von consus » So 11. Jan 2009, 20:25
Salvete, amici.
Nicht schlecht, diese Debatte zu Beginn des Internationalen Jahres der Astronomie, nur gilt es, wie schon Zythophilus m. E. richtig sagte, nicht den poetischen Charakter des vorliegenden Textes aus den Augen zu verlieren. Wir sollten dabei folgende grundsätzliche Äußerung Gadamers bedenken:
... das Poetische behält immer eine eigentümliche Unfixiertheit, indem es in der geistigen Allgemeinheit etwas zur Darstellung bringt, was sich beliebiger Phantasieausfüllung offenhält*.
Der Dichter weicht bewusst bei der sprachlichen Gestaltung seines Kunstwerks von der Normalerwartung** des Lesers ab, um durch Verständniserschwerung oder Deautomatisierung des Wahrnehmungsprozesses*** poetischen Reiz auszuüben. Dieser Reiz aber, so schreibt Maurach****, meint das intellektuelle und zugleich ästhetische Entzücken beim Aufsuchen des verborgenen Sinnes und beim Finden des Gemeinten im Gewande der Verfremdung. Qui habet aures audiendi audiat.
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* H.-G. Gadamer, Wahrheit und Methode, 4. Aufl. 1975, S. 136 (zitiert nach Gregor Maurach, Encheiridion poeticum, Darmstadt 1983, S. 9).
** Maurach, a.a.O. S. 9.
*** R. Jakobson, in: Literaturwissenschaft und Linguistik 2, 1; 1971, 170 (zitiert nach Maurach a.a.O. S. 5)..
**** Maurach a.a.O. S. 9.
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consus am So 11. Jan 2009, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.