genitiv liegt vor.

http://www.gottwein.de/GrGr/praepos01.php#e1x

Hekestidos und Häkestidos gibt es im Internet nicht.
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Re: Solon - der erste Sozialist

Beitragvon Prudentius » Di 1. Nov 2016, 16:48

sinemetu hat geschrieben: Ich frage mich auch, warum dies Wort hier Solon zugeschrieben wird. Waren seine Gesetze mäßig d. h. maßvoll?


Solon war athenischer Staatsmann und wirkte als Schlichter in einer Zeit schlimmer sozialer Konflikte, er führte eine Art Güterumverteilung durch, Lastenausgleich oder Lastenabschüttelung ("Seisachtheia") genannt.

Sein Programm war Lösung von Konflikten durch Kompromiss, Zurückstellen eigener Maximalforderungen, eben "Maßhalten" (wir fühlen uns an Ludwig Erhard erinnert).

Die geistige Welt des Solon steht der Anfangszeit der attischen Tragödie nahe, mit den Leitbegriffen Dike als gottgewollte Rechtsordnung, Ate, Verblendung, Hybris Frevel usw.

Solon wird seit Platon zu den sieben Weisen gerechnet, zusammen mit z.B. Thales von Milet.
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