von jojo31 » Di 16. Jun 2009, 23:40
Die Entdeckungsgeschichte und letztlich wie bewiesen wurde, dass Malaria durch Mücken (und durch deren Stich übertragene Parasiten, die Malariaerreger) übertragen wird, lässt sich im Buch "Mikrobenjäger" von Paul de Kruif sehr schön lesen.
Dort wird gezeigt, dass ein Forscher, Name mir leider entfallen, eine Landkarte nimmt und das Auftreten von Todesfällen durch Umfrage usw. mit Fähnchen markiert. Am Ende sieht man eine Verteilung um die Sümpfe.
Dann untersucht dieser das Auftreten von bestimmten Mückenarten ~ indem er deren Fangorte (Auftreten) auf der Karte markiert.
Und schließlich wie eine bestimmte Mückenart im Auftrittsmuster sich nahezu mit der obigen Karte deckt.
[falls ich mich recht erinnere...]
Dann folgten heroische Menschenversuche, indem er einige Menschen [typischer Weise auch sich eingeschlossen, sonst wäre es nicht "Heroisch", sondern kriminell] von der Mücke, die vorher eine Blutmahlzeit an einem Malariakranken erhalten hat, stechen ließ (und zeigte, dass sie daran erkrankten ~ er war "leider" immun), und der beweis, dass eine solche Mücke notwendig und hinreichend für die Übertragung ist, ...
[erst nach diesen Versuchen war "bewiesen", d.h. wissen wir, dass Malaria soundso[über Mücken] übertragen wird, mit Sicherheit.]
Zu "Mal-aria" noch eine Bemerkung: Die "schlechte Luft" bezog sich auf Sümpfe (aus dem Pathologieunterricht aufgeschnappt).
Wir sollten die Kenntnis der Antike nicht unterschätzen aber auch nicht überschätzen.
Kenntnisse dass etwa Zecken das Fleckfieber verbreiten war für die medizinische Fachwelt sehr neu und musste mit allen raffinessen bewiesen werden, "gewusst", dass man, wenn man sich von Zecken fern hält, kein Fleckfieber mehr zu befürchten hat, hat "das Volk" d.h. Einheimische, die mit gesundem Menschenverstand und Aufmerksamtkeit beobachtet haben, bereits vorher. (gelesen im Buch von Paul de Kruif "Kämpfer fürs Leben")
Aber sie haben es eigentlich nur vermutet ~ sich aber richtig verhalten danach [und somit ihr Leben gerettet mit diesem "Wissen"]~ jedoch erst die gefeierten Entdecker haben mit den richtigen Experimenten dieses Wissen "dingfest" gemacht. Die Ursächlichkeit der Erreger für die bestimmte Krankheit "bewiesen".
Ob Milzbrand oder Malaria (ich persönlich denke, dass Malaria gemeint ist, einfach von dem, was ich im Pathologieunterricht gehört habe, passt das zum Bild...) ~ Dass Menschen in der Antike schon einen Zusammenhang des Auftretens von Krankheiten mit bestimmten Örtlichkeiten entdeckt haben, sogar eine Theorie mit unsichtbaren Tierchen aufgestellt haben könnten, bezweifle ich nicht. Im Gegenteil: Es ist sogar wahrscheinlich. Weil sie nicht weniger intelligent waren als wir. Und weil es immer intelligente und phantasiereiche Individuen damals (so wie auch heute) gab.
Aber tatsächlich mit Sicherheit wissen, dass Mikroben Krankheiten verursachen, tut die Menschheit erst nach Pasteur und Koch. Und ausserdem war die Entwicklung von Mikroskopen sehr wichtig, um diesen Beweis vollständig zu führen ~ obwohl man auch ohne Mikroskope bis zu einem gewissen Grad Schlüsse ziehen kann.
Diese haben zum ersten Mal mit den Experimenten bewiesen (siehe "mikrobenjäger" Paul de Kruif ~ ich nenne das Buch, weil es sich genau auf diese Dinge konzentriert, gleichzeitig aber für jeden Nichtfachmann verständlich ist, besonders aber die Experimente begreiflich macht - Paul de Kruif war selbst in der Forschung tätig und hat mit den Forschern, über die er schrieb, Interviews geführt oder zumindest nahe Verwandte oder Mitarbeiter interviewt), dass Mikroben Krankheiten verursachen.
Vorher mag die Menschheit die Idee gehabt haben, fand aber noch nicht den Weg; diese Tatsachen auch zu "beweisen" (aus Experimenten zu schließen, so dass man logisch nichts mehr dagegen einwenden kann).
Es ist so wie dem Heliozentrischen Weltbild und Kopernikus. In der Antike "wussten" einige Menschen bereits, dass die Erde eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht. Sie konnten es aber anderen, die anderer Meinung waren, nicht "beweisen", so dass die anderen Theorien weiter existierten und die "richtigen" "überwucherten"... bis erst Kopernikus den neuzeitlichen "Beweis" dafür beginnen konnte.
Bis eine Sache "bewiesen" ist, "weiss" man es nicht wirklich. Daher bin ich der Ansicht, dass die Idee und der Ansatz in der Antike schon da sein konnte, dass unsichtbare Tierchen, Krankheiten verursachen, aber man deshalb noch lange nicht sagen kann, dass die Antike auf die gleiche Art und Weise "wusste", dass es so ist, wie die Moderne.
[Bemerkung: "beweisen" schreibe ich in Anführungszeichen, weil man in der Naturwissenschaft nur starke Indizien sammeln kann für bestimmte Tatsachen. Bis der gesunde Menschenverstand sagt: Ich nehme diese Tatsache als "wahr" an, weil es nicht zu tun, sehr sehr unvernünftig wäre auf Grund der Tatsachen, die auf dem Tisch liegen.
Indizienbeweise sind immer unvollständig geführt und logisch nicht annähernd in dem Maße vollständig wie mathematische Beweise.]