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Gewinnstrategie bei Fehlerdiskussion

Beitragvon Willimox » Mo 4. Aug 2008, 14:12

Gewinnstrategie bei Fehlerdiskussion

1. Mit Tiberis´ Argument ist sehr wohl zu punkten:

Der Konjunktiv muss hier keineswegs stehen, kann stehen. Also liegt bei Indikativ kein Fehler vor.

Und: Setzt man den Konjunktiv, so ist wegen "innerer Abhängigkeit" und indirekter Reflexivität das "sibi" zu setzen.

2. Zum Tempus-Aspekt fuit/erat:

a)
Wenn jemand den Oberbefehl abgeben musste und dann wütend ist, so impliziert dies mit einiger Wahrscheinlichkeit, nicht zuletzt wegen römischer Disziplin-Kultur:

Er hat dem Zwang gehorchen müssen.
Der Zwang besteht nicht mehr weiter.

Dann ist das Perfekt durchaus adäquat.

b)
Mit einiger Wahrscheinlichkeit, denn es gilt auch:

Nun kann auch jemand wütend sein, wenn er den Oberbefehl abgeben muss/soll, selbst wenn er dem nicht Folge leistet.

Ob dann die Übersetzung mit erat geboten ist?
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Re: Gewinnstrategie bei Fehlerdiskussion

Beitragvon Domingo » Mo 4. Aug 2008, 14:37

Willimox hat geschrieben:Wenn jemand den Oberbefehl abgeben musste und dann wütend ist, so impliziert dies mit einiger Wahrscheinlichkeit, nicht zuletzt wegen römischer Disziplin-Kultur:

Er hat dem Zwang gehorchen müssen.
Der Zwang besteht nicht mehr weiter.

Dann ist das Perfekt durchaus adäquat.


Ja. Und da das Abgeben dann punktuell ist, ärgert sich der Betroffene, nachdem er es geleistet hat - also erfordert die in Hinsicht auf Zeitstufen sehr disziplinierte lateinische Sprache das Plusquamperfekt.
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Hm

Beitragvon Willimox » Mo 4. Aug 2008, 15:27

Wenn jemand den Oberbefehl abgeben musste und dann wütend ist, so impliziert dies mit einiger Wahrscheinlichkeit, nicht zuletzt wegen römischer Disziplin-Kultur:

Er hat dem Zwang gehorchen müssen.
Der Zwang besteht nicht mehr weiter.

Dann ist das Perfekt durchaus adäquat.


Ja. Und da das Abgeben dann punktuell ist, ärgert sich der Betroffene, nachdem er es geleistet hat - also erfordert die in Hinsicht auf Zeitstufen sehr disziplinierte lateinische Sprache das Plusquamperfekt.


Bin da nicht so sicher, die Consecutio temporum hat ihre Domäne eher in konjunktivischen Sätzen. Und der indikativische Quod-Satz mit Perfekt lässt sich mit einigem Recht als "absolutes Tempus" lesen. Aber gut, "fuerat" im Sinne von der "Zwang hatte bestanden" ist (auch)plausibel.
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Beitragvon Tiberis » Mo 4. Aug 2008, 15:35

Ja. Und da das Abgeben dann punktuell ist, ärgert sich der Betroffene, nachdem er es geleistet hat - also erfordert die in Hinsicht auf Zeitstufen sehr disziplinierte lateinische Sprache das Plusquamperfekt.

ich glaube, man kann die frage nach der zeit auch übertreiben. :shock:
abgesehen davon wissen wir gar nicht, wie der satz im deutschen gelautet hat.
vermutlich aber: ..dass L. darüber empört war, dass er den oberbefehl abgeben musste.
solange nichts anderes dasteht, bleibt unklar, wann - in bezug auf die verärgerung des L. - die abgabe des oberbefehls erfolgt ist.
L. konnte z.b.schon verärgert gewesen sein im wissen, demnächst den ob. abgeben zu müssen; genauso gut konnte er verärgert gewesen sein, nachdem er den ob. bereits abgegeben hatte.
die zeitliche relation bleibt also offen. somit besteht kein grund, sich z.b. auf ein plusquamperfekt festzulegen.
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Beitragvon Zythophilus » Mo 4. Aug 2008, 16:55

Welchen Ärger hätte Lucullus erst geäußert, wenn er sich auch noch um das korrekte Tempus sorgen hätte müssen!
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