Quaestibus mit langem i?

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Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Laptop » Mo 13. Jul 2015, 20:38

Hallo! Die Form quaestibus (von quaestus) soll langes i haben, ist das richtig? Das wäre nämlich höchst erstaunlich, denn jede Grammatik gibt die Endung -ibus pauschal als kurz an.
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Zythophilus » Mo 13. Jul 2015, 21:46

Wieso sollte sie? -ibus als Endung von Dat.Abl. Pl. der dritten und U-Dekl. (wo es ursprüngl. -ŭbus war, wie Manilius, Astron. III ut totum lustret curuatis arcubus orbem zeigt) hat auf jeden Fall ein kurzes i.
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon SursumDeorsum » Mo 13. Jul 2015, 21:56

Pangere non potuit nisi potus scurra Cratinus;
sunt mihi fata eadem: Pierides madeant!


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Iuppiter est, quodcumque vides, quodcumque moveris.
Sortilegis egeant dubii semperque futuris
Casibus ancipites: me non oracula certum,
Sed mors certa facit. Pavido fortique cadendum est:
Hoc satis est dixisse Iovem.
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Laptop » Mo 13. Jul 2015, 22:28

Ich frage deshalb, weil es hier so beschrieben wird:
... ... Queſtus in plurali: in ſingulari
utimur etiam ſæpe ablatiuo á queror:
unde fit conqueror cuius datiuus & ablatiuus
eſt quæſtibus ut portubus. Quæſtus cuius pluralis
ablatiuus & datiuus eſt quæſtibus per
.I.
unde eſt quæſtor: á quæro uenit: unde conquiro:
fitque á ſupino quæſitum & ſignificat lucrum
... ...
(Quelle: hier)
Man könnte jetzt argumentieren hier stehe das i longa als Abbreviatur für "idem", zumindest ergäbe das Sinn. Aber dagegen spricht eine andre Textstelle, wo i longa eindeutig im Sinne von "langes i" gemeint ist, und deshalb gehe ich davon aus, daß der Autor i longa immer als "langes i" meint. Die andre Stelle mit i longa:
Varro in Analogia ait. De ficis: platanis & pleriſque
arboribus: alii extremum .us. alii
.I. faciunt:
id eſt falſum: nam debent dici: hæ & hi fici
quod eſt ut nummi fici: ut nummorum ficorum.

(Quelle: hier)
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon RM » Mo 13. Jul 2015, 23:30

Nein, wie wir schon gesehen haben, erscheinen bei Platyna Einzelbuchstaben zur Kennzeichnung auch mit einem Punkt davor und einem dahinter, also .i. = i (aber kein langes i!). Nicht alles ist eine Abkürzung.

Außerdem bei Ovid, Fast, 4, 866:
numina, volgares, Veneris celebrate, puellae:
multa professarum quaestibus apta Venus.


Also ein kurzes i.

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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Laptop » Mo 13. Jul 2015, 23:33

Alle Einzelbuchstaben erscheinen aber beim Autor als Kleinbuchstaben, warum ausgerechnet beim i eine Majuskel? Und ausgerechnet das kleine i wäre viel besser lesbar und eindeutig. Das große i ist verwechselbar mit dem i longa und auch dem kleinen "l". Es ist doch unsinnig da ein versales i zu setzen, oder?
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Zythophilus » Di 14. Jul 2015, 06:34

Entweder irrte sich der Autor bei der Quantität der Silbe tatsächlich und hielt sie für lang oder er nahm irrtümlich ein Zeichen, das nicht stimmte, oder aber er ist generell inkonsequent bzw. verwendet nicht immer ganz eindeutige Zeichen. Ist die Art, wie er bestimmte Zeichen darstellt wirklich so wichtig?
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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon RM » Di 14. Jul 2015, 08:56

Ich glaube nicht, dass die Größe des i direkt etwas mit Länge oder Kürze zu tun hat, würde aber raten, einen Index aller Abkürzungen und derartigen Besonderheiten zusammenzustellen, um eine Übersicht zu bekommen. Es sollte sich dabei ein gewisser Standard ermitteln lassen.

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Re: Quaestibus mit langem i?

Beitragvon Laptop » Di 14. Jul 2015, 09:51

Zythophilus hat geschrieben:Entweder irrte sich der Autor bei der Quantität der Silbe tatsächlich und hielt sie für lang oder er nahm irrtümlich ein Zeichen, das nicht stimmte, oder aber er ist generell inkonsequent bzw. verwendet nicht immer ganz eindeutige Zeichen. Ist die Art, wie er bestimmte Zeichen darstellt wirklich so wichtig?

Ja, ich bin da enorm pedantisch und prüfe jeden Fliegenschiß auf Form und Funktion, bitte das zu akzeptieren :-)

@RM Ja, habe alle Abbreviaturen und Besonderheiten gekennzeichnet und dokumentiert, und es gibt nur ein paar Unklarheiten, und die mit dem versalen i gehört dazu.
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