nochmal Laktanz

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nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Di 22. Sep 2015, 10:26

Liebe Philologen/Freunde des Lateinischen,

im Zuge meiner Hausarbeit stelle ich mir gerade die Frage, was man philologisch (grammatisch, stilistisch, semantisch ect.) an dem Traum des Konstantin noch untersuchen könnte oder vielleicht sogar müsste. Den mit "Fecit" eingeleiteten Satz habe ich deshalb mit Klammern versehen, da ich schon ausführlich die Frage diskutiert hat, ob Laktanz sich damit auf ein Christogramm oder Staurogramm bezieht. Dabei habe ich mir philologisch schon einiges angeguckt, z.B die Semantik von transversa, signum oder notat . Welche sonstigen Phänomene sind aus euer Sicht markant, sodass sich eine genauere semantische, stilistische oder grammatische Untersuchung lohnen würde? (Wörterbucharbeit (Thesaurus, OLD) oder wissenschaftliche Grammatik)

"Imminebat dies quo Maxentius imperium ceperat, qui est a.d. sextum Kalendas Novembres, et quinquennalia terminabantur. Commonitus est in quiete Constantinus, ut caeleste signum dei notaret in scutis atque ita proelium committeret. (Fecit ut iussus est et transversa X littera, summo capite circumflexo, Christum in scutis notat.) Quo signo armatus exercitus capit ferrum."


Brauche gerade ein paar Impulse zum Weitermachen. Vielen Dank!

Beste Grüße
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Zythophilus » Di 22. Sep 2015, 23:41

Maxentius' Machtergreifung war nach gängiger Meinung im Jahr 306, die Schlacht fand 312 statt. Gibt es eine befriedigende Erklärung, warum Laktanz von den quinquennalia schreibt, wo es doch sexennalia - der Begriff scheint in der Antike nicht belegt zu sein - sein müssten?
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon romane » Mi 23. Sep 2015, 07:47

:D Woher sollte Laktanz wissen, dass heute diese gängige Meinung besteht? :D
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Mi 23. Sep 2015, 13:45

Mir ging es auch eher um phililogische, sprachliche Geschichten. Man sagt ja z.B. immer, dass Laktanz als christlicher Cicero gilt. Kann man das hier irgendwie am Stil festmachen? Oder gibt es womöglich Abweichungen davon? Mir gehts jetzt echt um furztrockene, philologische Arbeit.
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Zythophilus » Mi 23. Sep 2015, 14:00

Da das Jahr 306 auch zur Zeit des Laktanz als Jahr der Usurpation des Maxentius nicht bestritten wurde ("gängige Meinung" auch damals), war entweder die Schlacht im Jahr 311 - man müsste also ein so wichtiges Ereignis umdatieren - oder Laktanz irrte sich. Beides wird behauptet, Thesen z.B. hier https://books.google.at/books?id=F02Zym ... ia&f=false
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Mi 23. Sep 2015, 14:05

ok danke Zythophilus. Das werd ich mal überprüfen. Link funktioniert aber irgendwie nicht :eek:
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon romane » Mi 23. Sep 2015, 15:34

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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Mi 23. Sep 2015, 17:17

Sorry, ich kann die Links nicht öffnen. Zumindest kommt dann bei mir kein spezifisches Buch/Text oder so, sondern nur allgemeine Buchvorschläge zu unterschiedlichsten Themen. Was mach ich falsch? :?
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Zythophilus » Mi 23. Sep 2015, 23:31

Bei mir geht der link. Keine Ahnung warum sonst nicht.
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Do 24. Sep 2015, 09:30

ich habs an 2 computern probiert.. auf was verweist er denn? bzw auf welche Bücher? Gehts da nochmal um die Quinquennalia diskussion?
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon romane » Do 24. Sep 2015, 09:36

hier ein Bild

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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Do 24. Sep 2015, 10:35

Danke!
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Re: nochmal Laktanz

Beitragvon Simme » Do 24. Sep 2015, 17:58

So, ich kann ja mal hier schreiben, was ich mir so sprachlich zu dem kleinen Textstück überlegt habe (stilistisch, semantisch und so) Würd mich über Korrekturen, Ergänzungen bzw. jegliche Anmerkungen freuen. War vielleicht auch etwas vermessen, etwas zu verlangen, ohne vorher was anzubieten ;-)

also erstmal fällt mir ganz grundsätzlich auf, dass die Schilderung des Traumes vor allem im Vergleich zur Traumschilderung von Licinius Traum, den dieser vor der Schlacht gegen Maximin hat, recht kurz gehalten ist. (Stilmittel Brevitas, mag aber auch schlicht damit zusammenhängen, dass Laktanz über die Vorgänge im Westen nicht so detailliert bescheid wusste, da er in Nikomedien war) Dazu passen dann ja die unpersönlichen Konstruktionen (commonitus est, iussus est). Es ist also nichtmal angegeben, wer dem Kaiser den Befehl gibt bzw. ihn daran erinnert. Stilistisch ist mir sonst noch der doppelte Relativsatz aufgefallen, wobei sich beide auf ein und dasselbe Bezugswort beziehen. Da wollte ich aber nochmal gucken wie das mit den einzelnen Gliedern bei einer Kette von einem Relativsatz ist. Weiß dazu jemand was? Auffällig fand ich auch, dass die Prädikate zweimal an der Satzspitze stehen (commonitus, imminebat), die zweifache Nennung von notare in scutis , dass mehrere Abl. abse hintereinander stehen (transversa littera, capite circumflexo ) und den Tempuswechsel auf notat (dramatisches Präsens. Soll nach eberhard Heck wohl auf metrischen Gründen sein wegen eines Dicreticus?!) Semantisch habe ich auch nochmal den OLD auf alles mögliche überprüft. Imperium capere zeigt den widerrechtlichen Aspekt an, Maxentius war ja ein Ursupator. Commonere drückt im Vergleich zu admonere und monere aus, dass etwas in Erinnerung gerufen wird. Das machen admonere und monere zwar auch, aber die haben ein weiteres Bedeutungsspektrum. Bei commonere liegt der Schwerpunnkt auf der Erinnerung. Wusste Konstantin schon früher, dass er dieses Zeichen auf die Schilde setzen lassen soll? Ansonsten wollte ich nochmal gucken, warum quies für traum steht statt somnus oder sopor. Notare heißt in der textstelle eine Abkürzung/Abbreviatur von etwas setzen.

Hab jetzt alle möglichen Einzelheiten, aber der Blick auf eine Gesamtinterpretation bleibt mir noch versperrt. Wie könnte man das zusammenfügen, falls man es kann? Würd mich über jegliche Tipps, Ergänzungen, Synthesen freuen. Kommt schon, ich hab auch bissl was vorgelegt :wink:
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