Salve, Laptop.
Erstens:Laptop hat geschrieben:Worauf fußen deine Annahmen, ich hätte das "unrealistische Ziel" "alle Vokabeln zu erfassen", und selbst wenn das so wäre, was wäre daran unrealistisch oder gar anstößig?
Du versuchst oft, Wortbedeutungen abzugrenzen, so dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass du, wenn nicht den gesamten, so doch einen wesentlichen Teil des Wortbestandes der lateinischen Sprache so genau wie möglich zu erfassen versuchst und dich damit an allen großen Lexika misst. Falls das nicht so ist, bitte ich um Verzeihung. Falls doch, so erlaube mir die Bemerkung, dass langwierige Kollektivprojekte sich viel genauer und gründlicher mit einer Sache beschäftigen können als Einzelpersonen, und dass die Ergebnisse dementsprechend unterschiedlich sein werden. Wie gesagt, im ThLL, wenn er denn irgendwann einmal abgeschlossen sein wird, stecken mehr Arbeitsstunden, als dein Leben umfasst.
Von anstößig habe ich nichts gesagt.
Zweitens:Laptop hat geschrieben:möchtest mir mein Interesse madig machen
Ich halte Lexikographie prinzipiell für sehr wichtig, und habe allen Respekt vor denen, die sich, etwa im Rahmen des ThLL, darum verdient machen. Allerdings sehe ich einen Unterschied zwischen Lexikographie um der Lexikographie willen, und Lexikographie als Hilfsmittel zur Philologie. Falls dein Interesse von der ersteren Art ist, habe ich alles Verständnis dafür und bitte um Entschuldigung. Ist es von der zweiten Art, so gestehe ich, deine Akribie nicht ganz nachvollziehen zu können. Ich bin mir nicht sicher, wie tief man einsteigen sollte, damit das Kosten-Nutzen-Verhältnis noch stimmt, aber auch hier mag jeder einzelne unterschiedliche Maßstäbe anlegen, zudem gibt es Unterschiede zwischen privatem und Gemeinnutzen. Mir persönlich läge es näher, mich nur fallweise so gründlich mit der Abgrenzung von Wortbedeutungen zu befassen, wie du es tust.
Laptop hat geschrieben:Übrigens, wie der Thread "stultus & stolidus" zeigt, arbeite ich selbstverständlich mit Textstellen; in selbigem Thread aber, wo ich (im Unterschied zu diesem hier), die Begriffsnuancen zu erfassen versuche, habe ich bisher keine Antwort bekommen
- das liegt in meinem Fall ganz einfach an der Tatsache, dass ich glaube, dass viele andere Forumsmitglieder, unter anderem du selber, zu dem Thema mehr beitragen können als ich, und dass daher eine Antwort meinerseits keine neue Information liefern würde. Lesen tue ich die entsprechenden Beiträge aber sehr wohl und mit Interesse. Auch die Lektüre des Artikels war sehr interessant, vielen Dank dafür.
Drittens:Zu Sprachgefühl/Sprachverständnis: Hier besteht m.E. Klärungsbedarf bezüglich der Definition dieser Begriffe. Wenn ich deine Auffassung eines echten Sprachverständnisses falsch verstanden habe, bedaure ich das und bin gerne bereit, meine Aussagen dazu zu revidieren. Nirgends habe ich behauptet, dass die beiden Begriffe sich widersprechen, eher im Gegenteil. Vergleiche hier:
Laptop hat geschrieben:Dieses "mechanische Sprachgefühl" hat mit wirklichem , d.h. frei-kombinatorischem Sprachverständnis wenig zu tun.Und deshalb können auch Kleinkinder schon sprechen: sie verstehen nicht, was sie selbst sagen - sie benutzen nur Vorlagen. Damit will ich sagen, daß "Sprachgefühl" für mich nichts erstrebenswertes ist.
In deinem Beitrag schien es, als wenn du den Begriff "Sprachverständnis" so verstehst, dass man jedes Wort in seine Einzelteile zerlegen kann, während du ein intuitives "Sprachgefühl", wie wir es alle haben und welches ich für notwendig halte, für völlig nebensächlich erachtest; in diesem Fall bleibe ich bei meinem Standpunkt, dass nach dieser Definition niemand ein echtes "Sprachverständnis" hat. Wenn du die Begriffe jedoch anders verstehst, ist natürlich auch die Implikation eine andere und ich bin gerne bereit, die Aussagen zurückzunehmen. Das hängt alles an der Definition der Begriffe. Dass das Auseinandernehmen eines Wortes auch das "Sprachgefühl" steigert, steht auch für mich außer Frage, bloß glaube ich, dass "Sprachgefühl", was auch immer man darunter letztendlich versteht, auf mehr beruht als auf Lexikographie.
Gruß, Pyrrha.
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?