Quaestiones

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Re: Quaestiones

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 23. Apr 2016, 11:14

marcus03 hat geschrieben:Doch was ist schon Mathematik im Vergleich zur der Literatur, in der es um die propria hominis natura geht?
Ovid u.a. lesen sich nun mal anders als Einsteins Relativitätstheorie? Zugegeben ein absurder Vergleich.
Aber verblasst nicht z.B. "E=m*c²" vor einem abl. abs., Supin, verschränktem Rel.satz

Einspruch! :D Mathematik kann genauso schön in ihrer Struktur sein wie Lat.Literatur. Auf den Betrachter kommt es auch hier an. Die Allgemeine Relativitätstheorie reduziert sich ja nicht nur auf E=m*c², das wäre in der Tat langweilig, sondern es gibt ja auch die wunderbaren Einstein´schen Feldgleichungen. Dass Mathematik sehr kreativ sein kann, findet man auch in der fraktalen Geometrie begründet von B. Mandelbrot:
http://tinyurl.com/zvsq29b
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Apr 2016, 13:12

Medicus domesticus hat geschrieben:Einspruch!


Das ist hier nicht nötig. Ich habe, wie so oft, wieder ein wenig übertrieben. Stilmittel: Hyperbel.
Sorry, wenn's nicht so rüberkam. :)

Mit Mathe meinte ich natürlich nur die Welt der math. Formeln, die faszinierend ist, aber halt auch furchtbar trocken. ;-)
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Re: Quaestiones

Beitragvon Prudentius » Sa 23. Apr 2016, 17:11

...furchtbar trocken.


Das ist zu emotional geurteilt, steig doch mal ein in "Unterhaltsame Mathematik"!

Die Relativität ist nicht von Einstein erfunden worden, das ist ein großes Thema, das sich seit der Antike durch die ganze Geistesgeschichte hindurchzieht; es geht los bei den "Vorsokratikern", Heraklit: "Alles fließt", panta rhei, und bei der großen Bewegung der Sophisten: der Satz des Protagoras: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, ..."; das Hauptmotiv Platons und seiner Nachfolger war, eine Antwort zu finden auf diese Herausforderung; denn wenn alles fließt, dann geht ja auch die Wissenschaft den Bach hinunter: was heute gilt, gilt morgen nicht mehr; Platon erfand die Ideenlehre, um etwas zu haben, was über allem Wechsel und Veränderung hinaus Bestand hatte, worauf man also bauen konnte.

Die geistigen Kämpfe am Beginn der Neuzeit standen auch unter diesem Zeichen: Steht Sonne oder Erde im Mittelpunkt; noch wichtiger anders ausgedrückt: gibt es eine absolute Himmelsachse, gibt es absolute Richtungen oben und unten, gibt es überhaupt den Himmel, oder gibt es nur den umgebenden Weltraum?

Hegel war der letzte Denker, der eine Synthese versucht hat zwischen der Welt des Relativen, Veränderlichen und des Absoluten, Einen, Ewigen, Göttlichen, bekannt unter dem Namen "Dialektik" (mit Anklang an Platon), die ja dann von Marx übernommen wurde, in seinem "dialektischen Materialismus", der ein tragendes Gerüst für die endgültig wahre Weltanschauung sein sollte.
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Apr 2016, 18:24

Prudentius hat geschrieben:"Alles fließt", panta rhei,


Was man heute mit "alles driftet mit irren Geschwindigkeiten auseinander" übersetzen könnte.
Wir driften und driften und ... und keiner weiß, wohin eigentlich.
Ohne die "dark matter" hätte es schon längst alles zerrissen und von der wissen wir nur, dass es sie geben muss, aber nicht, wie sie beschaffen ist.

Prudentius hat geschrieben:um etwas zu haben, was über allem Wechsel und Veränderung hinaus Bestand hatte,

Eine verständliches Wunschdenken, das sich längst endgültig als Illusion erwiesen hat.

Dem alten Herrn scheint mit uns, ins Dasein Geworfenen, aber ohnehin der große Wurf nicht gelungen zu sein- trotz der umwerfenden Schönheit des Kosmos, der dem Kältetod im Affentempo in einem unvorstellbar langen
Zeitraum entgegenstürmt. In fine mundus tenebrosissimus et frigidissimus.
Gut, dass noch viel Zeit bleibt, um uns rechtzeitig warm anzuziehen und Kerzen zu besorgen. ;-)
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