Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

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Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Sternenkind » Di 24. Feb 2015, 00:25

Guten Abend :)

Ich denke über die Übersetzung von "wenn" in diesem Fall nach.

Laut Menge (S. 841) steht nach cum iterativum der Indikativ und bei Gleichzeitigkeit im HS das Präsens.

-> Cum magister eum reprehendit (Ind. Präsens), tacet.

Laut Rubenbauer müsste man aber wohl eine Vorzeitigkeit ausdrücken

-> Cum magister eum reprehendit (Ind. Perfekt), tacet.

oder mit ubi:

-> Ubi magister eum reprehendit (Ind. Perfekt), tacet.


Ubi mit Ind. Präsens und Ind. Präsens im HS gibt es wohl nicht, oder?

Danke schon im Voraus.

Gruß
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon RM » Di 24. Feb 2015, 00:52

Habt ihr auch schon "vituperare" für "tadeln" gelernt?
Kürzer wäre natürlich noch "A magistro vituperatus silet." :wink:

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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Prudentius » Di 24. Feb 2015, 16:19

Es ginge auch mit quando(cumque) und si; vllt. auch mit quot.

Laut Rubenbauer müsste man aber wohl eine Vorzeitigkeit ausdrücken


Sei nicht so autoritätshörig :-D ! Wenn es vom Sinn her angebracht ist, müsste man ...
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Zythophilus » Mi 25. Feb 2015, 00:05

Da der Tadel vor dem Schweigen kommt, ist die Vorzeitigkeit angebracht.
Sich an einer normalerweise zuverlässigen Grammatik zu orientieren, ist nicht unbedingt Autoritätshörigkeit, sondern macht das (Lateiner-)Leben einfacher. Der Sinn, der angebracht scheint, kann durchaus trügen.
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Laptop » Mi 25. Feb 2015, 01:10

Selbst wenn der Tadel vor dem Schweigen kommt, mag der Tadel in der Zukunft liegen. Und für künftige Ereignisse den Perfekt nehmen kommt mir seltsam vor ... Wir haben doch hier eine Zeitlosigkeit vorliegen. Ich sehe keinen Grund nicht dem Menge zu folgen.
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon RM » Mi 25. Feb 2015, 21:02

Tja, meine Übersetzung von vorher trug diesen ganzen Bedenken natürlich schon Rechnung. :wink:

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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Laptop » Do 26. Feb 2015, 00:33

Tja RM, mit Einspruch ist man hier immer schnell bei der Hand. Mit Lob oder "du hast recht" kann man warten, bis einem ein grauer Bart wächst ;-)
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon RM » Do 26. Feb 2015, 00:47

Ja, meckern geht immer - irgendein Haar wird man in der Suppe schon finden. Gegen solche Verhaltensweisen hilft nur eine Prise Humor ... :lol:
Aber Sternenkind könnte auch mal etwas dazu sagen :wink:

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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Tiberis » Do 26. Feb 2015, 01:43

Longipes hat geschrieben:Man müsste auch über die Genauigkeit des deutschen Satzes nachdenken. Der Satz "Immer wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er" drückt meines Erachtens ein gleichzeitiges Tadeln und Schweigen aus; also in dem Sinne, dass der Schüler betreten zu Boden blickt, ohne zu widersprechen, während der Lehrer eine Tirade loslässt.

sehe ich auch so. wollte man das tadeln und schweigen als zeitliche abfolge verstehen, wäre auch im deutschen im temporalsatz perfekt zu erwarten.
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon RM » Do 26. Feb 2015, 10:07

Longipes hat geschrieben:
RM hat geschrieben:Falls das an mich ging ...

Nein, nein, das war ganz allgemein gedacht. :wink:

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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon Prudentius » Do 26. Feb 2015, 10:48

Ja, meckern geht immer - irgendein Haar wird man in der Suppe schon finden.


Das liegt daran, dass nur durch Widerspruch der Erkenntnisprozess vorangebracht werden kann; Anerkennung und Danksagung gehören zu den guten Sitten und sind Balsam auf die Seele dessen, der ihn verdient, aber mehr nicht :-D . Ich frage mich manchmal, was das Schweigen des Forums bedeutet: "qui tacet, consentire videtur" - oder eine Form der Ablehnung? :-D

Bei der Beurteilung des Satzes haben nicht die Grammatiken das letzte Wort, der Satz ist vieldeutig, es kommt darauf an, was der Autor ausdrücken wollte, und ebenso, wie der Leser oder Hörer ihn verstehen will.
Es kann eine wiederholte Beobachtung gemeint sein, dann ist das Iterative richtig; es kann aber auch ein kausaler Zusammenhang gemeint sein; dann eher si.
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon romane » Do 26. Feb 2015, 10:56

Schweigen ist nicht Zustimmung/Ablehnung, sondern bei mit hier eher eine Art Desinteresse:

Ich gehe davon aus, dass es sich um Schulbuchlatein handelt und dieser Satz in einem Bezug zum grammatischen Lehrstoff steht. Es geht dann wohl leider nur um richtig oder falsch bzw. Stoff verstanden oder nicht.
Das soll nicht bedeuten, dass man sich über dieses Phänomen keine Gedanken machen sollte.
Der Fragesteller kann ja das für ihn wichtige herauslesen.
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Re: Wenn der Lehrer ihn tadelt, schweigt er.

Beitragvon RM » Do 26. Feb 2015, 22:39

Prudentius hat geschrieben:"qui tacet, consentire videtur" - oder eine Form der Ablehnung? :-D

Ich würde das eher umdeuten in "Qui tacet, vacuum tempus non habere videtur." :D

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