ire und seine Quantitäten.

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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Tiberis » So 29. Mai 2011, 14:27

Doch welcher Regel folgt, daß das lange Stamm-i im PPP peritus kurz wird?

der stamm ist ja nicht immer lang. lang ist er in is, imus, itis, ire, ibam usw, aber schon in it haben wir die schwache wurzel vor uns, ebenso wie im supinstamm (-itus, iturus).
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon ille ego qui » So 29. Mai 2011, 16:35

wie gesagt, tiberis: das -t der dritten singular bewirkt immer eine kürzung des stammvokals.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Laptop » Mo 30. Mai 2011, 01:59

Tiberis hat geschrieben:der stamm ist ja nicht immer lang. lang ist er in is, imus, itis, ire, ibam usw, aber schon in it haben wir die schwache wurzel vor uns, ebenso wie im supinstamm (-itus, iturus).
Nochmal die Frage: welcher Regel folgt das? Bspw. hat das PPP auditum ein langes i.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 30. Mai 2011, 09:20

Bspw. hat das PPP auditum ein langes i.

Hier zeigt sich das langvokalische i bei audire (langvokalische i-Konjugation).
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon consus » Mo 30. Mai 2011, 09:45

Das Verbum eo, Ä­Ä« (später Ä«vi), Ä­tum, Ä«re hat zwei Wurzeln, eine starke √ī und eine schwache √ĭ. Der Supinstamm wird mit der schwachen Wurzel √ĭ geformt: Ä­tum, Ä­turus. Vgl. u. a. die Übersicht Kühner-Holzweissig § 199 (S. 813). Dort Weiteres zu , z. B. zum Problem PPP ambÄ«tus (amb-Ä«re, geht nach der Ä«-Konjugation), aber Substantiv ambÄ­tus.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Laptop » Mo 30. Mai 2011, 15:17

Ich habe nun gelesen, daß sich die Konjugation von ire nicht an das Schema der Konjugationen hält. Wenn man also von diesem Schema ausgehend fragt, ist die Antwort "es ist regellos". Ärgerlicherweise fehlt in den Konjugations-Tabellen, die ich im Schrank habe ausgerechnet ire.

Das Verbum eo, Ä­Ä« (später Ä«vi), Ä­tum, Ä«re hat zwei Wurzeln, eine starke √ī und eine schwache √ĭ. Der Supinstamm wird mit der schwachen Wurzel √ĭ geformt: Ä­tum, Ä­turus. Vgl. u. a. die Übersicht Kühner-Holzweissig § 199 (S. 813). Dort Weiteres zu , z. B. zum Problem PPP ambÄ«tus (amb-Ä«re, geht nach der Ä«-Konjugation), aber Substantiv ambÄ­tus.
Solch wechselhafte Quantitäten sind "garantierte" Fettnäpfe bei der Vertonung bzw. beim Sprechen von lat. Texten. Was ich hieraus lernen kann ist, daß die Quantität von solchen, die von ire abgeleitet sind, nachgeschlagen werden sollte.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Zythophilus » Mo 30. Mai 2011, 21:12

Im Präsensstamm ist das i von ire lang. Die Kürzung der 3.P.Sg. ist sekundär und erfolgt analog zu den übrigen Konjugationen, vielleicht unter Einfluss des kurzen i der kons. Konj. Gelegentlich findet man bei Dichtern noch eine lang gemessene 3.P.Sg.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon ille ego qui » Di 31. Mai 2011, 16:16

salvete!
sicher, Zythophilus, dass es sich dabei nicht um das Perfekt handeln könnte? periit > perît
valete.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 31. Mai 2011, 16:25

Ich finde auch, dass zu der ganzen Fragestellung der Crusius unter §3 B. einiges aussagt.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon consus » Di 31. Mai 2011, 16:32

Weil ich mich gerade erinnere…
Enn. ann. 431 (Skutsch): Ä«t (im selben Vers Prs. concutit), aber auch Plaut. Poen. 683.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Laptop » Di 31. Mai 2011, 23:16

novuscolonus hat geschrieben:perÄ­tus ist aber ungebräuchlich und wird klassisch von perditus ersetzt.
Ich nahm bisher an peritus und perditus sind zwei verschiedene PPPs! Peritus (zugrunde gegangen) von perire (zugrunde gehen) und perditus (zugrunde gerichtet worden) von perdere (zugrunde richten). Wurde zw. beiden nicht mehr differenziert? Kannst du dafür eine Quelle angeben?


@Zythophilus entschuldige, was meinst du mit "ist sekundär", was heißt das konkret für den Sprachgebrauch: man hat die Wahl zw. langem und kurzem i in perit?
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon Laptop » Mi 1. Jun 2011, 12:57

Strengenommen dürften Verben mit medialem Sinn, wie venire und perire, kein PPP bilden, wie sie allgemein kein Passiv haben dürften. Bei venire scheint das der Fall, bei perire !teilw.! der Fall zu sein.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon ille ego qui » Mi 1. Jun 2011, 14:10

du hast recht, Laptop, wenn auch "ventum est" als unpers. passiv nicht gar so selten ist.
man bemerkt aber - erlaubt die assoziation -, dass das passiv von "perdere" im sinne von "verloren gehen, zugrunde gehen" durch perire ersetzt wird, jedenfalls klassisch.
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Re: ire und seine Quantitäten.

Beitragvon consus » Mi 1. Jun 2011, 14:28

novuscolonus hat geschrieben:perÄ­tum/s ungebräuchlich bzw. nicht belegt ist, ...
Ungebräuchlich ja, aber mindestens einmal vorkommend, optime novecolone: im von mir oben zitierten Luxoriushexameter mit seiner Paronomasie.
:)
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