Kants Lateinunterricht

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Kants Lateinunterricht

Beitragvon consus » Mo 10. Sep 2007, 18:56

Wer wissen will, welchen Lateinunterricht Immanuel Kant erlebte, der bediene sich folgender Adresse:
http://www.textlog.de/35600.html
(Karl Vorländer: Immanuel Kant, Der Mann und das Werk, 1924)
Bei den Unbegabten mußte wohl auch der Stock nachhelfen

Da fällt einem doch gleich wieder jener Orbilius ein, den Horaz (epist. 2, 1, 70f.) plagosus nennt.
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Beitragvon Latein-Fan » Mo 10. Sep 2007, 21:21

Nichts von Livius, nichts von Tacitus. Welch dürftiges Gesamtergebnis bei so gewaltigem äußeren Apparat!


In der Tat! Ohne Tacitus, ein Skandal...!!! :x
Multo maxumum bonum patriae, civibus, tibi, liberis, postremo humanae genti pepereris, si studium pecuniae aut sustuleris aut, quoad res feret, minueris. (Sallust in seinem 2. Brief)
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Beitragvon Pyrrha » Mo 10. Sep 2007, 23:19

Salvete,
Obwohl Kant nach einem derartigen Lateinunterricht zweifellos im Gegensatz zu mir perfekt auf Latein schreiben konnte (ich kann das nicht beurteilen, ich habe keine lateinischen Texte von ihm gelesen), bin ich irgendwie froh, meine Schulausbildung auf einem modernen Gymnasium durchlaufen zu haben. Auch was die anderen Fächer betrifft, liest man Schauderhaftes: drei Fächer, die dem Religionsunterricht dienen, nämlich außer Religion noch Griechisch und Hebräisch, folglich besteht die griechische Lektüre so gut wie nur auis dem NT, auf der anderen Seite völlige Unbildung in allen math.-nat. Fächern, schlechte Geographie und Geschichte... Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich außer in Religion und in lateinischer und griechischer Grammatik in allen Fächern mehr aus der Schule mitgenommen habe, als es den Schülern des Fridericianum möglich war. Valete!
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Beitragvon Zythophilus » Di 11. Sep 2007, 09:02

Zu Kants Zeit wurde offensichtlich das Hauptaugenmerk auf den aktiven Spracherwerb gelegt und Latein mit den pädagogischen Mitteln der damaligen Epoche wie eine moderne Fremdsprache gelehrt. Vielleicht ging man ja davon aus, dass der, der so das Rüstzeug erworben hatte, von selber auch lateinische Literatur lesen würde. Der praktische Sinn der Sprache lag freilich damals noch in ihrer alltäglichen Verwendung in Verwaltung und Wissenschaft. Auch die diversen "Events" muten wie die frühe Version mancher heutiger "Schulprojekte" an.
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Beitragvon Catilina » Fr 14. Sep 2007, 00:05

ohhhhh, wie herrlich! Ich werde ja richtig neidisch auf Kant, wenn ich solche Sachen lese:

"In Obersekunda und Prima sollten die Schüler überhaupt, untereinander wie mit den Lehrern, nur lateinisch sprechen! Daneben das ganze Brimborium von gelehrten Kunstausdrücken, Tropen und Figuren, [...]"

:)
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