Nachdem ich noch privaten Mailkontakt mit dem Ausonius-Kenner
Prof. Dr. Joachim Gruber hatte, der mir u.a. schrieb, dass die heute maßgebliche Ausgabe die von Green, Oxford 1999, ist, tendiere ich nun doch dazu, mein Video
http://youtu.be/b2v-NCDxrMM noch einmal völlig neu zu überarbeiten, und zwar nicht nur wegen meines "verkorksten" Verses, der in der handschriftlichen Überlieferung so lautet:
Anne, veni et festum veteri novus adice Ianum.- und auch in dieser Form in der modernen Green-Ausgabe von 1999 abgedruckt ist.
Auch der Vers
coge secuturos bis sena per ostia menses ist fraglich, denn den hat ja – so weit ich sehen kann – auch
dieser Konjektur-Peiper eigenmächtig dorthin verschoben, wo er in der handschriftlichen Überlieferung wohl nicht steht. Obwohl sich dieser Vers unbestritten gut macht im Ablauf des Textes in meinem Video. Peipers Konjektur finde ich jedenfalls nicht abwegig. Der hatte sich sicher was dabei gedacht.
Auch das Titelblatt im Video sollte ich dann wohl nach der heute maßgeblichen Ausgabe von Green, Oxford 1999, gestalten (zu der ich eben leider keinen Zugang habe). Wegen des leidigen Copyrights findet man im Netz, z.B. bei archive.org ja nur entweder ganz alte, gemeinfreie Ausgaben, wo das Copyright schon lange abgelaufen ist, oder eben Varianten gemeinfreier Rohtexte ohne jeglichen textkritischen Apparat oder Kommentar, ja nicht einmal mit Quellenangaben oder Verweisen auf die jeweils zugrunde liegende Ausgabe. Das ist das Problem. Und Perseus
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/tex ... ection%3D6 hat halt auch diese Peipersche Version. Beim Titelblatt meines Videos hatte ich mich nach den Angaben auf der mir vertrauenswürdig erscheinenden Webseite der Uni Zürich gerichtet:
http://mlat.uzh.ch/MLS/xanfang.php?tabe ... _download=wo das besagte Gedicht als
IDYLLIUM IX. Item precatio kalendis Ianuariis aufgelistet ist.
Das Titelblatt kann man jedenfalls auch "wissenschaftlicher" gestalten. Prof. Gruber schrieb mir:
Prof. Dr. Joachim Gruber hat geschrieben:Die Zählung lautet auch nicht Idyll. IX, sondern ursprünglich (nach
Souchay) "332 Idyll. VIII", bei Peiper "Domestica V", bei Green jetzt
Precatio 3.
Nun, es würde dann im Grunde genommen alles darauf hinauslaufen, dass ich das gesamte Video noch einmal völlig neu machen muss, inkl. Synchronisation von Bildern und Text, und die Musikspur Colossus von Kevin MacLeod muss ich dann auch neu schneiden, damit der Text draufpasst. Und im Abspann würde ich dann auch dazuschreiben, dass die Monats-Mosaike aus dem Mosaikkalender in Sousse, Tunesien, stammen. Vielleicht lohnt es sich doch, diese komplette Überarbeitung vorzunehmen, damit dann alles Hand und Fuß hat, im altphilologischen Sinne. Mein bisheriges “Peipersches” Video kann ich deswegen ja trotzdem auf Youtube lassen, ohne es zu löschen. Aber erst mal abwarten und sehen, wie sich alles anlässt. Ich will jetzt nichts überstürzen, denn der 1. Januar liegt sowohl hinter uns als auch weit vor uns. Ich habe also keinen Zeitdruck mehr wie noch Ende Dezember 2014, als ich einfach einen kleinen lateinischen Neujahrsgruß mit Ausonius basteln wollte. Was ursprünglich nur als digitale lateinische Neujahrskarte und kleine Spielerei gedacht war, artet jetzt regelrecht zu einem "wissenschaftlichen Projekt" aus. Aber es stimmt schon: Es wäre schön, wenn alles wirklich richtig stimmig wäre, auch im altphilologischen Sinne.
Was mich gestern Nacht trotz meiner "Halsstarrigkeit" ins Wanken gebracht hat, lieber ille ego qui, waren deine beiden Belege von Vergil (!) und Silius Italicus, die du offenbar auf der Seite
http://latin.packhum.org/search?q=veni+et rausgefiltert hattest, und dein Satz:
ille ego qui hat geschrieben:Das i ist wohl im Sinne einer Synalöphe gerade noch anzudeuten (etwa: /ven(i)/ et bzw. /venjet/). Varro wird das kaum anders gesehen haben
Die Aussprache "venjet" wäre jedenfalls ein akzeptabler Kompromiss für mich, denn dann hätte ich das nach meinem Dafürhalten so wichtige -i des Imperativs halbvokalisch doch noch "ein bisschen" dabei.
Nun, wir werden sehen. Ich will wie gesagt nichts überstürzen.
Ob eine neue Version dieses Ausonius-Videos dann wirklich besser und schöner wird als meine Erstfassung, bleibt abzuwarten. Jedenfalls spüre ich, dass meine ursprüngliche spielerische und enthusiastische Herangehensweise nicht mehr vorhanden ist. Ich weiß auch nicht, wie ich das mit den Betonungen vor dem Hintergrund der Musik hinkriege. Abgesehen davon bin ich ja kein lateinischer Muttersprachler, und auch kein Professor, und auch keine Prof. Johanna Narten, und und und... Ich unterrichte ja nicht einmal Latein, obwohl ich es Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre studiert hatte, u.a. eben auch bei Prof. Gruber.
Ich bin nichts.
Aber ich liebe und genieße - in gewissem Sinne und auf meine persönliche Weise - die wundervolle lateinische Literatur...