Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Zythophilus » Di 31. Mär 2015, 09:07

Das o wird lang gemessen. Es mag sein, dass es ursprünglich bloß die Silbe war, die durch die Kombination o + i lang gemessen wurde, aber die dreisilbige Variante hat eindeutig ein langes o.
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Tiberis » Di 31. Mär 2015, 10:34

Laptop hat geschrieben:Alle zu diesem Themenfeld gehörenden Wörter auf Τρω.. und auch Τροία leiten sich von Τρώς ab. Deine Frage müßte eher lauten, warum Τροία mit Omicron statt Omega aus der Reihe tanzt

Τροια leitet sich, wie du richtig schreibst, von Τρως ab. ich vermute nun, dass der diphthong οι durch die verbindung bzw. verschmelzung des stammes Τρω- mit dem ortssuffix -ια zu erklären ist. οι deshalb, weil ein diphthong ωι (das wäre dann ja ein ω mit ι adscriptum) nicht existiert.
aber in ermangelung entsprechender unterlagen (mein buch über griech. sprachwissenschaft ist derzeit leider unauffindbar :x ) kann ich das leider vorerst nicht beweisen.
dennoch meine ich, dass die griechische schreibweise für die ermittlung der lateinischen quantitäten in diesem fall unerheblich ist. entscheidend ist wohl, dass das von Troia (und nicht etwa von Τρωες) abgeleitete ethnikon Troianus unstrittig langes o hat. d.h., Troia muß langes o haben!
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Laptop » Di 31. Mär 2015, 18:31

Zythophilus, richtig, nur mit langem o paßt es ins Versmaß. Allerdings ist dieser Beleg eingeschränkt beweiskräftig. Dreisilbig ist es eine dichterische Lautform, die so nicht dem gewöhnlichen Sprachgebrauch entspricht.
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon ille ego qui » Mi 1. Apr 2015, 11:16

fest steht aber doch wohl, dass vor intervokalischem <i> immer eine lange Silbe erscheint.
Vielleicht gibt es Äußerungen von Grammatikern bzw. ii-Inschriften?
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Zythophilus » Mi 1. Apr 2015, 14:32

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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Zythophilus » Mi 1. Apr 2015, 15:01

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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Zythophilus » Mi 1. Apr 2015, 15:05

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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Laptop » Mi 1. Apr 2015, 18:07

fest steht aber doch wohl, dass vor intervokalischem <i> immer eine lange Silbe erscheint.

Richtig, das ist ja das Problem :-) Denn dadurch liegt die Vokalquantität im Schatten verborgen. In der dreisilbigen Form Troia, die oben genannt wurde, liegt dieses intervokalische i nicht vor. Daher ist die Länge des Vokales leicht zu ermitteln, aber es ist eben nicht mehr das worum sich die Fragestellung dreht:
Wie ermittelt man die Vokallängen in Silben, die mit intervokalischem i enden und somit geschlossen sind? Können wir uns auf diese Fragestellung einigen? Tiberis hatte z. B. etymologische Hinweise genannt.
Zuletzt geändert von Laptop am Mi 1. Apr 2015, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon ille ego qui » Mi 1. Apr 2015, 18:20

man müsste eben in die inschriften gehen. für troia scheint verbürgt, dass <i> als /jj/ gesprochen positionslänge erzeugen kann. für mich liegt es näher, dies auf andere intervokalische <i> auszudehnen, wo ja durchgehend länge zu verzeichnen ist, als ein ganz neues und eigenes lautgesetz zu formulieren, wonach intervokalisches i den vorangehenden vokal längt.
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Laptop » Mi 1. Apr 2015, 18:45

ille ego qui hat geschrieben:... ein ganz neues und eigenes lautgesetz zu formulieren, wonach intervokalisches i den vorangehenden vokal längt.

Wesdawegen sollten sie gelängt werden? In cuius und huius sind die Vokale nach (Tippfehler, ich meinte: vor) intervokalischem i unstrittig kurz. Und sie gehören zu den häufigeren Wörtern im Lateinischen.
Zuletzt geändert von Laptop am Mi 1. Apr 2015, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon ille ego qui » Mi 1. Apr 2015, 19:15

aber es wird doch hier teilweise die jj-regel bezweifelt (die ich auch für cuius etc. ansetzen würde) ...
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Beitragvon Zythophilus » Mi 1. Apr 2015, 20:07

Laptop hat geschrieben:In cuius und huius sind die Vokale nach intervokalischem i unstrittig kurz.

Es geht aber um den Vokal vor diesem i.
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 1. Apr 2015, 20:23

Ich habe hier nur überflogen. Gibt es Informationen dazu bei Meiser, Historische Laut-und Formenlehre des Lateinischen? Ich habe das Buch, aber habe momentan nicht die Zeit da durchzuschauen. Das könntet ja ihr tun. ;-)
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon Laptop » Mi 1. Apr 2015, 22:59

ille ego qui hat geschrieben:aber es wird doch hier teilweise die jj-regel bezweifelt (die ich auch für cuius etc. ansetzen würde) ...
Verstehe, wir brauchen erst einmal einen Konsens darüber, daß das jj-Phänomen existiert, bevor wir darauf aufbauend über Dinge wie Vokalquantitäten weiterdiskutieren.

@Zythophilus Ich hatte mich verschrieben, ich meinte “vor” nicht “nach” :roll:
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Re: Aktueller Stand: magnus, maius, maximus.

Beitragvon consus » Do 2. Apr 2015, 07:50

Laptop hat geschrieben:... daß das jj-Phänomen existiert, bevor wir darauf aufbauend über Dinge wie Vokalquantitäten weiterdiskutieren. ...
Salve, Laptop!
Zu diesem Problem schreibt M. Niedermann*:
Intervokalisches j hatte in der Aussprache den Lautwert -jj-. Daher schrieb Cicero, im Bestreben die Orthographie mit der Aussprache in Einklang zu bringen, aiio, Maiia, Aiiax statt aio, Maia, Aiax... vgl. Quintilian, inst. 1, 4, 11 ... Ciceroni placuisse aiio Maiiamque geminata i scribere... ... In der Dichtung wird die erste Silbe von ajo, major, pejor pejus stets als Länge gemessen: vgl. z. B. Plautus, Cas. 761 ..., Ovid, met. 4, 394 ..., Martial 1, 103, 5... Da der Wurzelvokal aller dieser Wörter von Natur kurz war, so kann die Langmessung nur auf Positionslänge ... beruhen. Und schließlich gehen italien. maggiore, peggiore auf die lateinischen Grundformen majjorem, pejjorem mit doppeltem j zurück.

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* Hist. Lautlehre d. Lat., 3. Aufl. Heidelberg 1953, S. 114f.
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