Ov. ars 1, 232: Bacchi cornua

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Ov. ars 1, 232: Bacchi cornua

Beitragvon consus » Di 17. Apr 2007, 20:15

Dass Bacchus hier, amici, metonymisch für die Gabe des Bacchus, den Wein, steht, ist plausibel. Darin sind wir uns wohl einig; denn wir kennen das von Terenz (Eun. 732) überlieferte Sprichwort: „Sine Cerere et Libero friget Venus". Allerdings glaube ich kaum, dass die „cornua“ für Trinkgefäßhenkel („ansae“) stehen. Der gehörnte und damit satyrähnliche Bacchus verkörpert eher die elementare Naturgewalt des Rausches, der sich Amor in Form des "pressit" stellt. Für das „pressit“ fand ich einmal folgende Deutung: „demulsit, inclinando ad amoris illecebram, priorem animi ferociam et fastum“ [vermutlich Worte von Georg Bersmann (1538-1611), genaue Quellenangabe mir nicht möglich].
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Beitragvon romane » Mi 18. Apr 2007, 09:19

ein kleines Problem für mich:
Bacchus wird mit EINEM Horn abgebildet > hier aber cornua!

In den Schulausgaben wird cornua = Weinkrug-Henkel gesetzt
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon consus » Mi 18. Apr 2007, 09:25

...aber auch wieder ein kleines Problem für mich, amice: Auf einem der Bacchus-Bilder in Vollmers Mythologie sind ZWEI Hörneransätze erkennbar. Bacchus mit nur EINEM Horn würde mich doch sehr überraschen. Optime vale.
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Beitragvon juergen » Mi 18. Apr 2007, 10:27

Mit Hörnern an sich und im besonderen ist das so eine Sache.... Guckt euch mal den Moses von Michelangelo an. Der hat auch Hörner.... (Das geht es auf eine (Fehl)übersetzung in der Vulgata zurück.)
Gruß Jürgen

Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen
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Beitragvon consus » Mi 18. Apr 2007, 21:17

Salve, romane, salvete, amici!
Also wieder zu des Bacchus Hörnern! Bin heute, zwar unter Zeitdruck und ganz oberflächlich, in der Bibliothek unseres Seminars der Ovidstelle (ars 1, 232) nachgegangen und fühle mich etwas bestätigt. Fazit: Man muss, um die Stelle zu verstehen, gleichsam – wie ich es ausdrücken möchte - eine Bild- von einer Sachebene unterscheiden: einerseits der gehörnte Bacchus als kraftvolle Gottheit (Assoziationen: Hörner – Stier – Kampf), den der purpureus Amor mit teneris lacertis an sich heranzieht, andererseits in Entsprechung dazu die Gabe des Bacchus (Wein), mit dem amor, die Liebe, zu ringen hat. Es bleibt das Hörner-Henkel-Problem. Ach, ginge es nur um Mose! Vos quid censetis, amici?
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