Stiernhielms Hexameter

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Beitragvon consus » Di 4. Sep 2007, 13:04

Salve, MB, amice Norvege!

Es kommen einige solcher Verse in Vergils Aeneis vor, z. B. allein im vierten Buch 44, 361, 400, 503 und 516. Donat nennt solche Verse in seiner Vergil-Vita „versus imperfectos“ (§ 41, ed. C. Hardie, Oxonii 1960, p. 11) und Servius schreibt in seiner Vergil-Vita (l.c. p. 18 ):
Augustus vero, ne tantum opus periret, Tuccam et Varium hac lege iussit emendare, ut superflua demerent, nihil adderent tamen: unde et semiplenos eius invenimus versiculos, ut [Aen. i. 534] ‚hic cursus fuit’

Zur Erklärung vgl. u. a. P. Vergili Maronis Aeneidos liber quartus, edited by Arthur Stanley Pease, Darmstadt 1967, S. 123f.:
In explanation of the half-lines there are two conflicting theories. By some it is supposed that they were left by the poet intentionally unfinished, for greater emphasis, for certain pathetic effects, or to relieve the monotony of the hexameter verse. [...] The other and more probable explanation ... makes the half-lines not intentional but the result of the incompleteness of the Aeneid....


Bei Stiernhielm vermutlich "intentional".

Iubeo te optime valere.
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Beitragvon consus » Di 4. Sep 2007, 20:44

Servus, MB!
Nicht unbedingt zum Thema gehörende Frage: Kommt ein solches Verspaar nur einmal in dem schwedischen Epos vor? An welcher Stelle steht es?
Mir fällt nebenbei auf, dass der auf den Hexameter folgende zweite Vers wie ein katalektischer daktylischer Tetrameter in bisyllabum aussieht. Vgl. Hor. car. 1, 7: z. B. 30f.:
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mecum saepe viri, nunc vino pellite curas;               
     cras ingens iterabimus aequor.
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Halbverse

Beitragvon Zythophilus » Mi 5. Sep 2007, 18:21

SALVETE!
Wenn ein Dichter in einem hexametrischen Werk bewusst Halbverse stehen lässt, so imitiert er damit Vergil, weil er meint, der Autor der Aeneis hätte dies mit Absicht gemacht; solch manieristisches Gehabe ist Vergil m.E. fremd, die Halbverse sind wie anderes auch Anzeichen dafür, dass das Werk unvollendet ist, mag Vergils Auftrag an Varius u. Tucca, das Werk zu verbrennen, auch vielleicht eine romantische Legende sein.
Der Dichter konstruiert sein Werk nicht in Einzelhexametern, ein Gedanke oder eine Szene kann auch an einer Caesur enden. Cf. Aen. VII 45: maius opus moueo. Rex arua Latinus et urbes ...

VALETE
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beredtes Schweigen

Beitragvon Brakbekl » Do 27. Sep 2007, 07:39

Tja, das wäre was für Google Entwickler, eine Suchmaschine für beredtes Schweigen, besser für meinendes Schweigen zu entwickeln. Ich fürchte allerdings, da passt die Kunst der Programmatik

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