Salvete
mir scheint es, ganz ins unreine gesprochen, so zu sein, als färbe der irrealis des kondizionalen ns den modus des hs ein. ist eine kondizionale periode im dt. überhaupt möglich, die (echten) irrealis im nebensatz, aber indikativ im hauptsatz stehen hat?
oder suchst du, willimox, nach einer darüber hinausgehenden logischen oder philosophischen deutung?
ille
Wahrscheinlich ist Sprachphilosophie das, was hier angesagt ist.
(1) Wenn-sätze rufen ein bestimmtes Weltwissen auf. In unserem Fall etwa
Es gibt giftige, todbringende Pilze.
Es gibt ungiftige Pilze.
(2) Dann: dein Hinweis auf den Irrealis im Wenn-Satz ist interessant: Ob er wohl eine Färbung des dann-Satzes vornimmt, der dann eigentlich kein echter Konjunktiv im sinne von Nichtwirklichkeit wäre.
a Wenn man giftige Pilze isst, wird man krank oder stirbt man.
b Wenn man nicht giftige Pilze isst, stirbt man nicht daran.
c Wenn man nicht giftige Pilze gegessen hat (in früheren Zeiten, und daslässt sich dann auch auf die Gegenwart transportieren), so ist man daran nicht gestorben.
d Wenn man nicht giftige Pilze essen würde, würde man nicht daran sterben.
e Hätte man nichtgiftige Pilze gegessen, so wäre man nicht daran gestorben.
Egal ob die Sprechsituation nun davon ausgeht, dass man schon als toter aus dem Jenseits spricht oder als lebender Sprachanalytiker.
(3) Mit anderen Worten: In unserem Wenn-satz ist eine absolute Lesart, die von dem Bedingungsgefüge und der Sprechsituation weitgehend abstrahiert, nicht zwingend gegeben. Und so öffnet sich ein Deutungsspielraum.
f Die fraglichen Pilze sind Heilpilze.
g Ihr genuss hätte einem Tod durch was auch immervorgebeugt oder hätte ihn verhindert.
h Die Pilze sind ganz einfach ungiftig, ihr Genuss hat keine negativen Folgen.Dass wir alle sterben müssen ist klar. Dass in unserem Wenn-Satz aber eine Pilzsache der auslöser ist wäre), das ist nicht der Fall.