Meine Frage zu u/v.

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Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Laptop » Do 17. Nov 2011, 10:35

Folgende Frage ist mir besonders wichtig. Ich gehe davon aus, daß es im „besten“ Latein vokalisches und halbvokalisches u/v gibt, jedoch kein konsonantisches. Ferner gehe ich davon aus, daß halbvokalisches unsilbig, und vokalisches silbig ist. Sollten diese Annahmen fehlerhaft sein, bitte korrigieren. Vor diesem Hintergrund frage ich: welches Prinzip steckt hinter der neuzeitlichen Differenzierung des Schriftbilds in „v“ und „u“? Ich sehe die halbvokalische und unsilbische Lautvariante mal als „v“ (vulgur) mal als „u“ (quod, sequutus) geschrieben, und ich erkenne keine Regelhaftigkeit. :? Wieso hat man nicht vielmehr festgelegt, silbisches als „u“ und unsilbisches als „v“ zu schreiben: qvod, qvum, seqvutus. perpetvus, conspicvus. svavis, consvetudo. sangvis?
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Zythophilus » Do 17. Nov 2011, 12:59

Die Römer hatten keine Instanz, die Rechtschreibregeln verbindlich vorgeben konnte.
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Laptop » Do 17. Nov 2011, 14:34

@Zythophilus @Longipes Die Humanisten müssen sich etwas bei Einführung dieser Unterscheidung gedacht haben, nur was? Das ist meine Frage. Vielleicht gibt es darüber ja Korrespondenzen od. Werke, in denen das Prinzip erklärt wird? Erasmus hätte bestimmt die Antwort auf die Frage, aber leider lebte er wohl noch bevor die Differenzierung populär wurde.
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon consus » Do 17. Nov 2011, 14:46

Max Niedermann, Historische Lautlehre des Lateinischen, 3. Aufl. Heidelberg 1953, S. 12 (wurde von mir, wenn ich mich nicht irre, schon irgendwo erwähnt):
...j und v, die wenigstens bis zum ersten Jahrhundert n. Chr. Halbvokale, d. h. die konsonantischen Formen der Vokale i und u waren... Der Gebrauch der Buchstaben j und v ist modern; sie sind erst durch den französischen Humanisten Petrus Ramus (Pierre de La Ramée, 1515-1572) allgemeiner bekannt geworden.
Der TLL übrigens schreibt v, aber nicht j, also vel, aber iuvo usw.: seltsame Inkonsequenz, die auch in modernen Textausgaben erkennbar ist. In unserer Runde schreibt, soweit ich sehe, nur Zythophilus konsequent uel, iuuo usw.
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Zythophilus » Do 17. Nov 2011, 22:16

Manchmal geht es so weit, dass ich auch dort, wo ich in lateinischen Wörtern trotz allem ein v verwenden sollte, das u nehme.
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Laptop » So 20. Nov 2011, 00:32

@consus Danke für die Erwähnung von Ramus, wenn er tatsächlich der Urheber sein sollte, ist das schon ein Hinweis, dem ich mal nachgehe.

Übrigens habe ich die Schriften Erasmus’ kurz überblickt, und wie es scheint, war es bis zu seinem Tod üblich das „v“ einzusetzen – jedoch bloß als Allograph am Wortanfang, ähnlich den deutschen Allographen Å¿/s bzw. den griechischen Allographen σ/Ï‚. Die lautliche Unterscheidung v/u muß also später populär geworden sein, das paßt auch auf die Lebensdaten Ramus’, der erst 21 war als Erasmus starb.
Zuletzt geändert von Laptop am Mo 21. Nov 2011, 04:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Meine Frage zu u/v.

Beitragvon Zythophilus » So 20. Nov 2011, 23:04

Wie sieht es in den anderen Sprachen aus? Besonders die romanischen Sprachen, deren Wortbestand großteils aus dem Lateinischen kommt, müssen auch vor dem Problem u und v gestanden sein. Beim konsonantischen i konnte man immerhin auf y ausweichen.
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